1.FC Köln

Mittwoch, 30. Juli 2008

Der Traum von der 6

Als im Jahr 2000 Pascal Ojigwe nach einem großartigen Jahr beim FC den Verein für einen "Damit-haben-ich-und-alle-meine-Verwandten-ausgesorgt"-Vertrag bei Bayer Leverkusen verließ, ahnte niemand, dass es acht lange Jahre dauern würde, bis man das Gefühl hat, der FC habe diese Lücke schließen können.

Dabei reden wir hier von der vielleicht wichtigsten Position im aktuellen Fußball (Um mal nicht immer vom "modernen" Fußball zu reden. Der Begriff wäre einen eigenen Beitrag wert.).
Ohne ein gut defensiv spielendes Mittelfeld sieht eine Viererkette ziemlich schnell ziemlich erbärmlich aus (so wie die des FC häufiger in den vergangenen Jahren), schließlich verteidigt keine Viererkette, sondern ein Netz mit zehn Knotenpunkten, von denen der Mann auf der 6 den wichtigste Knoten darstellt.
Ganz davon zu schweigen, wie wichtig es ist, aus dieser Position heraus schnell und präzise nach vorne zu spielen.

Wer den vollkommenen Fußballer sucht, sollte auf der Position im defensiven Mittelfeld schauen. Die 6 muss schnell sein, zweikampfstark, ballsicher, taktisch klug, aggressiv, präzise. Fähigkeiten, die mit dem Etat eines Zweitligisten oder Aufsteiger oft kaum zu verpflichten sind und so versuchten sich in den letzten Jahren Spieler wie Sebastian Schindzielorz, Dimitrios Grammozis oder Alexander Mitreski mehr oder minder unglücklich in dieser Rolle.

Heute gibt der 1. FC Köln bekannt, den 57-fachen portugiesischen Nationalspieler Petit verpflichtet zu haben. Einen waschechten Sechser, der auf den ersten Blick drei Nummern zu groß wirkt für einen Rückkehrer in die Bundesliga und vielleicht genau deswegen genau der Richtige ist.

Donnerstag, 24. Juli 2008

Der Hennes ist in Rente! Es lebe der Hennes!

Die FC-Mitglieder haben gewählt und ähnlich erwartungsgemäß wie die Stellungnahme des Bundeskartellamtes fiel auch das Votum zugunsten des neuen Maskottchen aus: Es sieht dem alten am ähnlichsten.

Begrüßen wir also Hennes VIII. Sein Vorgänger, beteiligt an vier Abstiegen und deswegen von vielen als Pechbock angesehen, dankt offiziell ab. Angeblich nicht einmal wegen seines doch deutlichen Übergewichts.

Ob der Geißbockwechsel allerdings zum Klassenerhalt beiträgt bleibt abzuwarten. Es wäre aber mal was anderes. Schließlich wechselt man sonst ja eher den Trainer aus.

Dienstag, 8. Juli 2008

Die schnellste Maus von Tröpolach

Stand in der Vorbereitung auf die vergangene Saison das Team-Building im Mittelpunkt, arbeitet Trainer Christoph Daum in diesem Sommer vermehrt an der "Handlungsschnelligkeit" seiner Spieler.

Wer die Mannschaft in der vergangenen Saison gesehen hat, weiß, dass das eine gute Idee ist. Zu oft wurden Angriffe zu behäbig vorgetragen oder die Defensivarbeit in Slow Motion verrichtet. Auf der anderen Seite waren es eben meist die schnellen Vorstöße, die den Erfolg gebracht haben.

Unter dieser Prämisse stehen auch die letzten Neuverpflichtungen. Egal ob dem Innenverteidiger Geromel, dem Offensivspieler Sanou oder dem waschechten Stürmer Ishiaku - allen wird eine beachtliche Schnelligkeit nachgesagt.

Was man nicht von jedem aktuellen FC-Spieler behaupten kann. Dem Zyniker in mir fällt es schwer, nicht danach zufragen, wie man bitteschön einem gemächlich schnellen Kevin McKenna oder einem umständlich um die Ecke spielenden Nemanja Vucicevic Handlunsschnelligkeit beibringen möchte?

