Montag, 26. Mai 2008

Grammatikstunde mit Michael Meier

Normalerweise sollte man annehmen, dass Journalisten als Spracharbeiter mit Grammatik vertraut sind. Der ein oder andere scheint aber von Fußballmanagern noch lernen zu können.

So erklärt Michael Meier in einem auch sonst lesenwerten, weil erfreulich nüchternen Interview mit dem Kicker seinem Gesprächspartner Stephan von Nocks den Konditionalsatz:

kicker: Am Mittwoch hieß es, man habe Deckungsgleichheit erzielt, aber am Freitag musste der FC Daums Aussagen hinsichtlich einer Podolski-Rückkehr dementieren ...

Meier: Christoph Daum wird bei diesen Geschichten teilweise missbraucht. Wenn man sieht, wieviele Konditionalsätze er gebraucht ...

kicker: Aber er sagt ganz klar: Wenn Podolski die Freigabe bekommt, würden sich Investoren finden.

Meier: Da ist doch das Konditional.



Überhaupt macht der FC nach seinem 4. Aufstieg einen erstaunlich nüchternen Eindruck (sieht man von Daums Interviews ab): Erklärtes Ziel ist es, den Verein dauerhaft in der 1. Liga zu etbalieren. Mehr nicht. Und jeder weiß, dass wird schwer genug. Träume vom internationalen Geschäft überlässt man in diesem Jahr wohl eher Borussia Mönchengladbach.

Freitag, 23. Mai 2008

Poetischer Realismus oder alltäglicher Wahnsinn

Der Kabarettist Jürgen Becker hat Köln einmal als Biotop für Bekloppte bezeichnet. Will man die Stadt und ihren Fußballverein verstehen, ist es essentiell zu wissen, dass diese Bezeichnung den Nagel auf den Kopf trifft.

Was im Rest der Republik ratloses Kopschütteln auslöst, löst in Köln zwar auch Kopfschütteln aus, aber dem Kölner huscht dabei ein amüsiertes Grinsen durchs Gesicht.

Zum Beispiel beim Nachlesen des 14 (!) Stunden umfassenden Live-Tickers des Express zu den Verhandlungen zwischen Christoph Daum, seinem Anwalt und FC-Geschäftsführer Michael Meier.

Da liest der staundene Surfer Sätze wie diese, mittenmang aus dem poetischen Realismus:

14:40 Uhr Stille im Hahnwald

17:51 Uhr Gerade ist ein Bote auf einem Fahrrad vorbeigeradelt...

Dass selbst lang gediente FC-Profis über diesen Verein noch Staunen können, erfährt man mehr am Rande:

19:15 Uhr FC-Idol Dirk Lottner steht ungläubig auf dem Parkplatz...

Das Ergebnis wird einem aber immerhin in Fettdruck mitgeteilt. Nicht, dass man es noch überliest.

Mittwoch, 21. Mai 2008

Fußball allein zu Haus

Die DFL hat gestern die Eckpunkte der Spielpläne und Verwertungsszenarien ab 2009 bekannt gegeben und erwartungsgemäß ist das Geschrei groß. Nicht einmal zu Unrecht.

Trotzdem lässt mich die Diskussion anders als beim letzten Mal weitgehend kalt. Ich habe mich daran gewöhnt, dass der Stadionbesuch oftmals zu Scheißzeiten stattfinden muss, aber ob ich jetzt sonntags um 12:30 Uhr oder um 15:00 Uhr ins Stadion muss oder mittwochs um 17:30 Uhr macht da keinen großen Unterschied (ein klein wenig hoffe ich ja auch, dass mich sonntags halb eins gar nicht interessieren muss).

Den Rest, ganz ehrlich, gucke ich kaum. Ich habe mir fast vollständig abgewöhnt Fußball allein zu Hause auf dem Sofa zu gucken. Hin und wieder die Sportschau, in den letzten Wochen die Sonntagsberichterstattung von der 2. Liga. Das war's.

Fußball schaue ich inzwischen entweder live im Stadion oder in einer der umliegenden Kneipen. Die Idee mich allein zum Fußballgucken aufs Sofa zu setzen kommt mir kaum noch.

Warum auch? Die zerdehnten Spieltage live zu sehen, dazu fehlt mir die Zeit und eine Zusammenfassung über einen halben Spieltag interessiert mich nur halb. Und noch einmal ganz ehrlich: Ein 0:0 zwischen Hertha und Wolfsburg muss ich nicht live sehen. Da reicht mir doch wirklich der Videotext.

Es gibt also einen einfachen Weg, die DFL wieder zu vernünftigen Spielplänen zu bewegen: Das Abo kündigen (oder wie in meinem Fall erst gar keins abschließen), eine Dauerkarte fürs Stadion (wenn eins in der Nähe ist) und öfter mal raus gehen. Ist eh netter. Fußball unter Leuten macht schlicht mehr Spaß. Insofern bin ich Premiere sogar dankbar: für die Renaissance des Fußballguckens in der Kneipe (wie früher bei Opi).

Montag, 12. Mai 2008

Aufstieg in Arbatax

Wer sich Arbatax vom Land her naehert (man kann auch mit der Faehre oder dem Flieger anreisen) und in naivem Leichtsinn die erste Abfahrt nimmt, auf der stolz der huebsche Ortsname prangt, landet mitnichten in einem kleinen Fischerdorf, sondern in der vermutlich haesslichsten und totesten zona industriale Sardiniens. Irgendjemand hat hier einmal mitten im wald-und holzfreien Sardinien eine Papierfabrik aus dem Boden gestampft und ist -oh Wunder- heute pleite, nicht ohne ein paar monstroese Hinterlassenschaften zurueckgelassen zu haben.

