1.FC Köln

Dienstag, 25. März 2008

Die lieben Kleinen

Als wir am Sonntag nach dem Spiel gegen Wehen noch vor der Südtribüne standen, plauderten und uns gemütlich die Sonne auf den zufriedenen Bauch schienen ließen, bekamen wir zu unserem großen Glück noch die Gelegenheit herzhaft zu lachen.

Denn irgendwann wurde es um uns herum merklich leerer und viele jugendliche Gestalten eilten zurück ins Stadion um kurz danach wieder herauszukommen und im geschlossenen Pulk hinter ihrer großen Fahne herzutapsen: Die Kölner Ultras der Wilden Horde verließen geschlossenen wie eine Kindergartengruppe das Stadiongelände.

Lustig genug. Aber die jungen Leute sind wohl auch zu richtigem Schabernack fähig, stehen sie doch im Verdacht ihren Mönchengladbacher Kollegen von den "UMG" die Blockfahne geklaut zu haben.

Auch wenn "Umg" ein seltsamer Name ist und genau den Wortschatz umreißt, den ein kölnischer Großstädter einem niederrheinischen Bauern so zutraut, nett ist das natürlich nicht.

Und mit Fußball hat das alles sowieso nichts zu tun. Aber das gilt eigentlich für alles, was Ultras so veranstalten. Darüber, dass ihr Megaphon jede Emotionalität in der Kurve killt, habe ich mich ja schon geäußert. Ansonsten spiegelt sich in ihren Fangesängen selten etwas vom Spiel und ihre immer irgendwie anderen und immer ein bisschen größeren Doppelhalter und Fahnen sehen weniger nach Unterstützung der Mannschaft und vielmehr nach Ausleben des eigenen Egos aus. Sehr zur Freude der Gäste in den Business-Logen, denn das prima als Erlebnis Stadion verkauft werden kann.

Kurz gesagt: Ultras feuern nicht an. Ultras feiern sich selbst.
Und derartige Selbstbeweihräucherung hat in einem Fußballstadion nichts verloren.

Ähnlich sehen das wohl, Gerüchten zufolge - und jetzt wird es erst richtig komisch -, die Mönchengladbacher Ultras. Nach dem Verlust ihrer Fahne wollen sie sich selber auflösen.

Montag, 24. März 2008

Der Klang des Sieges

Ein wesentlicher Indikator für die Emotionalität und damit auch Qualität eines Fußballnachmittags ist der Klang meiner Stimme am nächsten Morgen. Ein Kratzen im Hals ist ein sicheres Zeichen für ein bemerkenswertes Spiel.

Schon die ersten Zwischenstände von den anderen Plätzen lösten am gestrigen Sonntag im Stadionviereck Jubel aus, ließen sie doch erahnen, dass an diesem Spieltag viel für den 1. FC Köln laufen könnte.
Dann hatte Roda Antar seinen großen Auftritt und erzielte mit einem wunderbaren Fallrückzieher das 1:0 - ein Tor, das selbst in der dritten Wiederholung auf der Stadionleinwand für Jubel unter den Fans sorgte.
Als selbst Nemanja Vuciceciv das Tor traf, ein Spieler, der sonst so ziemlich alles falsch macht, was man als Fußballer auf dem Platz falsch machen kann, entwickelte die Mannschaft tatsächlich so etwas wie Souveränität und ich ließ mich sogar zu einem Lob für Marvin Matips Leistung im defensiven Mittelfeld hinreißen.

Zu früh. Der obligatorische dämliche Gegentreffer und die Halbzeitpause brachten den FC völlig aus dem Konzept. Als sich Wehen in der 2. Halbzeit entschloss ebenfalls am Spiel teilzunehmen, war es mit der Sicherheit vorbei und die schwarz-gelben Hessen tobten durch den FC-Strafraum wie der Fuchs durch den Hühnerstall.

Am Ende war es dem kolumbianischen Hahn im Tor des FC zu verdanken, dass es beim 2:1 blieb. Dafür wurde er lautstark und völlig zu Recht gefeiert, ein stimmlich schöner Abschluss einer zweiten Halbzeit, die ansonsten von Fluchen, Anfeuern und Schiedsrichterbeschimpfen geprägt war. Alles in allem jedoch: Wer siegt, krächzt.