Insofern kann man wohl davon ausgehen, dass die Mannschaft in der kommenden Saison ein anderes Gesicht haben wird und der ein oder andere Leistungsträger der 2. Liga seinen Platz auf der Bank einnehmen muss.

Was für den Zuschauer zu verschmerzen sein wird. Nicht zuletzt, weil sich der Eindruck aufdrängt, als würde der FC in die neue Saison nicht nur mit einem neuen Geißbock starten sondern tatsächlich mit einem sportlichen Konzept.

Mittwoch, 25. Juni 2008

Training ohne Podolski

Der 1. FC Köln beginnt heute mit der Vorbereitung auf die neue Saison und den ein oder anderen in Köln dürfte es überraschen:

Lukas Podolski ist heute um 17:00 Uhr nicht am Geißbockheim dabei. Nicht nur, weil er bei der EM heute Abend spielt, sondern auch weil er bis 2010 bei Bayern München unter Vertrag steht.

Was einige FC-Verantwortliche und den Kölner Boulevard nicht davon abhält ein sehr unterhaltsames Sommertheater um die Rückkehr des verlorenen Sohnes zu inszenieren.

Das kann man jetzt natürlich für Quatsch halten. Wenn es nicht Köln wäre, wo es ein ähnlich bizarres Theater um die Rückkehr des aktuellen Trainers gegeben hat.

Aber um mich mal unbeliebt zu machen: fußballerisch wäre mir ein Ivan Klasnic lieber. Der wird aber auch etwas besser finden als einen Aufsteiger. Dass sich der Verein angeblich aber mit der Alternative Ljuboja beschäftigt, macht mir Angst.

Montag, 26. Mai 2008

Grammatikstunde mit Michael Meier

Normalerweise sollte man annehmen, dass Journalisten als Spracharbeiter mit Grammatik vertraut sind. Der ein oder andere scheint aber von Fußballmanagern noch lernen zu können.

So erklärt Michael Meier in einem auch sonst lesenwerten, weil erfreulich nüchternen Interview mit dem Kicker seinem Gesprächspartner Stephan von Nocks den Konditionalsatz:

kicker: Am Mittwoch hieß es, man habe Deckungsgleichheit erzielt, aber am Freitag musste der FC Daums Aussagen hinsichtlich einer Podolski-Rückkehr dementieren ...

Meier: Christoph Daum wird bei diesen Geschichten teilweise missbraucht. Wenn man sieht, wieviele Konditionalsätze er gebraucht ...

kicker: Aber er sagt ganz klar: Wenn Podolski die Freigabe bekommt, würden sich Investoren finden.

Meier: Da ist doch das Konditional.



Überhaupt macht der FC nach seinem 4. Aufstieg einen erstaunlich nüchternen Eindruck (sieht man von Daums Interviews ab): Erklärtes Ziel ist es, den Verein dauerhaft in der 1. Liga zu etbalieren. Mehr nicht. Und jeder weiß, dass wird schwer genug. Träume vom internationalen Geschäft überlässt man in diesem Jahr wohl eher Borussia Mönchengladbach.

Freitag, 23. Mai 2008

Poetischer Realismus oder alltäglicher Wahnsinn

Der Kabarettist Jürgen Becker hat Köln einmal als Biotop für Bekloppte bezeichnet. Will man die Stadt und ihren Fußballverein verstehen, ist es essentiell zu wissen, dass diese Bezeichnung den Nagel auf den Kopf trifft.

Was im Rest der Republik ratloses Kopschütteln auslöst, löst in Köln zwar auch Kopfschütteln aus, aber dem Kölner huscht dabei ein amüsiertes Grinsen durchs Gesicht.

Zum Beispiel beim Nachlesen des 14 (!) Stunden umfassenden Live-Tickers des Express zu den Verhandlungen zwischen Christoph Daum, seinem Anwalt und FC-Geschäftsführer Michael Meier.

