1.FC Köln

Samstag, 17. Dezember 2005

Rettig tritt zurück

FC-Sportmanager Andreas Rettig ist nach der Niederlage in Bielefeld zurückgetreten. Er übernimmt damit nach eigenen Worten die Verantwortung "für die personelle Zusammenstellung des Kaders".

Eines Kaders, der zumindest in seiner derzeitigen Verfassung nicht erstligatauglich erscheint und der seit Saisonbeginn durch die Nachverpflichtungen Alpays, Weisers und Mokhtaris kaum nennenswerte Fortschritte gemacht hat. Bedenklich ist vor allem die Instabilität der Mannschaft. Nicht zum ersten Mal reichte in Bielefeld ein Gegentor, um das Team komplett aus dem Konzept zu bringen.

Über die Ursachen und Rettigs Anteil daran lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise reicht die indivuelle Klasse der einzelnen Spieler nicht, möglicherweise ist es um ihr Nervenkostüm nach 12 sieglosen Spielen nicht allzugut bestellt. Möglicherweise fehlt es dem Team schlicht an Hierarchie, an Spielern, die gerade in Krisensituationen Führungsqualitäten zeigen.

Wenig hilfreich sicherlich, dass sich zahlreiche Spieler auf den Positionen, für die sie geholt wurden, als wenig geeignet erwiesen: Schlicke, Feulner, Mokhtari im defensiven Mittelfeld, Rahn als linker Verteidiger, Guie-Mien als Mann hinter den Spitzen. So blieben bekannte Schwachpunkte in der Mannschaft trotz zahlreicher Neuverpflichtung erhalten: die linke Verteidigerposition und das defensive Mittelfeld.

Rettigs Neigung, junge Perspektivspieler zu verpflichten (Helmes, Lell, Feulner) und dazu Spieler, die in ihren alten Vereinen unzufrieden waren (Grammozis, Weiser, Mokhtari), mag mit dazu beigetragen haben, dass das Team keine ersichtliche Hierarchie besitzt.

Aber schon seine Vorgänger setzten mit wenigen Ausnahmen vor allem auf pflegeleichte, ruhige Charaktere. Zu lebendig war die Erinnerung daran, wie man mit einer zerstrittenen Mannschaft voller Einzelkämpfer und Egoisten das erste Mal abstieg und ein Jahr lang orientierungslos durch die 2.Liga taumelte.

Müßig zu fragen, ob in der Folgezeit andere Spieler hätten verpflichtet werden können. Wer nicht muss, verzichtet auf ein Engagement bei einem potenziellen Abstiegskandidaten. Interessant ist der 1.FC Köln dieser Tage vor allem für ausgemusterte und unerfahrene Profis.

Wichtiger für die Zukunft des Vereins ist die Frage: Wer kann es besser als Andreas Rettig?

Freitag, 16. Dezember 2005

Der Hass der Zurückgebliebenen

Am Samstag geht die Reise des 1.FC Köln in das fußballerische Bermuda-Dreieck zwischen Hannover, Bielefeld und Wolfsburg.

Während Wolfsburg regelmäßig Umfragen zum Thema "Überflüssigster Bundesligaverein" spielend gewinnt, wird Arminia Bielefeld nicht einmal in diesem Wettbewerb wahrgenommen.

Auf die Nachfrage "Und was ist mit Arminia Bielefeld?" antworten die meisten: "Oh, die hab ich vergessen. Spielen die im Moment Bundesliga?"

Ein Schicksal, das der Verein mit seiner Heimatstadt teilt. Auch die wird nur von regelmäßigen Bahnfahrern wahrgenommen. Denn in Bielefeld hält ein Regionalexpress.

Doch einmal in der langen und langweiligen Geschichte der Arminia war das anders. Ein leichter Hauch von Erfolg wehte über die tristen Weiten Westfalens. Die Arminia schlug die Bayern, wurde in der Bundesliga 10. und spielte im Halbfinale des DFB-Pokals. Nichts weltbewegendes, es sei denn man ist Armine.