Samstag, 22. März 2008

Ratlos auf der Suche nach den Schuldigen

Beim 1. FC Köln werden aktuell Wunden geleckt, die der Verein noch gar nicht hat, dennoch sind bereits alle Verantwortlichen fleißig auf der Suche nach den Schuldigen für diese Wunden (Missverständnisse in diesem Satz sind gewollt).

Allen voran ist dabei Christoph Daum unterwegs. Vor zwei Wochen nach dem Spiel gegen Koblenz waren die Pfiffe der Fans in der Halbzeit Grund allen Übels. Dass die Mannschaft nach den Pfiffen zumindest ein bisschen besser gespielt hat und den Siegtreffer erzielte, bleibt dabei außen vor.

Deshalb war vor dem Spiel gegen Freiburg die Kölner Presse an der Reihe, die ihn - den Messias - an seinem Wirken behinderte. Dass die Kölner Presse im Prinzip jede Schelte verdient, steht außer Frage. Dass die Kölner Journalisten aber nicht auf dem Platz stehen allerdings auch.

Logisch, dass deshalb vor dem Spiel gegen Wehen die eigene Mannschaft im Fokus der Daumschen Kritik steht. Dem Team, dass Daum schon einmal mit einer Schülermannschaft verglichen hat, fehle es an der richtigen Einstellung und Disziplin. Dass solche Aussagen möglicherweise im Spiel gegen Wehen Pfiffe provozieren (s.o.) - geschenkt.

Daum selber gibt sich zwar im Detail durchaus selbstkritisch, bemängelt, dass er keine Disziplin in die Mannschaft gebracht habe, schafft es damit aber rhetorisch durchaus geschickt, von ganz anderen Fragen an seine Person abzulenken:

Warum kauft Daum für zig Millionen Euro eine Schülermannschaft?
Warum zeigt diese Mannschaft mangelnden Einsatz?
Warum gelingt es Daum nicht, in nun schon 15 Monaten Arbeit beim 1. FC Köln Ansätze von taktischem Verhalten in die Mannschaft zu bringen?

Fragen, auf die der erfolgsverwöhnte Trainer vielleicht selber gerne Antworten hätte. Denn seine verbalen Angriffe gegen Alles und Jeden zeigen vor allem eines: seine eigene große Ratlosigkeit.

Dienstag, 18. März 2008

Abstiegsjahre

Dass der 1. FC Köln wie gestern Abend in Freiburg über weite Strecken das bessere Team ist, aber seine Chancen nicht nutzt, um dann durch ein paar Dummheiten in der Abwehr ein wenig unglücklich zu verlieren, ist für ein Zweitligaspiel der Geißböcke eher untypisch. Das erinnert eher an die Abstiegsjahre in der 1. Liga.

Freitag, 14. März 2008

Ans Herz gewachsen

Jeder von uns hat so einen Gegenstand in seinem Haushalt. Vielleicht ein Möbel- oder ein Kleidungsstück, vielleicht auch nur ein Küchengerat. Aber ein Gegenstand, der weder besonders schön, noch besonders praktisch oder nützlich ist.

Dennoch schleppt man dieses Ding Jahre mit sich herum, gelegentlich und eigentlich viel öfter als man möchte benutzt man es, kommt nicht davon los und ärgert sich. Dass man immer noch nicht dieses tolle neue Küchenmesser gekauft hat oder den schicken Bademantel. Denn eigentlich sollte man das olle Teil doch endlich wegschmeißen...

Aber dann merkt man irgendwann, vielleicht so nach neun oder zehn Jahren, dass einem dieses alte, krumme, unpraktische Stück irgendwie ans Herz gewachsen ist. Dann möchte man es auch nicht mehr missen.

So geht es mir mit Matthias Scherz, der in dieser Woche seinen Vertrag um ein weiteres (sein 10.!) Jahr verlängert hat.

Montag, 10. März 2008

Eine Frage der Perspektive

Alles, so weiß man, ist eine Frage der Perspektive. Das wird einem gerade in einem Fußballstadion immer wieder aufs Neue klargemacht.

