Man kann das in diesen Tagen schon einmal vergessen (ist ja auch lästig irgendwie), aber der 1.FC Köln spielt immer noch vorrangig Fußball. Immer noch in der 2. Liga. Und am Sonntag gegen die Spvgg Greuther Fürth, den wohl am längsten in der Liga verharrenden Aufstiegskandidaten.
In vier Begegnungen beim Deutschen Meister von 1914, 1926 und 1929 (damals als Spvgg Fürth, deren Ergebnisse sich der Legende nach später Henry Kissinger samstäglich ins Außenministerium der USA übermitteln ließ), gelang den Fürthern (Greuther Fürthern? Greutherer Fürthern?) einmal ein zweifacher Torerfolg. Ansonsten trafen sie das Kölner Tor zu Hause nie. Das kann gerne so bleiben.
Zu Hause heißt bei Fürth übrigens Playmobil-Stadion, der kindischste unter den lächerlichen Stadiennamen. Vielleicht ist der Verein deshalb in der eigenen Heimat so wenig populär. Die Zuschauerzahlen jedenfalls stagnieren auf bescheidenem Niveau. Obwohl sich in Fürth der ehemalige Wunderstürmer Christian Timm bestaunen lässt (sofern er nicht verletzt ist, das ist er öfter).
Suedtribuene - 24. Nov, 14:42
Wolfgang Overath hat auf der Mitgliederversammlung des 1.FC Köln einen bemerkenswerten Satz gesagt:
"Bisher haben wir nur soviel Geld in die Hand genommen, wie es der finanzielle Spielraum zuließ. Das wird jetzt anders werden."
Man kann diesen Satz als unsinnigen Versprecher eines ökonomischen Laien abtun. Man kann aber auch darauf hinweisen, dass Geldausgeben nie das Problem des 1.FC Köln war.
In dieser Saison hat der Verein wie jedes Jahr im Unterhaus des bezahlten Fußballs mit 34 Millionen Euro den höchsten Etat der Liga. 17 Millionen davon gehen in die Lizenzspielerabteilung. Mit 1,4 Millionen Euro war Stürmer Novakovic obendrein der teuerste Transfer der 2. Liga.
In der letzten Bundesligasaison betrug der zu Saisonbeginn veranschlagte Etat 41 Millionen Euro. Eine Größenordnung, mit der, so verkündete Manager Andreas Rettig damals stolz, noch nie ein Verein abgestiegen sei. Ein Rekord, den der FC mit Leichtigkeit einstellte.
Trotz dieser Zahlen und der recht fragwürdigen Ergebnisse lässt Overaths Zitat befürchten, dass die Führung des Vereins wild entschlossen ist, so lange so viel Geld in den Verein zu pumpen, bis irgendeine Form von sportlichem Erfolg erreicht ist.
Die Binsenweisheit, dass es weniger darum geht, wieviel man investiert, sondern eher darum, in was (oder wen), scheint bei den Kölner Verantwortlichen nicht bekannt zu sein. Vielleicht würde ein Blick über den kölschen Tellerrand hinaus schon helfen. Aber da Michael Meier eine neue "elitäre Arroganz" des 1.FC Köln einfordert, wird man sich kaum anschauen wollen, wie die rheinischen Nachbarn aus der 1.Liga wie Aachen oder Mainz ihr Geld investieren.
Suedtribuene - 23. Nov, 14:24
Für mindestens 70% der FC-Spiele aus den vergangenen zehn Jahre lässt sich ein Spielbericht aus folgenden Bausteinen zusammensetzen:
Planlos, hilflos, ideenlos.
Zu langsam, zu umständlich, zu viele Fehler.
Weil das auf Dauer langweilig wird, beschränke ich mich auf einen kurzen Tribünendialog vom gestrigen Nachmittag - irgendwann nach einer unglücklichen Aktion eines unglücklichen FC-Spielers in einem unglücklichen Spiel -, der das ganze Dilemma des 1.FC Köln auf den Punkt bringt:
"Da hätte man jetzt aber mehr draus machen können."
"Hätte man. Wenn man Fußball spielen könnte."
Suedtribuene - 20. Nov, 12:37
Kaum hat Christoph Daum einen Vertrag beim FC unterschrieben, obwohl er nach einer Halsoperation noch nicht wieder völlig gesund ist, wirkt sich diese spektakuläre Verpflichtung bereits auf die ersten Vereinsmitglieder aus: Ich habe Halsschmerzen.
Suedtribuene - 20. Nov, 12:35
...
der Kerl kann jetzt nicht übers Wassern wandeln.
Suedtribuene - 19. Nov, 19:00
Laut
Eilmeldung des Kölner Stadt-Anzeigers hat Christoph Daum dem 1.FC Köln heute abgesagt.
Sagte ich schon einmal, dass die
Trainersuche jetzt richtig lustig wird?
Kleiner Tipp: Hanspeter Latour ist aktuell vereinslos. Und mit der Wiederverpflichtung des Schweizers könnte der FC in seiner aktuellen Lieblingsdisziplin
Noch nie dagewesene Kuriosiäten richtig punkten.
