Bis zur 30. Minute war das Viertelfinale zwischen dem FC Augsburg und dem 1. FC Köln der erwartete packende Pokalfight mit leichten Vorteilen für die Heimmannschaft.
Dann zeigte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer auf Zuruf des vierten Offiziellen dem meist gefoulten Spieler auf dem Platz nach einem gelbwürdigen Rempler die rote Karte und schickte damit Kölns bis dahin besten Feldspieler Adil Chihi vom Platz.
Von nun an liefen die Kölner eher hinterher und Augsburg konnte spielen, was sie zu Hause am besten spielen können: schnell, druckvoll, lauffreudig und aggressiv. Die FC-Spieler hingegen taten in der zweiten Halbzeit Thorsten Kinhöfer und dem FC Augsburg den Gefallen und ließen ihrem Frust durch Meckern freien Lauf, so dass sie dem Referee die Möglichkeit gaben, mit Podolski und Petit noch zwei Kölner vom Platz zu stellen.
Die Kölner hielten sich im Anschluss mit Schiedsrichterschelte vornehm zurück. Allein Trainer Soldo kritisierte auf seine leise und freundliche Art das Zustandekommen der roten Karte für Chihi in der Sache deutlich.
Für die Augsburger ist es fast schon schade, dass ihre durchaus beeindruckende Leistung weniger gewürdigt wird als der große Auftritt Thorsten Kinhöfers.
Suedtribuene - 11. Feb, 12:02
Der 1. FC Köln hat die besten Fans der Welt. Das weiß jedes Kind. Würden sonst die Spieler des FC in ihren Interviews beständig erwähnen, wie toll es ist, vor diesen Zuschauern zu spielen? Natürlich nicht.
Von der ersten bis zur letzten Minute fiebert dieses großartige Publikum mit der Mannschaft und feuert sie an. Egal, ob sie mit 0:4 gegen Hoffenheim untergeht oder sich gegen Bremen einen engagierten Kampf bis zur letzten Minute liefert.
Die letzte Minute allerdings beginnt für tausende FC-Anhänger bereits in der 80. oder 82. Minuten. Dann verlassen sie in Scharen das Stadion, um bloß rechtzeitig bei ihren Autos und heim bei Mami zu sein.
Schließlich gibt es wichtigeres als Fußball. Staufreie Straßen zum Beispiel - und sowieso kann man sich das Spiel viel besser in der Zusammenfassung zu Hause vor dem Fernseher anschauen. Das sollten diese Leute vielleicht auch tun.
Es ist nämlich schlicht und ergreifend erbärmlich, fünf Minuten vor Ende eines Spiels das Stadion zu verlassen. Umso mehr, wenn die eigene Mannschaft eine zwar nicht fehlerfreie aber durchaus engagierte Vorstellung bietet.
In der Oper, ansonsten gerne Referenz für langweiliges und überanspruchsvolles Publikum, würden solche Zuschauer gnadenlos ausgezischt und es wäre zu wünschen, dass sich dieser Brauch auch in Fußballstadien ausbreitet.
Suedtribuene - 7. Dez, 13:00
Vor einigen Jahren - ich weiß nicht, ob sie es heute noch tut - lief eine ältere Dame regelmäßig mit einem Plakat die Hohe Straße auf und ab. Auf dem Plakat stand so etwas wie "Jesus liebt dich!", und die Frau rief beständig: "Das Wichtigste! Das Wichtigste!"
Viel ist in den letzten Wochen über den 1. FC Köln geschrieben worden und ich könnte hier jetzt verkünden, meine Inaktivität in diesem Blog sei ein Akt subversiver Gegenöffentlichkeit gewesen. Allein, es war Zeitmangel.
Bemerkenswert wenig wurde in der Zeit meiner Abwesenheit über das Wichtigste geschrieben. Es ging um Novakovics Eitelkeit, Soldos Schweigsamkeit, Podolskis Frust, Overaths Wut oder Petits Sprachkenntnisse. Um Fußball ging es kaum.
Das unterscheidet möglicherweise erfolgreiche von erfolglosen Vereinen. Bei ersteren steht der Fußball im Mittelpunkt. In Bremen, Hoffenheim oder Leverkusen (und ja, mir fällt diese Aufzählung auch schwer). Bei letzteren die diversen Befindlichkeiten.
Dabei sollten sich gerade erfolglose Vereine (und ihr Umfeld) intensiver mit ihrem Fußball auseinandersetzen.
Der 1. FC Köln zeichnete sich in der vergangenen Saison durch eine beeindruckende und ausgesprochen häßlich anzuschauende Fähigkeit aus, den Gegner am Fußball spielen zu hindern. Darauf beruhte der Erfolg.
