Freitag, 16. Dezember 2005

Der Hass der Zurückgebliebenen

Am Samstag geht die Reise des 1.FC Köln in das fußballerische Bermuda-Dreieck zwischen Hannover, Bielefeld und Wolfsburg.

Während Wolfsburg regelmäßig Umfragen zum Thema "Überflüssigster Bundesligaverein" spielend gewinnt, wird Arminia Bielefeld nicht einmal in diesem Wettbewerb wahrgenommen.

Auf die Nachfrage "Und was ist mit Arminia Bielefeld?" antworten die meisten: "Oh, die hab ich vergessen. Spielen die im Moment Bundesliga?"

Ein Schicksal, das der Verein mit seiner Heimatstadt teilt. Auch die wird nur von regelmäßigen Bahnfahrern wahrgenommen. Denn in Bielefeld hält ein Regionalexpress.

Doch einmal in der langen und langweiligen Geschichte der Arminia war das anders. Ein leichter Hauch von Erfolg wehte über die tristen Weiten Westfalens. Die Arminia schlug die Bayern, wurde in der Bundesliga 10. und spielte im Halbfinale des DFB-Pokals. Nichts weltbewegendes, es sei denn man ist Armine.

Die Verantwortlichen für diesen kleinen Erfolg erkannten ihre Chance sogleich. Ihnen bot sich die Möglichkeit, aus Bielefeld rauszukommen! Aus einer Stadt, in der der Torhüter schon einmal versucht hat, während des Spiels das Stadion und den Verein zu verlassen. Unter dem Motto "Hauptsache weg!" wechselte die halbe Mannschaft den Verein.

Die geduldigen Bielefelder schluckten, aber schwiegen. War es nicht das Schicksal des kleinen erfolgreichen Vereins, dass ihm zum Ende der Saison die halbe Mannschaft weggekauft wurde? Erging es so nicht seit Jahren dem SC Freiburg? Wurde der SC dafür nicht nur wahrgenommen in der Welt des Fußballs, sondern sogar gemocht? War das nicht mehr, als sich ein Armine in seinen kühnsten Träumen erhoffen konnte?

Doch nicht einmal mit dem beschaulichen Freiburg vermochte Bielefeld Schritt zu halten. Diese Erkenntnis traf die Westfalen wie ein Donnerschlag, als Arminias Trainer Uwe Rapolder, allgemein als Vater des Erfolges angesehen, verkündete, in der nächsten Saison den 1.FC Köln zu trainieren. Alle durften gehen, nur nicht der Trainer! Das machte Volker Finke schließlich auch nicht!

So löste ein branchenüblicher Vorgang, der in Köln, Stuttgart oder München für Bedauern sorgt, aber hingenommen wird, für einen Sturm der Entrüstung. Rapolder wurde als Verräter entlassen, sein letztes Gehalt einbehalten. Noch heute erhält der jetzige Kölner Trainer aufgrund des Tabellenstandes seiner Mannschaft hämische Anrufe ehemaliger Bielefelder Freunde.

Morgen kehrt Rapolder an seine alte Wirkungsstätte zurück und gibt dem 1.FC Köln das eigentümliche Gefühl, wie der FC Bayern München zu sein. Denn für die Bielefelder ist es nicht nur das Spiel sondern der Hassgipfel des Jahres.

Was Rapolder und seinen Mannen da entgegenschlägt, ist aber vor allem eins: Selbsthass. Denn was die Bielefelder ihrem Trainer stellvertretend für all die anderen, die gegangen sind, verübeln, ist nicht sein Weggang. Es ist die bittere Erkenntnis, dass sie zurückbleiben mussten. In Bielefeld.

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