Mittwoch, 16. November 2005

Ach, fast vergessen...

Wolfgang Overath ist am Montagabend auf der Mitgliederversammlung des 1.FC Köln als Präsident des Vereins wiedergewählt worden. Wegen beruflicher Verpflichtungen konnte ich leider nicht an der Versammlung teilnehmen. Es war aber wohl die gewohnt emotionale Veranstaltung. Viel Kritik musste, so heißt es, Manager Andreas Rettig einstecken. Für Nicht-Kölner (und die Kölner Presse) vielleicht überraschend: Viel Applaus erhielt Trainer Uwe Rapolder.

Dienstag, 15. November 2005

Scheißverlierer Bayern München

Da hält ein Spieler über Jahre hinweg für den Verein seine Knochen hin, engagiert sich wie kaum ein anderer Fußballer in jedem Spiel, ist sich fast überall auf dem Platz für keine Drecksarbeit zu Schade.

Dann überlegt er, ob er am Ende seiner Karriere den Schritt ins Ausland wagt, ein Schritt, der bei den meisten den Unterschied macht zwischen einem Großen und einem ganz Großen des Fußballs.

Prüft die Möglichkeit, sich in einer der stärksten Ligen der Welt, in Spanien, Italien oder England, Woche für Woche mit den besten Spielern des Planeten zu messen, mit Ronaldinho, mit Lampard, mit Vieri. Gemeinsam in einer Mannschaft, vielleicht mit Rooney, vielleicht mit Schewtschenko, vielleicht sogar mit Beckham, Ronaldo und Zidane.

Und was machen der FC Bayern München, seine Mitglieder und seine Fans mit diesem Michael Ballack? Sie mobben ihn wie die beleidigten Leberwürste, ziehen das Vertragsangebot zurück und applaudieren dieser Entscheidung fast eine Minute lang auf der Mitgliederversammlung des Vereins. Zufällig wird zur gleichen Zeit die Summe, die Bayern Ballack geboten hat, veröffentlicht. Es kann dem Verein ja nicht schaden, wenn der Spieler als Raffzahn da steht, weil er angeblich 36 Millionen Euro ablehnt.

Das, Bayern München, ist nicht mehr nur schlechter Stil, das ist unterste Schublade.

Montag, 14. November 2005

Fußball statt Boulevard geht also auch

Die Sportberichterstattung, insbesondere im Fernsehen, ist in diesem Blog öfters - und mit Recht - bemängelt worden. Zuviel Boulevard, zu wenig Fußball.

Wie es besser geht, bewiesen am Samstagabend ausgerechnet das ZDF und seine Sport-Boulevard-Allzweckwaffe Johannes B. Kerner.

Die Vorberichte waren sachlich, selbst Jens Lehmanns wenig glückliche, kaum verhüllte Rücktrittsdrohung wurde nicht für dramatisierende Ausflüge ins Persönliche genutzt. Stattdessen wurde die Situation für die Fans im derzeit unruhigen Frankreich thematisiert und vor allem über das Spiel, die Aufstellung und die erwartete Spielweise gesprochen.

Selbst nach dem Schlusspfiff blieb das ZDF dieser Linie treu. Franz Beckenbauer durfte einmal mehr unter Beweis stellen, dass er außerhalb seiner Bild-Kolumne zu fundierten Spielanalysen in der Lage ist. Ganz im Gegensatz zu seinem ARD-Pendant Netzer, der kaum eine Gelegenheit auslässt, sich im Gespräch hochzuschaukeln, bemühte sich Beckenbauer um eine sachliche und nüchterne Einschätzung des Spiels und der Situation der Nationalmannschaft.

Nicht einmal am Kommentar des Spiels ließ sich viel bemängeln. Außer dem Fauxpas, Jens Lehmann als "zweiten Libero hinter der Abwehr" (einer Viererkette ohne Libero) zu bezeichnen, ist bei mir nichts negatives hängen geblieben.

Ich hoffe, die Konkurrenz hat aufmerksam zugeschaut.

Auch Supermodels bekommen Falten

Nein, Supermodelsoccer war das nicht, was die französische Nationalmannschaft am Samstag geboten hat. Oder vielleicht doch?

So wie die Ära der Supermodels Geschichte ist, neigt sich auch die Ära der großen französischen Nationalmannschaft ihrem Ende zu. Es ist kein Zufall, dass erst mit der Rückkehr der alten Helden Thuram, Makalele und vor allem natürlich Zinedine Zidane etwas Glanz in Frankreichs trotz fehlender Niederlagen mühsame Qualifikation zurückkehrte.

Samstagabend fehlte Zidane und mit ihm jede Kreativität im Mittelfeld. Die Stürmer, Einzelkönner von höchster Qualität, hingen in der Luft, ihre wenigen Chancen ließen sie ungenutzt.

Noch aussagekräftiger war das Verhalten in der Abwehr. Zwar standen die Blauen eng und ließen der deutschen Mannschaft wenig Raum. Aus deren Pressing konnte sich das Team aber kaum befreien. Denn niemand wusste etwas mit dem Ball anzufangen.