In dieser Saison wollte der Verein mit Podolski und Maniche mehr Offensivspektakel bieten. Eigentlich eine logische Entwicklung, die die Mannschaft bisher nicht umsetzen konnte.
Defensiv hat sie einiges von ihrer Stabilität aus dem letzten Jahr verloren. Die Laufbereitschaft, Aggressivität und taktische Disziplin, die ihr 2008/2009 zum Erfolg verholfen hatten, fehlen in dieser Saison zu oft.
Offensiv läuft wenig zusammen. Buchstäblich. Wer sich im Stadion die Laufwege der Spieler anschaut, kommt aus dem Kopfschütteln kaum noch heraus. Maniche soll angeblich moniert haben, dass das Offensivspiel zu wenig trainiert würde. Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls fehlt es der neu zusammengestellten Offensive des FC an Abstimmung. Vielleicht ein Zeitproblem: Maniche, Freis, Podolski sind neu, Novakovic hat lange gefehlt.
Hinzu kommt, dass die Mannschaft viel zu lange braucht, um von Abwehr auf Angriff umzuschalten. Der Ball läuft im Mittelfeld quer, bis sich der Gegner in seiner Defensive organisiert hat.
Das mag - ähnlich wie die Schwächen in der Defensive - schlicht mit mangelnder Einstellung zu tun haben: wenn niemand läuft, kann im Prinzip auch niemand angespielt werden.
Es hat aber möglicherweise auch damit zu tun, dass Trainer Zvonimir Soldo eher ein Anhänger des Kurzpassspiels ist, die Mannschaft in ihrer Zusammenstellung aber förmlich nach Konterfußball schreit (und vielleicht auch gar nichts anderes kann).
Und was passiert, wenn man gegen eine Mannschaft wie Werder Bremen versucht mitzuspielen, hat der SC Freiburg vor kurzem erfahren dürfen.
Für den 1. FC Köln muss es gegen Bremen und in den ausstehenden Partien gegen Freiburg und Nürnberg darum gehen, sich wieder auf das Wichtigste zu konzentrieren: eine stabile Defensive, viel Laufarbeit, viel Kampf, schnelle und konzentrierte Gegenstöße bei Ballbesitz. Fußball halt. Fußball für den Abstiegskampf, um genau zu sein.
Suedtribuene - 4. Dez, 17:47
In der vergangenen Saison brauchte es eine Niederlage im Pokal gegen Mainz, bis die FC-Spieler sich, erschrocken von der eigenen Leistung, zusammenrauften und in den folgenden Wochen der Hinrunde den Grundstein für den Klassenerhalt legten.
In dieser Saison fehlte diese Pokalpleite bislang. Stattdessen gab es am letzten Samstag einen miserablen Auftritt gegen Hannover 96, bei dem wir uns auf der Tribüne nach fünf Minuten schon sicher waren, dass in dem Spiel nichts zu holen sein würde.
Es steht zu hoffen, dass das Spiel gegen Hannover eine ähnlich schockierende und heilende Wirkung auf die Mannschaft hatte wie in der letzten Saison der Auftritt in Mainz. Auch wenn es im aristotelischen Sinne eigentlich die Zuschauer sein sollten, die durch die reinigende Wirkung der
Katharsis geläutert werden sollen.
Der FC spielt demnach zurzeit Fußball a la Goethe und es wäre zu wünschen, dass es der Manschaft gelingt, Pflicht und Neigung in Einklang zu bringen.
Suedtribuene - 8. Nov, 10:50
Einfach nur weil es so einfach und schnell zu schreiben ist. Fußballverantwortliche scheinen nämlich zu nicht unwesentlichen Teilen doof und lernresistent zu sein.
Die Bayern schaffen aktuell das Kunststück die miserable Bilanz unter Jürgen Klinsmann (die jetzt wahrscheinlich im Nachhinein zu einer Erfolgsgeschichte umgedeutet wird) unter ihrem neuen Trainer van Gaal zu unterbieten.
Dabei liegt das Problem nicht so sehr am Trainer und an den Spielern, es liegt immer noch
an der fehlenden Philosophie des Vereins, denn:
Von den Verantwortlichen des FC Bayern weiß niemand, wie man so etwas macht: einem Starensemble eine Fußballphilosophie einimpfen, geschweige denn einen Verein so zu führen, dass er eine Vorstellung vom Fußball lebt, die auch jenseits des Erfolges Freude bereitet.
(hier am 3.1.2008)
Eine Antwort hat der Verein bisher nicht gefunden und solange er sie nicht findet, ist es nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten schwarzen Tag. Egal wie der Trainer, egal wie die Spieler heißen.
(hier am 9.4.2009)
(Notiz an mich: Beitrag zur Wiedervorlage vormerken)
Suedtribuene - 4. Nov, 14:48