Die Verantwortlichen für diesen kleinen Erfolg erkannten ihre Chance sogleich. Ihnen bot sich die Möglichkeit, aus Bielefeld rauszukommen! Aus einer Stadt, in der der Torhüter schon einmal versucht hat, während des Spiels das Stadion und den Verein zu verlassen. Unter dem Motto "Hauptsache weg!" wechselte die halbe Mannschaft den Verein.

Die geduldigen Bielefelder schluckten, aber schwiegen. War es nicht das Schicksal des kleinen erfolgreichen Vereins, dass ihm zum Ende der Saison die halbe Mannschaft weggekauft wurde? Erging es so nicht seit Jahren dem SC Freiburg? Wurde der SC dafür nicht nur wahrgenommen in der Welt des Fußballs, sondern sogar gemocht? War das nicht mehr, als sich ein Armine in seinen kühnsten Träumen erhoffen konnte?

Doch nicht einmal mit dem beschaulichen Freiburg vermochte Bielefeld Schritt zu halten. Diese Erkenntnis traf die Westfalen wie ein Donnerschlag, als Arminias Trainer Uwe Rapolder, allgemein als Vater des Erfolges angesehen, verkündete, in der nächsten Saison den 1.FC Köln zu trainieren. Alle durften gehen, nur nicht der Trainer! Das machte Volker Finke schließlich auch nicht!

So löste ein branchenüblicher Vorgang, der in Köln, Stuttgart oder München für Bedauern sorgt, aber hingenommen wird, für einen Sturm der Entrüstung. Rapolder wurde als Verräter entlassen, sein letztes Gehalt einbehalten. Noch heute erhält der jetzige Kölner Trainer aufgrund des Tabellenstandes seiner Mannschaft hämische Anrufe ehemaliger Bielefelder Freunde.

Morgen kehrt Rapolder an seine alte Wirkungsstätte zurück und gibt dem 1.FC Köln das eigentümliche Gefühl, wie der FC Bayern München zu sein. Denn für die Bielefelder ist es nicht nur das Spiel sondern der Hassgipfel des Jahres.

Was Rapolder und seinen Mannen da entgegenschlägt, ist aber vor allem eins: Selbsthass. Denn was die Bielefelder ihrem Trainer stellvertretend für all die anderen, die gegangen sind, verübeln, ist nicht sein Weggang. Es ist die bittere Erkenntnis, dass sie zurückbleiben mussten. In Bielefeld.

Dienstag, 13. Dezember 2005

Körpersprache

Es gibt eine hübsche Szene mit Oliver Kahn bei einem der schlechteren Länderspiele in diesem Herbst. Kahn brüllt seine Mitspieler an und greift sich (Klischee erfüllt) wie ein Gorilla unter die Brust. Das Signal an die Mitspieler, ihre Körpersprache zu verändern: Rücken strecken, Schultern nach hinten, Brust raus.

Stärke zeigen. Nicht nur dem Gegner, sondern auch sich selbst. Denn das Faszinierende an Körpersprache ist, das der Spieler damit nicht nur dem Gegenüber ein Zeichen sendet, sondern auch sich selbst suggeriert, stärker zu sein als der Andere.

Als am Sonntagabend in Müngersdorf die Spieler zur 2. Halbzeit aus der Kabine kamen und der Ball einige Sekunden rollte, drehte sich mein Sitznachbar zu mir um und meinte: "Eigentlich können wir gehen. Die verlieren heute. Guck Dir an, wie die jetzt schon die Schultern hängen lassen." Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:1 und der FC hatte Bremen einen Großteil der 1. Halbzeit im Griff gehabt.

Dennoch sollte mein Sitznachbar recht behalten. Der FC verlor das Spiel. Von der ersten Minute der zweiten Halbzeit an signalisierten die Spieler ihrem Gegner: "Ihr könnt uns heute locker schlagen."

Was das schlimmste war: Sie haben es auch selber geglaubt.