Suedtribuene - 14. Nov, 13:20
Bei anderen Vereinen als dem 1.FC Köln sind historische Daten etwas, das mehrere Jahre zurückliegt. Beim FC hingegen lohnt sich manchmal
ein Blick in die jüngste Vergangenheit, um zu verstehen, wie planvoll und langfristig durchdacht dieser Verein geführt wird.
Suedtribuene - 14. Nov, 11:31
Den Express-Redakteuren muss aktuell echt
einer abgehen:
Overath und Meier
pilgern gemeinsam zu Christoph Daum nach Hahnwald. Overath möchte ja schließlich bei der Mitgliederversammlung nächste Woche nicht als derjenige dastehen, der sich nicht genug um den Messias bemüht hat.
Selbst
Berti Vogts wird zu einem Statement pro Daum genötigt, besucht ihn aber nicht.
Das tut dafür Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, der seine Popularität in Köln vermutlich in erster Linie der Tatsache verdankt, dass er aussieht wie
das Resultat eines außerehelichen Fehltrittes von Willy Millowitsch. Schramma will
ein Gespräch unter Sportskameraden führen und Daum bei den Emotionen packen.
An Christoph Daums Stelle würde ich spätestens jetzt etwas anderes packen: die Koffer nämlich.
Fußball gespielt wurde lästigerweise auch: in Freiburg ermauerte sich die Mannschaft ein je nach Sichtweise mickriges oder beachtliches 0:0.
Fragen nach dem Konzept des FC hat außer Christoph Daum bisher übrigens niemand gestellt. Das ist entweder zu komplex oder genauso lästig wie das Spiel in Freiburg.
Suedtribuene - 13. Nov, 12:18
Christoph Daum hat heute Morgen
in einer Pressekonferenz erklärt, aus gesundheitlichen Gründen vorerst nicht Trainer des 1.FC Köln werden zu wollen.
Ein zukünftiges Engagement schloß er nicht aus. Dies hinge vor allem von der Perspektive des Vereins ab.
Damit hat sich die Führung des 1.FC Köln in eine Situation hineinmanövriert, die mit dem Wort katastrophal treffend umschrieben ist.
Schon allein
der öffentlich gemachte Pilgergang von Manager Meier an Daums Krankenbett war ein deutliches Signal an jeden potenziellen Nachfolgekandidaten nur 2. Wahl zu sein.
Jetzt darf dieser 2.Wahl-Kandidat obendrein im Schatten von Christoph Daum arbeiten. Hat er Erfolg, darf er damit rechnen, seinen Platz für den Kölner Messias räumen zu müssen. Hat er keinen, fliegt er sowieso.
Wer sich das antut, ist entweder völlig verzweifelt oder komplett gaga. Oder er heißt Peter Neururer, der sich via Kölner Boulevard diese Woche schon einmal beim FC ins Gespräch gebracht hat.
Suedtribuene - 11. Nov, 11:09
oder
Warum der 1.FC Köln steht, wo er steht
Nach dem vierten Abstieg innerhalb von acht Jahren entschied sich der 1.FC Köln Ende der vergangenen Saison zu einem Richtungswechsel.
Wurde bis dahin um das Rumpfteam des Abstiegsjahres eine neue Mannschaft gebildet, die souverän auf- und sang-und klanglos wieder abstieg, sollte dieses Jahr der große Schnitt gemacht werden.
Ziel war es, eine Mannschaft zusammenzustellen, die aufsteigen kann und das Potenzial besitzt, sich - punktuell verstärkt - in der ersten Liga zu behaupten.
Mit dieser Aufgabe betraute der Verein um Präsident Wolfgang Overath die zweitligaunerfahrenen Meier und Latour.
Beide stellten einen Kader zusammen, in dem sich durchaus gute Fußballer befinden, der aber fast komplett ohne Zweitligaerfahrung auskommen muss. Allein die Ergänzungsspieler Scherz und Cullmann besitzen nennenswerte Zweitligaerfahrung, 18 der 24 Lizenzspieler wiesen vor der Saison jedoch null Zweitligaspiele auf.
Entsprechend hilfos reagiert die Mannschaft, sieht sie sich einem verbissen jeden Grashalm verteidigenden Gegner gegenüber, für den diese großangelegte Fußballverhinderungsschlacht gegen den 1.FC Köln das Spiel des Jahres darstellt. Schlechte und katatrophale Spiele in Jena, Paderborn, Unterhaching und Koblenz waren die Folge. Dort wo der Alltag der Liga auf den 1.FC Köln wartet.
Niemand hat die Mannschaft auf diese Spiele vorbereitet. Vor der Saison spielte man Testspiele gegen höherklassige Vereine, während der Saison fehlten die Verantwortlichen im Verein, die der Mannschaft die dringend benötigte Hilfestellung geben konnten. Präsident Overath gefällt sich in der Rolle des grantelnden Weltmeisters, für den jeder Fehlpass eine Beleidigung seiner Person und der ruhmreichen Vergangenheit des 1.FC Köln darstellt.
