Freitag, 30. Juni 2006

Lieber Diego Armando Maradona!

Wir sagen's ehrlich: Bisher mochten wir Sie nicht sonderlich.

Ihre Drogengeschichten waren billig (das Kokain vermutlich teuer), Ihre theatralischen Entschuldigungen dafür erbärmlich.

Dass Sie allen Ernstes den intelligenten und sympathischen argentinischen Nationaltrainer José Pekerman (ein unehelicher Bruder von Christopher Walken - auch sehr sympathisch) ablösen möchten, halten wir für eine Nachwirkung übergroßen Drogenkonsums.

Unvergessen natürlich auch Ihr Handtor 1986. Wir mögen die englische Nationalmannschaft nicht, aber dieser Akt der Blasphemie hat uns einander nicht näher bringen können.

Wir sind vielmehr überzeugt, dass der liebe Gott (wenn es ihn denn gibt) sich nach Ihrem Spruch von der "Hand Gottes" beide Hände abgehackt hat (Frage an die Theologen: Wenn es Gott gibt, hat er dann überhaupt Hände?).
Im Gegenzug hat er Ihnen sicherlich einen Platz in der Hölle reserviert. Irgendwo da, wo auch die englischen Fans hinkommen.

Nun aber müssen wir Abbitte bei Ihnen leisten. Ihre bisherigen Auftritte bei dieser WM waren großartig. Schlicht großartig. Peinlich, aber berührend, wie Sie mit Ihrer Tochter, Ihrer Ex-Frau (wer bitteschön nimmt seine Ex mit zum Fußball?), Ihrem Leibwächter und anderen Freunden/Bekannten/irgendwelchen Leuten im gleichen Trikot auf der Tribüne herumhüpfen. Wer bitte braucht Stil, wenn er ein Herz hat?

Höhepunkt zweifelsohne, als Sie in Jeans und Trikot die Ehrentribüne gekapert haben, um den Anzugträgern Blatter und Beckenbauer die Hand zu schütteln. Nie zuvor wurde die Diskrepanz zwischen Fußball und FIFA deutlicher als in diesem kurzen Moment.

Dafür danken wir Ihnen und wir schämen uns, heute die Absicht zu haben, Sie zum Weinen zu bringen.

Mit den allerbesten Wünschen für die Zeit nach dem Spiel

Ihre Jungs von der Südtribüne

Donnerstag, 29. Juni 2006

Irgendjemand überrascht?

"Mit insgesamt 24 Spielern ist der FC-Tross ins Trainingslager nach Tröpolach gereist. Nicht dabei ist leider Patrick Weiser. Den 34-jährigen FC-Abwehrspieler plagen Achillessehnenprobleme. Er wird eingehend untersucht."

(via fc-koeln.de)

Das letzte Mal, als ich Patrick Weiser fit gesehen habe, war im letzten Herbst gegen Eintracht Frankfurt und ich hätte mir gewünscht, er wäre es nicht gewesen.

Vielleicht ist das ja ein gutes Omen für die kommende Saison?

Plädoyer für den Körperkontakt

Massive Kritik prasselt bei dieser Weltmeisterschaft auf die Schiedsrichter ein. Nicht nur ihre offenkundigen Fehlentscheidungen stehen am Pranger. Vielmehr lautet der Vorwurf, die Schiedsrichter pfiffen zu kleinlich und es fehle ihnen an klarer Linie.

Nur: Kann der Schiedsrichter Kleinigkeiten ungestraft lassen, wenn er für normale Fouls schon Gelb zeigen muss?

Und: Wie soll er eine klare Linie zeigen, wenn er für ein Trikotzupfen die gleiche Strafe verhängen muss wie für einen herzhaften Tritt in die Kniekehle?

Das Problem sind nicht die Schiedsrichter. Das Problem ist der Wunsch der FIFA nach einem quasi körperlosen Spiel. FIFA-Präsident Blatter hat vor der WM die Schiedsrichter dazu aufgerufen, die kreativen Spieler zu schützen.

Ergebnis: Die kreativen Spieler vergessen ihre Kreativität, suchen im Zweikampf nicht mehr den Erfolg durch die überraschende Lösung, sondern den Freistoß.

Mittlerweile begründen Kommentatoren (Kommentatoren -> Wark) Freistoß- oder Elfmeterentscheidungen mit Sätzen wie:
"Er hat ihn berührt! Klarer Elfmeter!" (Elfmeter -> Physik)

Unsinn (Unsinn -> Wark). Die Spieler dürfen sich berühren. Im Fußball ist Körperkontakt (Körperkontakt -> Sylvie van der Vaart) erlaubt. Fußball ist seinem Wesen nach ein Kampfspiel. Wer allerdings heute einen Blick in das Regelwerk der FIFA wirft, findet dort neben zu Recht zu unterbindenen Fouls eine umfangreiche Liste an Vergehen, die an Harmlosigkeit kaum zu unterbieten sind.

Das Ziel der FIFA ist das "schöne Spiel". Sie erreicht jedoch das Gegenteil: häßliche, durch Unterbrechungen zerfahrene Begegnungen ohne Spielkultur.

Damit ein Spiel schön werden kann, muss es sich entfalten können und darf nur unterbrochen werden, wenn dies unbedingt notwendig ist. Die Direktive für die Schiedsrichter darf deshalb nicht "Im Zweifel für den Schönspieler!" heißen, sondern kann nur heißen:

"Im Zweifel für den Spielfluss!"