Montag, 12. Dezember 2005

Einstellung des Spielbetriebs

Sehr geehrte Gegner des 1.FC Köln,

hiermit möchten wir Ihnen mitteilen, dass wir mit der 35. Minute des gestrigen Spiels gegen Werder Bremen den Spielbetrieb eingestellt haben.

Ihre Punkte erhalten Sie termingerecht mit der Post.

Für weitere Nachfragen stehen wir Ihnen bedauerlicherweise nicht zur Verfügung.

Hochachtungsvoll
Die Mannschaft des 1.FC Köln

Samstag, 10. Dezember 2005

Familienduell

Jeder Verein, jeder Fan hat Spiele, die ihm mehr bedeuten als andere. Für den 1.FC Köln sind vor allem die alten Westschlager Saisonhöhepunkte. Die Spiele gegen Schalke, gegen Dortmund und natürlich gegen Borussia Mönchengladbach.

Für viele Kölner ist das Spiel gegen Bayer der absolute Höhepunkt. Kaum ein anderes Duell schürt die kölschen Emotionen so sehr. Ich bin vermutlich ein traditionalistischer Fußball-Snob. Bayer Leverkusen ist für mich bis heute kein vollwertiges Mitglied der Bundesliga und deshalb genieße ich die Spiele gegen Gladbach und die anderen alten Westmannschaften mehr.

Aber jeder Fan hat auch seine persönlichen Saisonhighlights, Mannschaften, denen er auf irgendeine verquere Weise verbunden ist. Auf die er sich deshalb besonders freut. Für mich sind Spiele gegen Alemannia Aachen solche Highlights. Ich bin in Aachen geboren und aufgewachsen. Ein großer Teil meiner Familie lebt da. Außerdem bringt Aachen als Zweitligist ungefähr dreimal so viele Fans nach Müngersdorf wie Leverkusen.

Ein anderes Highlight für mich sind Spiele gegen Werder Bremen. Einige meiner Freunde hier in Köln sind Bremer. Offenbar ist das beste, was man in Bremen machen kann, ins Rheinland zu ziehen. Aber ihrem Heimatverein bleiben die Hansestädter eng verbunden. Sogar ihr Bier trinken sie bevorzugt aus grünen Flaschen.

Was das Duell gegen Bremen für mich noch brisanter macht: Mein Bruder ist seit ewigen Zeiten Fan des SV Werder. Warum weiß er vermutlich selber nicht so genau. Jedenfalls ist das Spiel der Geißböcke gegen die Stadtmusikanten für uns auch immer das Duell zweier Brüder.

Mittwoch, 7. Dezember 2005

Zu wenig Punkte auf der einen, zu wenig Charakter auf der anderen Seite

Ich kann leider nur wenig über das Spiel sagen. Dienstags, 18:00 Uhr, ist für mich nicht unbedingt die ideale Zeit für ein Fußballspiel. Ein Punkt in Duisburg ist in der jetzigen Situation jedenfalls zu wenig. Die offenbar hektische erste Halbzeit habe ich im Büro über Live-Ticker und Radio-Stream verfolgt. Von der zweiten Halbzeit kenne ich nur den Videotext und die Bilder der Szene zwischen Meier und Streit.

Ich bin sehr gespannt, ob und wie lange Norbert Meier aus dem Verkehr gezogen wird. Auch im Vergleich zu Alpays Sperre von 4 Spielen.

Als Trainer einem gegnerischen Spieler eine Kopfnuss zu verpassen und anschließend das Opfer zu mimen ist meiner Ansicht nach schlicht unter aller Sau.

Dienstag, 6. Dezember 2005

Verlieren verboten

Mehr gibt es über das Nachholspiel zwischen Zebras und Geißböcken heute Abend eigentlich nicht zu sagen. Außer vielleicht einen Satz, den Rapolder gestern auf der Pressekonferenz gesagt hat:

"Es wird die Mannschaft gewinnen, die den Sieg mehr will."

Hennes macht blau

Der 1.FC Köln hat sich heute mit Anzeigen in drei Hamburger Zeitungen für die Vorfälle beim Spiel gegen den HSV entschuldigt.