Kölns Co-Trainer Roland Koch (nicht zu verwechseln mit Andrea Ypsilanti) hatte am Sonntagmittag im Spiel des FC gegen Koblenz von der Trainerbank aus einen hart erarbeiteten Sieg der Geduld gesehen.

Das Publikum auf der Tribüne hatte vor allem in der ersten Halbzeit nichts gesehen, was auch nur entfernt wie Arbeit hätte aussehen können.

Zu einem Fußballspiel gehören nach landläufiger Meinung Laufbewegungen, Aggressivität sowie die Fähigkeit einen Ball zu stoppen und über ein paar Meter zum Mitspieler zu passen.

Nichts davon ließ sich auch bei gründlicher Betrachtung auf dem Spielfeld entdecken. Zumindest nicht auf Kölner Seite. Entsprechend verabschiedeten die 48.500 Zuschauer (in Worten: Achtundvierzigtausendfünfhundert. Gegen Koblenz!) die Geißböcke mit einem Pfeifkonzert in die Kabine.

Das wiederum wurde auch auf der Trainerbank wahrgenommen. Mit Unwillen, wie Christoh Daum auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wissen ließ.

Insofern war nach dem Spiel niemand wirklich glücklich. Die Koblenzer nicht, weil sie verloren hatten, das Publikum, weil sie ein grottenschlechtes Spiel gesehen hätten, die Kölner Mannschaft und ihr Trainer, weil sie für dieses schlechte Spiel ausgepfiffen wurden.

Möglicherweise ist die Perspektive einfach egal, denn wie man es nimmt, am Ende sorgte ein Scheißspiel für Scheißlaune.

Freitag, 7. März 2008

Ein großer Verein in einer großen Stadt

Als Uwe Rapolder Arminia Bielefeld 2005 verließ, tat er das mit der Begründung, er wolle auch einmal "einen großen Verein in einer großen Stadt" betreuen. Jetzt trainiert er die TuS aus Koblenz.

So kann's gehen.

Montag, 3. März 2008

Zug ins Glück (verspätet)

Für einen kurzen Moment habe ich am vergangenen Freitag geglaubt, ich könne das Schicksal des 1. FC Köln beeinflussen. Durch Zugfahren.

Während ich die Spiele gegen St. Pauli (1:1), München 60 (0:0) und Alemannia Aachen (2:3) live oder am Bildschirm verfolgt habe, konnte ich das Spiel gegen Jena (3:1) nicht sehen, weil ich mit dem Zug unterwegs war.

Auch beim Spiel in Fürth saß ich im Zug, prompt stand es zur Halbzeit 2:1 für den FC und ich war schon bereit, meine Dauerkarte gegen ein Dutzend Bahnfahrkarten zu tauschen.

Dann aber standen wir 20 Minuten wegen "zu hoher Zugdichte" vor dem Aachener Hauptbahnhof und Thomas Broich versuchte einen Hackentrick zu viel. Endergebnis 2:2. Am Sonntag gegen Koblenz sitze ich also wieder im Stadion.

Freitag, 29. Februar 2008

Ode an den Stillstand

Wie wenig sich seit Rückrundenbeginn an der Spitze der 2. Liga und beim 1. FC Köln getan hat, sieht man daran, dass ich den Beitrag vom vergangenen Freitag mit nur einer kleinen Änderung heute noch einmal bringen kann:

Bundesligareife (ein Sieg täte gut)

Im Umfeld von Bundesligaabsteigern, Aufstiegsaspiranten und gefühlten Erstligisten in der 2. Liga herrscht häufig der Glaube, dass die eigene Mannschaft durch die Destruktivität der anderen, allgemein Kloppertruppen genannten Mitstreiter am schönen und erfolgreichen Fußball gehindert wird und dass sich die Mannschaft gegen Teams die mitspielen leichter tut.

Auch rund um den 1. FC Köln ist diese Vorstellung weit verbreitet. Wer allerdings mit ansehen musste, was die fröhlich mitspielenden Freiburger bei ihren letzten beiden Auftritten in Müngersdorf mit dem 1. FC Köln angestellt haben, zweifelt an dieser These.