Frankreich ohne Zidane ist ein durchschnittliches Team mit zwei bis drei Klassespielern. Mehr nicht. Unklar, ob Trainer Domenech das Risiko scheut, junge Spieler in die Truppe zu integrieren, oder ob es Frankreich tatsächlich an Talenten mangelt.

Aktuell läuft die Grande Nation Gefahr zum zweiten Mal nach dem EM-Titel 84 in der Versenkung zu verschwinden. Möglicherweise ist Frankreich nicht Fußballnation genug, um regelmäßig Mannschaften zu großen Turnieren zu schicken, die um den Titel mitspielen können, wie es Brasilien und Italien können und es auch Deutschland (trotz aller berechtigten Kritik) über Jahrzehnte hinweg geschafft hat.

Ebendieses Deutschland hat in Frankreich gezeigt, dass sie eine gute Mannschaft ist, wenn sie ihr Potenzial abruft. Eine Klasse-Mannschaft ist sie nicht. Eine Klasse-Mannschaft hätte Frankreich an diesem Abend besiegt.

Bleibt zu fragen, ob es dem Trainerstab um Jürgen Klinsmann, dessen Handschrift bei diesem Spiel wieder deutlicher zu erkennen war als zuvor, gelingt, diesem Team in den wenigen Monaten bis zur WM diese fehlende Klasse zu vermitteln.

Viel spricht dafür, dass diese junge Mannschaft, die fast zur Hälfte aus U21-Spielern besteht, fußballerisch erst 2008/2010 in der Lage sein wird, um Titel zu spielen. Entsprechend viel wird davon abhängen, ob es dem Team gelingt, bei der WM im eigenen Land eine Euphorie zu erzeugen, die sie weiter trägt, als es ihren Fähigkeiten entspricht.

Aber unabhängig vom Ausgang der Weltmeisterschaft im kommenden Sommer. Am Samstag haben sich die Wege zweier Fußballnationen gekreuzt, die eine auf dem Weg nach unten, die andere auf dem Weg zurück nach oben.

Samstag, 12. November 2005

Wenn ich übrigens...

... das wahnwitzige englische Nuts Magazine oder der ungleich solidere Mirror wäre, hätte ich eine simple Begründung, warum die Franzosen besseren und erfolgreicheren Fußball spielen:
Die prominentesten Geliebten der jeweiligen Torhüter. Oliver Kahn und Verena Kerth auf der einen, Fabien Barthez und Linda Evangelista auf der anderen Seite. Barmädchengeballere gegen Supermodelsoccer.

Unentschieden

Leider konnten sich meine Leser nicht zu einem eindeutigen Votum durchringen, wer heute Abend im Stade de France die deutsche Nationalhymne singen sollte.

Damit wurde eine große Chance vertan. Es wäre in diesen Tagen ein leichtes gewesen, Tokio Hotel oder Wolfgang Petry für immer verschwinden zu lassen.

Das Stade de France liegt günstig inmitten einiger der unruhigsten Pariser Vorstädte und nach (besser noch vor) Singen der Hymne hätte man Tokio Hotel durch den Monsun in die Banlieue schicken können oder Wolfgang Petry in die Hölle, Hölle, Hölle. Die Wahrscheinlichkeit, sie wiederzusehen, wäre gering gewesen.

Stattdessen überlassen wir es den Gastgebern, wer die Hymne singen wird. Ich hoffe auf Carla Bruni oder das gesamte Ensemble von 8 Frauen (inklusive der von mir sehr geschätzten Emmanuelle Beart, über die ich eine eigene Geschichte erzählen könnte, aber das gehört nicht hierher), rechne aber mit Ilona, die zumindest eine hinreißend knalligbunte Homepage besitzt.

Fabien Barthez Ex-Frau Linda Evangelista kann übrigens nicht singen. Sonst wäre sie als ehemalige Spielerfrau natürlich erste Wahl gewesen.

Freitag, 11. November 2005

Wir sind nur ein Karnevalsverein

Der 1.FC Köln boomt. Den Dauerkartenverkauf musste der Verein vor der Saison bei knapp 27.000 Karten einstellen. Rekord. Die Mitgliederzahl des Vereins strebt zügig gegen die 30.000 und hat sich damit in den vergangenen vier Jahren mehr als verdreifacht. Mit 38.500 Zuschauern stellte der Verein im vergangenen Jahr einen Zuschauerrekord für die zweite Liga auf. Dieses Jahr waren die meisten Heimspiele mit 50.000 Zuschauern ausverkauft.

Mit all diesen Zahlen befindet sich der FC in den Top5 des deutschen Fußballs. Nur der sportliche Erfolg entspricht dem in keinster Weise. "Alles in diesem Verein ist erstklassig, außer der Mannschaft", wie ein Vorstandsmitglied nach dem letzten Abstieg resigniert feststellte.