Eine gute Aktion. Wer obendrein das Vergnügen haben will, Hennes in Blau und mit Raute zu sehen, kann sich die Anzeige als PDF von der FC-Homepage runterladen. oder einfach nur da gucken und staunen.

(aus der Lost World des Dinosaurier-Blogs)

Montag, 5. Dezember 2005

Fußball gespielt wurde in Hamburg übrigens auch

Kann man bei den Begleitumständen des Spiels ja schon einmal vergessen. Der Fußball war auch nicht wirklich erinnerungswürdig.

Aus FC-Sicht war es schlicht ein Scheißspiel, das sich grob in drei Phasen einteilen lässt.

Die ersten zehn Minuten spielten die Geißböcke schönes Pressing und ließen den HSV kaum aus der eigenen Hälfte. Im Offensivspiel, und das ist einer von zwei roten Fäden im FC-Spiel am Samstag (der zweite waren wie immer die indivuellen Fehler in der Abwehr), gelang fast nichts. Unnötige Ballverluste, vor allem beim Spiel in die Spitze, machten alle eigenen Chancen im Ansatz zunichte.

Die nächste halbe Stunde verteidigte der FC geschickt, zog sich aber immer weiter in die eigene Hälfte zurück. Als Fußballgucker mit einer Schwäche für Taktik habe ich nichts gegen einen gepflegten Catenaccio, wie ihn die Italiener bei der Europameisterschaft 2000 als Kunstform zelebriert haben (Ja, ich war im Finale für Italien). Nur muss man das können. Eine fehleranfällige Abwehr wie unsere kann das nicht. So kam Atouba in der 43. Minute nach einer fehlgeschlagenen Abwehr Aplays zum Schuss, traf und der HSV ging mit einer etwas glücklichen Führung in die Pause.

Danach stellte der FC das Fußballspielen weitgehend ein und ließ den HSV spielen. Auch ohne van der Vaart und mit einer für ihre Verhältnisse durchschnittlichen Leistung kombinierten die Hamburger durchaus gefällig. Aber es brauchte zwei weitere Fehler der Kölner (Matip gegen Lauth, Wessels gegen Barbarez), um dem HSV den Sieg zu sichern.

Auch wenn der Tabellen-15. durchaus beim Tabellen-2. verlieren darf, das Spiel war ein klarer Rückschritt. In keiner Phase konnte die Mannschaft an die guten Leistungen der letzten drei Spiele anknüpfen. Es mangelt dem 1.FC Köln, wie seit Jahren schon, an Konstanz. Formschwankungen kennt jedes Team. Aber der FC holt in der ersten Liga aus seinen guten Leistungen zu wenig Punkte und ist an einem schlechten Tag ein gefundenes Fressen für jeden Gegner. Aber ich glaube, das hatte ich schon einmal gesagt.

Nachtrag: Das Spiel aus Hamburger Sicht gibt es hier.

"Ihm soll die Hand abfaulen!"

Mittwoch, 29. April 1998. Der 1.FC Köln steht kurz vor dem ersten Abstieg seiner Geschichte. Beim Gastspiel in Schalke steht es zehn Minuten vor Schluss 1:0 für die Gelsenkirchener, als Oliver Held einen Torschuss kurz vor der Linie mit der Hand abwehrt. Als Feldspieler wohlgemerkt.

Jeder im Stadion hat es gesehen. Außer Schiedsrichter Uwe Kemmling. Kemmling reagiert auf die wütenden Kölner Proteste und fragt Held, ob er den Ball mit der Hand gespielt hat. Held leugnet, der FC verliert das Spiel und steigt am Ende der Saison ab.

Toni Polster wünschte dem Schalker nach dem Spiel, "ihm solle die Hand abfaulen."

Gleiches möchte man dem Schwachkopf wünschen, der am Samstag aus dem Kölner Fanblock heraus den Hamburger Spieler Alexander Laas mit einem Trommelstock beworfen hat.

Den Gladbacher Fans, die den verletzt vor ihrer Tribüne liegenden Nürnberger Stephan Kießling mit Gegenständen beworfen haben, übrigens auch.

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