Antars 1 zu 0 faellt irgendwann jetzt, die Live-SMS aus dem Stadion oeffne ich nur widerwillig. Bestimmt keine gute Nachricht ist? Immerhin weiss ich mittlerweile, dass das Spiel noch keine 50 Minuten alt ist, wie ich eine Stunde frueher noch dachte (in der wunderschoenen Hochebene des Mare d'Urzulei inmitten ungezaehmter Hausschweine - keine Ahnung, ob das irgendwen interessiert, sind aber tolle Tiere), weil ich in meiner Aufgeregtheit Kilometerstand (1450 km) und Uhrzeit verwechselt habe (so viel zu der These mit den Jahren wuerde man ruhiger, wenn es um Fussball geht).
Aber als leidgeprueftes und gebranntes Kind (als Anhaenger eines Fussballvereins eben) rechne ich immer mit dem Schlimmsten.

Natuerlich tritt das Schlimmste ein: Der FC steigt auf und ich bin nicht dabei. (Nun gut, das ist ein dramaturgischer Kniff: mir ist es lieber, wir steigen ohne mich gegen Mainz aufals dass ich mir ein Zitterspiel in Kaiserlautern antun muss- ergo nur das Zweitschlimmste.) Auch wenn wir beide fast zeitgleich die Haesslichkeit der 2. Liga und von Arbatax' zona industriale verlassen (der Trick bei beidem und das sollte wirklich jeden interessieren: einfach stur geradeaus) troestet der Anruf ins Stadion kaum darueber hinweg. Nicht zuletzt weil aus dem Stadion ausser bruellendem Rauschen (oder rauschhaftem Bruellen) nichts zu verstehen ist.

Das Essen am Abend allerdings, nur wenige Meter von dem extra fuer mich an diesem Abend dramatisch tosenden Mittelmeer entfernt (und mit fantastischem Blick auf die Bucht) ist erstklassig. Endlich.

(Anmerkung des Verfassers: Dieser Beitrag wurde unter den erschwerten Bedingungen des Internet Explorers, einer altersschwachen, italienischen Tastatur (das Z ist unten links), eines plaerrenden italienischen Fernsehers und eines guten sardischen Rotweins verfasst)

Montag, 5. Mai 2008

Sardinien 2007

Adrenalin-Kick, Nervenschlacht, selbstmöderische Milka-Kühe - das alles ist zu viel für mich und deswegen verschwinde ich Morgen für zehn Tage nach Sardinien.

Und wehe, mir kommt jetzt jemand mit der Moralkeule, von wegen, ich würde meinen Verein im Stich lassen. Der Urlaub ist bitter nötig und lange überfällig. Streng genommen ist das mein Jahresurlaub. 2007.

Außerdem: Wenn ich zurückkomme, bin ich vielleicht Fan eines Erstligisten.

Adrenalin-Kick

Wir hätten wissen müssen, was uns im Stadion erwartet. Auf dem Hinweg standen wir nichts Böses ahnend an der roten Ampel am Militärring, um uns herum Fans, Spaziergänger und ein paar Ausflügler mit dem Fahrrad.

Einer der Wartenden huschte zügig bei Rot über die Straße und hinter uns brach das große Geschrei einer älteren Radfahrerin aus dem Umland los:

"Denkst Du, Du bist schon tot, oder was? Köln! Schreckliche Stadt! Glauben, Sie könnten machen was sie wollen, die Kölner. Hier gibt es alles: Raucher, Mörder! Schreckliche Stadt!"

Ähnlich dürften sich in den folgenden 90 Minuten die Hoffenheimer gefühlt haben. Die FC-Spieler beharkten sie mit allen Mitteln, das Publikum tobte von der ersten Minute an. Mit melodramatischem Hinsinken und Provokationen ins Publikum versuchten die Blauen dagegenzuhalten.

Hoffenheims Elfmeterschütze Sahilovic forderte das Kölner Publikum nach seinem Treffer gar mit gezücktem Zeigefinger auf, die Klappe zu halten (möglicherweise war er einfach den Lärm im Stadion nicht gewohnt, Hoffenheim könnte etwas lauschiger sein). Kölns Maynor Souazo rächte seinen Anhang in der zweiten Halbzeit mit einer formidablen Kopfnuss, die den Bosnier einen Zahn kostete (und Souazo zur Überraschung des Publikums nicht Rot einbrachte).

Stattdessen bot der Honduraner (sagt man so?) wie auch das übrige Team seine beste Saisonleistung und über die kämpferische Leistung soll nicht vergessen werden, dass insbesondere Spieler wie Antar, Özat, Broich und Helmes auch spielerisch zu überzeugen wussten.

Hoffenheim hingegen enttäuschte letztlich. In der ersten Halbzeit standen sie taktisch gut, wussten aber damit nichts anzufangen. Nicht zuletzt, weil ihre Stürmer eher den Freistoß als das Tor suchten. In der zweiten Halbzeit suchten sie gar nichts mehr und so wurde es eines dieser Spiele, deretwegen man eine Dauerkarte hat. Um es mit den Leuten zu feiern, mit denen zusammen man ein ganzes Jahr leidet.

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