Mittwoch, 28. Juni 2006

Ah! Go to hell with your motherfucking p.c., asshole!

Großes Thema gerade: Deutsche Fans, die "Ohne Holland fahren wir nach Berlin!" singen. (Im Pottblog, bei kerOzene, irgendwo auch in den Kommentaren bei dogfood)

Finden nämlich alle voll doof. Schließlich haben wir die Holländer nicht sportlich-fair aus dem Wettbewerb geschossen, sondern dabei zugesehen, wie sie und die Portugiesen sich gegenseitig aus dem Turnier getreten haben. Die einen sind ausgeschieden, die anderen gesperrt oder verletzt.

Voll die Häme jetzt "Ohne Holland fahren wir nach Berlin!" zu singen und Häme hat in den Stadien der FIFA-genormten Political Correctness nichts verloren.

Hallo? Jemand wach? Das hier ist Fußball! Und Häme ist ein elementarer Bestandteil der Stadionkultur.

Egal ob es das lautstarke mexikanische "Buuurrrooo" ist, das den gegnerischen Torhüter bei seinen Abschlägen begleitet oder das englische "Stand up, when you won the war!"

Originell ist beides genauso wenig wie "Ohne Holland...!" Aber darum geht es auch nicht. Es geht um die Schmähung eines alten Rivalen. Die muss nicht witzig sein. Die muss treffen.

Wer sich darüber wundert oder gar aufregt (über die Mexikaner hat sich niemand aufgeregt), versteht das Spiel nicht und war vermutlich noch nie im Stadion, wenn die Rückstände alter Rivalen durchgegeben wurden.

In Aachen haben Sie den eigenen Aufstieg mit lautstarken "Montagabends spielt der FC Kölle"-Gesängen gefeiert (natürlich nicht bei einem Spiel gegen den FC, sondern gegen den VfL Bochum) und wir haben vor unserem Fernseher gesessen, gequält gegrinst und "Nur ein Jahr, dann seid Ihr wieder da!" in uns hineingemurmelt.

Häme ist das Salz in der Suppe des Stadiongesangs.

Man muss sie austeilen, aber auch ertragen können. Weswegen ich nichts mehr schätze, als mit Fans, die ich im Stadion beschimpft habe (und von denen ich weiß, das sie es auch getan haben), nach dem Spiel ein Bier trinken zu gehen. Das gehört dazu.

Was glaubt Ihr, wird in Holland los sein, wenn Deutschland Freitag ausscheidet? Da wird gesungen, dass den Kühen am Niederrhein die Euter wackeln.

Es sei ihnen gegönnt (nicht das ich auf ein Ausscheiden hoffe). Wer lauwarme faire Zuschauer will, kann sein Glück ja mal beim Golf versuchen. Ein Fußballstadion ist dazu der falsche Ort.

Dienstag, 27. Juni 2006

Freitagabend ist spielfrei

Zumindest für mich. Oder glaubt jemand ernsthaft, ich schaue mir an, wie Italien gegen die Ukraine mauert und die Osteuropäer versuchen, einen Ball in eine gezielte Richtung zu dreschen?

Montag, 26. Juni 2006

WM-Stadion

Es ist ein eigenartiges Gefühl, das eigene Stadion im Fernsehen zu sehen. Zumal, wenn wie heute Abend zwei fremde Mannschaften darin auflaufen.

Schön, weil man wieder einmal sehen kann, dass das neue Müngersdorfer Stadion ein sehr schlichtes, geradliniges und gerade deswegen so gelungenes Fußballstadion ist.

Schön auch, weil man die gute Akkustik des engen Vierecks quasi neutral genießen kann.

Vor allem aber schade, weil man nicht dabei ist, und merkt, dass einem das Stadion fehlt. Das Spiel. Der Lärm. Die Nachbarn. Der Jubel. Und sogar das Leiden.

Und dann fällt einem ein, dass der DFB heute die Spielpläne für die kommende Saison bekannt gegeben hat. Dass man im August nicht gegen Bremen startet. Oder die Bayern. Oder im Derby gegen Gladbach.

Sondern in Augsburg. Dann zu Hause gegen Burghausen. Weiter gehts in Jena, bevor zwei Heimspiele gegen Braunschweig und Essen auf dem Programm stehen. Den ganzen Spielplan gibt's beim DFB, die FC-Spiele auf der Vereinsseite.

Statistik am Rande

Wo alle (zu Recht) über die guten deutschen Stürmer Klose und Podolski reden, hier die Statistik der zehn zweikampfstärksten Spieler des Turniers:

1. Per Mertesacker (Deutschland) 81,3%
2. Ricardo Osorio (Mexiko) 74,4%
3. Rio Ferdinand (England) 71,4%
4. Yuji Nakazawa (Japan) 70,7%
5. Christoph Metzelder (Deutschland) 70,4%
6. Oguchi Onyewu (USA) 69,8%
7. Dare Nibombe (Togo) 69,4%
8. Philipp Lahm (Deutschland) 68,9%
9. Juan (Brasilien) 68,5%
10. Patrick Viera (Frankreich) 68,1%

Drei deutsche Abwehrspieler unter den ersten 8. Wollte ich nur mal erwähnen.

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