Hilfreich ist das nicht. So potenziert sich die Verunsicherung der Mannschaft, die aus Unerfahrenheit Fehler macht, dafür von der Presse, den Fans und dem eigenen Verein abgestraft wird, zu einer Leistung wie gegen Aue. Denn was gestern Abend geboten wurde, war keinesfalls Arbeitsverweigerung, es war pure Hilflosigkeit.
Freilich weiß niemand, ob diese Truppe mit diesem Trainer nicht doch noch die Kurve gekriegt hätte. Dass sie Fußball spielen kann, hat sie in den Spielen gegen Schalke, Burghausen und Braunschweig, aber auch (zumindest mit Abstrichen) in den Auftritten gegen Karlsruhe und Rostock bewiesen.
Insofern ist die heutige Entlassung von Hanspeter Latour mehr Aktionismus als planvolles Wirken einer verantwortungsbewussten Vereinsführung. Sie ist eine Reaktion aus Ungeduld und Druck von außen.
Dabei ist Trainer Latour tatsächlich nicht unschuldig an der Misere. Er begann die Saison erfolgreich mit einem klaren 4-2-2-2, teilweise flüssigem Kombinationsspiel und druckvollem, aggressivem Pressing und Spiel nach vorn.
Nach der Verpflichtung von Wunschstürmer Miljove Novakovic stellte er zunächst auf ein 4-3-3 um, was die Mannschaft zum Anlass nahm, das Kombinationsspiel weitgehend einzustellen. Als Patrick Helmes verletzt ausfiel, verlor der Trainer endgültig seine Linie. Von Kombinationspiel und Aggressivität war bis auf Ausnahmen nicht mehr viel zu sehen.
Zunächst stellte Latour auf ein 4-1-3-2 um, schob Broich auf die rechte Außenbahn und holte ihn erst gegen Schalke wieder ins Zentrum zurück. Broich bedankte sich mit einem sehr guten Spiel, aber die Harmlosigkeit der Schalker täuschte vielleicht über die Schwächen der neuen Aufteilung hinweg.
Denn nun standen sich in der Mitte Broich und Cabanas gegenseitig im Weg, während der linke Flügel offensiv unbesetzt blieb und der linke Verteidiger Fabrice Ehret seine Außenbahn allein beackern musste.
Folge: Ehret machte Fehler und durfte das Koblenzspiel über weite Strecken von der Bank aus verfolgen. Statt seiner blamierte sich Rechtsverteidiger Carsten Cullmann auf der ungewohnten linken Position. Noch während des Spiel korrigierte Latour seinen Fehlgriff und brachte Ehret, nur um im Heimspiel gegen Aue gleich zwei neue Fehlgriffe zu tätigen: Er ersetzte mit Alpay den einzigen verbliebenen Kämpfer nach Lagerbloms Ausfall durch Marvin Matip und verzichtete komplett auf ein defensives Mittelfeld. Dafür brachte er links endlich Dennis Epstein, der nach starkem Beginn komplett die Orientierung verlor.
Zur Halbzeit beendete Latour das Experiment mit zwei Außen, brachte mit Baykal einen defensiven Mittelfeldspieler und mit Chihi einen dritten Stürmer.
Eingespieltere Mannschaften als die neu zusammengestellte Geißbockelf tun sich mit einer derart großen Zahl an Umstellungen schwer.
Dennoch: dem Trainer allein die Schuld an der derzeitigen Misere anzulasten, wäre falsch. Vielmehr hat der gesamte Verein mindestens einmal in den vergangenen vier Monaten eine verhehrende Fehleinschätzung getroffen. Entweder im Sommer bei der Zusammenstellung des Kaders und der Ausrichtung der Vorbereitung oder jetzt im November bei der raschen Entlassung von Hanspeter Latour.
Was der Verein jetzt bräuchte, wäre ein durchdachtes sportliches Konzept. Eine klare sportliche Ausrichtung des ganzen Vereins von der Profimannschaft bis hinab zu den Jugendmannschaften. Ein gut organisiertes, zielgerichtetes Scouting, das unabhängig funktioniert und daraus resultierend ein Anforderungsprofil für einen neuen Cheftrainer.
Doch wie immer bei Trainerwechseln mitten in der Saison ist für so etwas gerade keine Zeit. Deshalb wird auch das nächste Konzept, dass der 1.FC Köln stolz als seines präsentiert, aus einem Wort bestehen: dem Namen des neuen Trainers.
Und aller Wahrscheinlichkeit wird auch dieses Konzept scheitern, wie das Konzept Latour und das Konzept Rapolder (und im Grunde auch die Konzepte Lienen, Funkel und Stevens).
Weil der Verein seine Identität nicht aus dem Fußball ableitet, sondern aus der Vergangenheit. Und aus den Fans. Denn mehr hat er nicht.
Suedtribuene - 9. Nov, 15:18