Da liest der staundene Surfer Sätze wie diese, mittenmang aus dem poetischen Realismus:

14:40 Uhr Stille im Hahnwald

17:51 Uhr Gerade ist ein Bote auf einem Fahrrad vorbeigeradelt...

Dass selbst lang gediente FC-Profis über diesen Verein noch Staunen können, erfährt man mehr am Rande:

19:15 Uhr FC-Idol Dirk Lottner steht ungläubig auf dem Parkplatz...

Das Ergebnis wird einem aber immerhin in Fettdruck mitgeteilt. Nicht, dass man es noch überliest.

Montag, 12. Mai 2008

Aufstieg in Arbatax

Wer sich Arbatax vom Land her naehert (man kann auch mit der Faehre oder dem Flieger anreisen) und in naivem Leichtsinn die erste Abfahrt nimmt, auf der stolz der huebsche Ortsname prangt, landet mitnichten in einem kleinen Fischerdorf, sondern in der vermutlich haesslichsten und totesten zona industriale Sardiniens. Irgendjemand hat hier einmal mitten im wald-und holzfreien Sardinien eine Papierfabrik aus dem Boden gestampft und ist -oh Wunder- heute pleite, nicht ohne ein paar monstroese Hinterlassenschaften zurueckgelassen zu haben.

Antars 1 zu 0 faellt irgendwann jetzt, die Live-SMS aus dem Stadion oeffne ich nur widerwillig. Bestimmt keine gute Nachricht ist? Immerhin weiss ich mittlerweile, dass das Spiel noch keine 50 Minuten alt ist, wie ich eine Stunde frueher noch dachte (in der wunderschoenen Hochebene des Mare d'Urzulei inmitten ungezaehmter Hausschweine - keine Ahnung, ob das irgendwen interessiert, sind aber tolle Tiere), weil ich in meiner Aufgeregtheit Kilometerstand (1450 km) und Uhrzeit verwechselt habe (so viel zu der These mit den Jahren wuerde man ruhiger, wenn es um Fussball geht).
Aber als leidgeprueftes und gebranntes Kind (als Anhaenger eines Fussballvereins eben) rechne ich immer mit dem Schlimmsten.

Natuerlich tritt das Schlimmste ein: Der FC steigt auf und ich bin nicht dabei. (Nun gut, das ist ein dramaturgischer Kniff: mir ist es lieber, wir steigen ohne mich gegen Mainz aufals dass ich mir ein Zitterspiel in Kaiserlautern antun muss- ergo nur das Zweitschlimmste.) Auch wenn wir beide fast zeitgleich die Haesslichkeit der 2. Liga und von Arbatax' zona industriale verlassen (der Trick bei beidem und das sollte wirklich jeden interessieren: einfach stur geradeaus) troestet der Anruf ins Stadion kaum darueber hinweg. Nicht zuletzt weil aus dem Stadion ausser bruellendem Rauschen (oder rauschhaftem Bruellen) nichts zu verstehen ist.

Das Essen am Abend allerdings, nur wenige Meter von dem extra fuer mich an diesem Abend dramatisch tosenden Mittelmeer entfernt (und mit fantastischem Blick auf die Bucht) ist erstklassig. Endlich.

(Anmerkung des Verfassers: Dieser Beitrag wurde unter den erschwerten Bedingungen des Internet Explorers, einer altersschwachen, italienischen Tastatur (das Z ist unten links), eines plaerrenden italienischen Fernsehers und eines guten sardischen Rotweins verfasst)

Montag, 5. Mai 2008

Adrenalin-Kick

Wir hätten wissen müssen, was uns im Stadion erwartet. Auf dem Hinweg standen wir nichts Böses ahnend an der roten Ampel am Militärring, um uns herum Fans, Spaziergänger und ein paar Ausflügler mit dem Fahrrad.

Einer der Wartenden huschte zügig bei Rot über die Straße und hinter uns brach das große Geschrei einer älteren Radfahrerin aus dem Umland los:

"Denkst Du, Du bist schon tot, oder was? Köln! Schreckliche Stadt! Glauben, Sie könnten machen was sie wollen, die Kölner. Hier gibt es alles: Raucher, Mörder! Schreckliche Stadt!"