Dass der Boom um den Fußball und das Produkt selber nicht in einem adäquaten Verhältnis zueinander stehen, ist kein Kölner Phänomen, sondern Bundesligatypisch. In Köln jedoch gelang es dem Verein seine Vermarktung fast komplett vom sportlichen Erfolg zu lösen.

Schon immer war der Eff-Zeh tief in der Stadt (und fast mehr noch ihrem Umland) verwurzelt. Mit Dom und Karneval bildet er das traditionsreiche Triumvirat kölscher Außenwirkung.

Auf den Rängen des alten wie neuen Müngersdorfer Stadions gehörten Karnevalslieder entsprechend früh zum musikalischen Repertoire. "In unserem Veedel", die eigentliche Hymne der Stadt, fehlt bei keinem Heimspiel und auf keiner Auswärtsfahrt.

Die Hooligans im alten Block 38 texteten vor Jahren schon den Karnevalsschalger "Wir sin kölsche Mädche, han Spitzeböxje an" in "Wir sin kölsche Jonge, han Spitzeböxje an" um und durften sich anschließend einer possierlichen Erkennungsmelodie rühmen, die in keinster Weise ihrem Auftreten entsprach. Kurz danach schmetterte auch die Südkurve das Lied. Ex-FC-Kapitän Dirk Lottner nahm es später sogar einmal mit der Sängerin Et Fussich Julchen auf CD auf.

Diese Entwicklungen in der Fan-Szene aufgreifend, setzte auch die Stadionregie vermehrt auf kölsches Liedgut. Mittlerweile ist "Viva Colonia" aus dem Vorprogramm nicht mehr wegzudenken und auch die Vereinshymne entstammt der Feder der Karnevalskapelle Höhner. Bei den "Auswärtsderbys" gegen Fortuna Köln in den ersten Zweitligajahren waren die Anhänger des FCs regelrecht verstört im Vorfeld des Spiels keine kölschen Tön zu hören.

Steffen Baumgart, seinerzeit in Diensten Hansa Rostocks, verdächtigte die Kölner gar gemeiner psychologischer Tricks. Das kölsche Liedgut beim Aufwärmen diene dazu, die gegnerischen Mannschaften zu zermürben, so seine Vermutung. Ein Irrtum. Denn nichts liegt dem Kölner ferner als der Gedanke, dass jemand seine Liebe zu den Kölsche Tön nicht teilen könnte.

Zugleich warb der FC mit dem Slogan "Werde Teil der großen FC-Familie" um neue Mitglieder. Beides, kölsche Tön und FC-Familie, bilden die zentralen Elemente der kölschen Marke FC. Die Heimspiele des Clubs sind nicht mehr nur Fußballspiele, sie sind zweiwöchentlich stattfindende kölsche Familienfeste. Das Jefööhl, die hemmungslose Emotionalität des FC-Anhangs, trägt diese Feste. So treffen sich samstäglich Fußball, Familich, Liedgut und Jefööhl zu einem kölschen Konglomerat, dass den Nerv des echten Rheinländers ebenso trifft wie den des gefühlten Kölners.
Denn ebenso wie es den gebürtigen Kölner gibt, gibt es den Kölner aus Überzeugung. Mir hat nicht nur meine Aachener Verwandtschaft bei Familienfesten voller Begeisterung "Viva Colonia" vorgesungen. Im Urlaub passiert es einem als Kölner schon einmal, dass sich einem Leute mit einem begeisterten "Wir sind auch Kölner! Aus Koblenz!" an den Hals werfen.

Buchstäblich die Krone setzt dem ganzen der Rummel um Lukas Podolski auf. Denn was dem Kölner im Karneval unverzichtbar ist, fehlte dem FC über Jahre: ein Prinz. Kein Pierre Littbarski, kein Toni Polster, kein Dirk Lottner (der sonst so kölsch war wie kein andere FC-Profi vor ihm) konnte diese Lücke füllen. Wer auch immer den A-Jugendspieler Podolski zu Prinz Poldi erkor, er lieferte dem kölschen Kunstwerk 1.FC Köln das Tüpfelchen auf dem i.
Heute, am 11.11. beginnt in Köln wieder die Session. Morgen spielt der kölsche Prinz, Stolz einer ganzen Stadt, in Paris gegen den ehemaligen Weltmeister aus Frankreich.

Das Spiel lesen können...

fussball2

Am kommenden Dienstag, den 15.11. um 20:00 liest Schauspieler Tom Schwebe, stadtbekanntes und -gefürchtetes Bunte-Liga-Abwehr-Bollwerk, im Bürgerhaus Stollwerk in Köln wieder Fußball-Texte u.a. von Fritz Eckenga, Joachim Krol, Klaus Theweleit, Nick Hornby, Robert Gernhardt, Christoph Biermann und meiner Wenigkeit.

Außerdem hat er angedroht zu singen. Das wäre zwar ein Grund, das Bürgerhaus Stollwerk an diesem Abend weiträumig zu umfahren. Aber Texte und Auftritt sind in jedem Fall einen Besuch wert.

Und wie gesagt: Wer es schafft, Tom die Hand zu geben, ist nur noch einen Handschlag von Pele entfernt.

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