"Zu Recht" sagt die Statistik. Gegen die direkte Konkurrenz, Mannschaften, die potenziell mitspielen, hat der FC in dieser Saison noch nicht gewinnen können. Gegen die ersten Sechs gelang bisher gar kein Sieg, aus der ersten Tabellenhälfte musste sich allein Hoffenheim den Geißböcken geschlagen geben.

Umso wichtiger wäre heute Abend ein Erfolg gegen den TSV 1860 Münchendie Spvgg Greuther Fürth. Nicht nur um endlich einmal einen Konkurrenten auf Distanz zu bringen. Auch um den durchwachsenen Saisonstart vergessen und die Leistungen vor der Winterpause bestätigen zu können. Vor allem aber, um andeuten zu können, dass das Ziel Aufstieg nicht nur machbar ist, sondern auch eine Perspektive in der 1. Liga eröffnet.
Denn wer Mönchengladbach, Mainz, Fürth, Freiburg, München 60 oder Aachen nicht schlagen kann, braucht sich mit Karlsruhe, Bochum, Hannover, Frankfurt, Wolfsburg, Bielefeld oder Nürnberg erst gar nicht zu messen.

Montag, 25. Februar 2008

Fehlender Mut

Eigentlich lässt sich der Mannschaft des 1. FC Köln nach dem Spiel gegen München 60 nur ein Vorwurf machen. Der aber wiegt schwer: Sie hat das Spiel nicht gewonnen.

Niemand kann ernsthaft verlangen, dass das Team bei 60 Minuten Unterzahl Hurrafußball vom Feinsten abliefert - insofern entsprach die abwartende Spielweise der 2. Halbzeit dem, was man erwarten konnte.

Eine weniger unsicherere, erfolgshungrigere Mannschaft allerdings hätte gemerkt, dass die ersatzgeschwächten Löwen, am Ende mit vier A-Jugendspielern auf dem Platz, selber zitterten und hätte diese Schwäche ausgenutzt.

Dem FC fehlt diese Siegermentalität (von mir aus auch dieser Killerinstinkt), der erfolgreiche Mannschaften auszeichnet. Eigentlich genau das, was man sich von der Verpflichtung Christoph Daums erhofft hatte.

Nur leider ist Daum ebenso verunsichert wie seine Mannschaft. Seine bewährten taktischen Konzepte greifen nicht. Das Spiel über die Flügel, in früheren Kölner und Leverkusener Tagen ein Erfolgsfaktor seiner Mannschaften, unterbleibt, weil die Außenverteidiger vom Gegner unter Druck gesetzt werden (wie gegen Sankt Pauli und in Aachen zu sehen) und sich kaum, wie in den erfolgreichen Spielen vor der Winterpause, ins Offensivspiel einschalten können.
Im zentralen offensiven Mittelfeld klafft ein Riesenloch, weil Daum nicht allein auf einen 6er vertrauen mag (schon gar nicht, wenn der Alexander Mitreski heißt) und deshalb den offensivstarken Roda Antar im defensiven Mittelfeld verschenkt.
Was zu verkraften wäre, wenn die Mannschaft und vor allem die Viererkette weit aufrücken würde. Aber mit einfachem, frühem Stören und agrressivem Spiel lässt sich das ganze Team weit in die eigene Hälfte drücken, so dass selbst bei Balleroberung kaum offensive Anspielstationen zu finden sind.

Gegen Sankt Pauli hat Daum darauf reagiert und ab der 50. Minute Innenverteidiger McKenna ins Sturmzentrum beordert und weite, hohe Bälle aus dem eigenen Strafraum nach vorne prügeln lassen - 40 lange Minuten. Gegen München 60 hat er in der zweiten Halbzeit komplett auf Offensivfußball verzichten lassen. Die Auswechslung des offensiv agilsten Adil Chihi gegen den Defensivmalocher Suazou war ein deutliches Zeichen.

Eine andere Variante wählte der Trainer beim Auswärtsspiel in Jena. Dort durfte Roda Antar offensiv agieren und machte - vor allem im Zusammenspiel mit Thomas Broich - sein bestes Spiel im Kölner Dress. Das Ergebnis war ein Sieg.

Den Mut, dieses Experiment zu wiederholen, hatte Daum im Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten aus Bayern nicht. Fehlender Mut, den seine Mannschaft auf dem Spielfeld widerspiegelt.

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