Ähnlich dürften sich in den folgenden 90 Minuten die Hoffenheimer gefühlt haben. Die FC-Spieler beharkten sie mit allen Mitteln, das Publikum tobte von der ersten Minute an. Mit melodramatischem Hinsinken und Provokationen ins Publikum versuchten die Blauen dagegenzuhalten.

Hoffenheims Elfmeterschütze Sahilovic forderte das Kölner Publikum nach seinem Treffer gar mit gezücktem Zeigefinger auf, die Klappe zu halten (möglicherweise war er einfach den Lärm im Stadion nicht gewohnt, Hoffenheim könnte etwas lauschiger sein). Kölns Maynor Souazo rächte seinen Anhang in der zweiten Halbzeit mit einer formidablen Kopfnuss, die den Bosnier einen Zahn kostete (und Souazo zur Überraschung des Publikums nicht Rot einbrachte).

Stattdessen bot der Honduraner (sagt man so?) wie auch das übrige Team seine beste Saisonleistung und über die kämpferische Leistung soll nicht vergessen werden, dass insbesondere Spieler wie Antar, Özat, Broich und Helmes auch spielerisch zu überzeugen wussten.

Hoffenheim hingegen enttäuschte letztlich. In der ersten Halbzeit standen sie taktisch gut, wussten aber damit nichts anzufangen. Nicht zuletzt, weil ihre Stürmer eher den Freistoß als das Tor suchten. In der zweiten Halbzeit suchten sie gar nichts mehr und so wurde es eines dieser Spiele, deretwegen man eine Dauerkarte hat. Um es mit den Leuten zu feiern, mit denen zusammen man ein ganzes Jahr leidet.

Freitag, 2. Mai 2008

Hoffenheim, Traum aller Fußballfans

Kaum etwas erregt die Gemüter mehr als ein Milliardär, der sich einen Fußballverein kauft. Dabei gibt und gab es das Modell Hoffenheim mehr oder weniger offensichtlich schon immer und überall, egal ob es Fortuna Köln, AC Mailand, Juventus Turin oder Athletico Madrid heißt. Von Chelsea muss man in dem Zusammenhang gar nicht einmal reden.

Von den Konzernen, die im Fußball viel Geld lassen, auch nicht. Egal ob Bayer oder VW mit ihren eigenen Clubs oder Gazprom und die Telekom als Partner der Vereine (wie auch immer diese Partnerschaft aussieht).

Aber Konzerne, so heißt es gern, verfolgen dabei wenigstens wirtschaftliche Interessen und geben das Geld nicht aus einer Laune (oder Leidenschaft?) heraus. Als ob das besser wäre.

Dann wird gerne von Wettbewerbsverzerrung geredet, so als ob es jemals im Sport einen fairen, von Geld unabhängigen Wettbewerb gegeben hätte.

Aber im Grunde ist ein Dietmar Hopp vor allem deswegen verhasst, weil er sich einen Traum erfüllt, den wahrscheinlich jeder Fan einmal hat: selber in einem, am besten noch seinen, Verein das Sagen haben.

Dass das in Hoffenheim zu funktionieren scheint, so ganz ohne gewachsene Fußballkultur und fast gänzlich ohne Fans, ist allerdings auch der größte Alptraum eines Fußballfans: Der Beweis, dass es ohne ihn geht. Dass er im modernen Fußball wirklich nicht gebraucht wird. Dass er zahlender Kunde in den Fanshops und beim Pay-TV ist und dekorative Staffage in den Stadien.

Dienstag, 29. April 2008

Zeitvertreib für Nervenbündel

Wer die Spannung nicht mehr aushält, der kann beim Kicker die letzten Partien der 2. Liga tippen. Aber wie man es auch dreht und wendet: Gewinnt der FC nicht gegen Hoffenheim und Mainz, steigt er nicht auf.

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