Montag, 12. Mai 2008

Aufstieg in Arbatax

Wer sich Arbatax vom Land her naehert (man kann auch mit der Faehre oder dem Flieger anreisen) und in naivem Leichtsinn die erste Abfahrt nimmt, auf der stolz der huebsche Ortsname prangt, landet mitnichten in einem kleinen Fischerdorf, sondern in der vermutlich haesslichsten und totesten zona industriale Sardiniens. Irgendjemand hat hier einmal mitten im wald-und holzfreien Sardinien eine Papierfabrik aus dem Boden gestampft und ist -oh Wunder- heute pleite, nicht ohne ein paar monstroese Hinterlassenschaften zurueckgelassen zu haben.

Antars 1 zu 0 faellt irgendwann jetzt, die Live-SMS aus dem Stadion oeffne ich nur widerwillig. Bestimmt keine gute Nachricht ist? Immerhin weiss ich mittlerweile, dass das Spiel noch keine 50 Minuten alt ist, wie ich eine Stunde frueher noch dachte (in der wunderschoenen Hochebene des Mare d'Urzulei inmitten ungezaehmter Hausschweine - keine Ahnung, ob das irgendwen interessiert, sind aber tolle Tiere), weil ich in meiner Aufgeregtheit Kilometerstand (1450 km) und Uhrzeit verwechselt habe (so viel zu der These mit den Jahren wuerde man ruhiger, wenn es um Fussball geht).
Aber als leidgeprueftes und gebranntes Kind (als Anhaenger eines Fussballvereins eben) rechne ich immer mit dem Schlimmsten.

Natuerlich tritt das Schlimmste ein: Der FC steigt auf und ich bin nicht dabei. (Nun gut, das ist ein dramaturgischer Kniff: mir ist es lieber, wir steigen ohne mich gegen Mainz aufals dass ich mir ein Zitterspiel in Kaiserlautern antun muss- ergo nur das Zweitschlimmste.) Auch wenn wir beide fast zeitgleich die Haesslichkeit der 2. Liga und von Arbatax' zona industriale verlassen (der Trick bei beidem und das sollte wirklich jeden interessieren: einfach stur geradeaus) troestet der Anruf ins Stadion kaum darueber hinweg. Nicht zuletzt weil aus dem Stadion ausser bruellendem Rauschen (oder rauschhaftem Bruellen) nichts zu verstehen ist.

Das Essen am Abend allerdings, nur wenige Meter von dem extra fuer mich an diesem Abend dramatisch tosenden Mittelmeer entfernt (und mit fantastischem Blick auf die Bucht) ist erstklassig. Endlich.

(Anmerkung des Verfassers: Dieser Beitrag wurde unter den erschwerten Bedingungen des Internet Explorers, einer altersschwachen, italienischen Tastatur (das Z ist unten links), eines plaerrenden italienischen Fernsehers und eines guten sardischen Rotweins verfasst)

Montag, 5. Mai 2008

Sardinien 2007

Adrenalin-Kick, Nervenschlacht, selbstmöderische Milka-Kühe - das alles ist zu viel für mich und deswegen verschwinde ich Morgen für zehn Tage nach Sardinien.

Und wehe, mir kommt jetzt jemand mit der Moralkeule, von wegen, ich würde meinen Verein im Stich lassen. Der Urlaub ist bitter nötig und lange überfällig. Streng genommen ist das mein Jahresurlaub. 2007.

Außerdem: Wenn ich zurückkomme, bin ich vielleicht Fan eines Erstligisten.

Adrenalin-Kick

Wir hätten wissen müssen, was uns im Stadion erwartet. Auf dem Hinweg standen wir nichts Böses ahnend an der roten Ampel am Militärring, um uns herum Fans, Spaziergänger und ein paar Ausflügler mit dem Fahrrad.

Einer der Wartenden huschte zügig bei Rot über die Straße und hinter uns brach das große Geschrei einer älteren Radfahrerin aus dem Umland los:

"Denkst Du, Du bist schon tot, oder was? Köln! Schreckliche Stadt! Glauben, Sie könnten machen was sie wollen, die Kölner. Hier gibt es alles: Raucher, Mörder! Schreckliche Stadt!"

Ähnlich dürften sich in den folgenden 90 Minuten die Hoffenheimer gefühlt haben. Die FC-Spieler beharkten sie mit allen Mitteln, das Publikum tobte von der ersten Minute an. Mit melodramatischem Hinsinken und Provokationen ins Publikum versuchten die Blauen dagegenzuhalten.

Hoffenheims Elfmeterschütze Sahilovic forderte das Kölner Publikum nach seinem Treffer gar mit gezücktem Zeigefinger auf, die Klappe zu halten (möglicherweise war er einfach den Lärm im Stadion nicht gewohnt, Hoffenheim könnte etwas lauschiger sein). Kölns Maynor Souazo rächte seinen Anhang in der zweiten Halbzeit mit einer formidablen Kopfnuss, die den Bosnier einen Zahn kostete (und Souazo zur Überraschung des Publikums nicht Rot einbrachte).

Stattdessen bot der Honduraner (sagt man so?) wie auch das übrige Team seine beste Saisonleistung und über die kämpferische Leistung soll nicht vergessen werden, dass insbesondere Spieler wie Antar, Özat, Broich und Helmes auch spielerisch zu überzeugen wussten.

Hoffenheim hingegen enttäuschte letztlich. In der ersten Halbzeit standen sie taktisch gut, wussten aber damit nichts anzufangen. Nicht zuletzt, weil ihre Stürmer eher den Freistoß als das Tor suchten. In der zweiten Halbzeit suchten sie gar nichts mehr und so wurde es eines dieser Spiele, deretwegen man eine Dauerkarte hat. Um es mit den Leuten zu feiern, mit denen zusammen man ein ganzes Jahr leidet.

Freitag, 2. Mai 2008

Hoffenheim, Traum aller Fußballfans

Kaum etwas erregt die Gemüter mehr als ein Milliardär, der sich einen Fußballverein kauft. Dabei gibt und gab es das Modell Hoffenheim mehr oder weniger offensichtlich schon immer und überall, egal ob es Fortuna Köln, AC Mailand, Juventus Turin oder Athletico Madrid heißt. Von Chelsea muss man in dem Zusammenhang gar nicht einmal reden.

Von den Konzernen, die im Fußball viel Geld lassen, auch nicht. Egal ob Bayer oder VW mit ihren eigenen Clubs oder Gazprom und die Telekom als Partner der Vereine (wie auch immer diese Partnerschaft aussieht).

Aber Konzerne, so heißt es gern, verfolgen dabei wenigstens wirtschaftliche Interessen und geben das Geld nicht aus einer Laune (oder Leidenschaft?) heraus. Als ob das besser wäre.

Dann wird gerne von Wettbewerbsverzerrung geredet, so als ob es jemals im Sport einen fairen, von Geld unabhängigen Wettbewerb gegeben hätte.

Aber im Grunde ist ein Dietmar Hopp vor allem deswegen verhasst, weil er sich einen Traum erfüllt, den wahrscheinlich jeder Fan einmal hat: selber in einem, am besten noch seinen, Verein das Sagen haben.

Dass das in Hoffenheim zu funktionieren scheint, so ganz ohne gewachsene Fußballkultur und fast gänzlich ohne Fans, ist allerdings auch der größte Alptraum eines Fußballfans: Der Beweis, dass es ohne ihn geht. Dass er im modernen Fußball wirklich nicht gebraucht wird. Dass er zahlender Kunde in den Fanshops und beim Pay-TV ist und dekorative Staffage in den Stadien.

Dienstag, 29. April 2008

Zeitvertreib für Nervenbündel

Wer die Spannung nicht mehr aushält, der kann beim Kicker die letzten Partien der 2. Liga tippen. Aber wie man es auch dreht und wendet: Gewinnt der FC nicht gegen Hoffenheim und Mainz, steigt er nicht auf.

Sonntag, 27. April 2008

Nervenschlacht

Wenn Du als Fußballmannschaft in einem Spiel wie vergangenen Freitag in Aue in der 1. Minute einen Rückstand kassierst,
eine halbe Stunde lang verunsichtert auf grünem Rasen schwimmst,
dann wie aus dem Nichts zurückkommst, in Führung gehst,
um kurz vor der Halbzeit wieder den Ausgleich zu kassieren,
in der 2. Halbzeit einen ungerechtfertigten Platzverweis kassierst,
in Unterzahl dennoch in Führung gehst...

... und so ein Spiel gewinnst,
steigst Du mit aller Wahrscheinlichkeit auf.

Wenn Du aber am Ende noch den Ausgleich hinnehmen musst, fällst Du zurück auf Platz 4 und die Nervenschlacht geht weiter.

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