Dienstag, 8. November 2005

Schönling Schweini

Seit einiger Zeit macht Bastian Schweinsteiger, Jungnationalspieler des FC Bayern München, Werbung für bifi. Seit dieser Woche hängen die Plakate der Kampagne auf meinem Weg ins Büro.

Nur erkannt habe ich Poldis Spezi auf dem Plakat zunächst nicht. Denn Schweini wurde offensichtlich ein Opfer des Photoshop-Wahns deutscher Werbeagenturen und wirbt mit babyreiner Haut für die kleine Tütenwurst.

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Jetzt gleicht er all den anderen deutschen Jungprofis, die selber wiederum aussehen, als würden sie ihre Nachmittage in den Händen der Masken- und Kostümbildner der "Verbotenen Liebe" verbringen. Von einem Sebastian Kehl ist der gebürtige Kolbermoorer kaum noch zu unterscheiden.

Ich bedaure das. Für mich gehören Bastian Schweinsteigers Hautprobleme (so wenig ich sie ihm wünsche) zu dem bissigen, ehrgeizigen Fußballer dazu. Ein gelackter Schweinsteiger? Das passt nicht zu seinem Spiel.
Eher schon eine gewisse hakelige Widerborstigkeit, die sich den Widerständen des Lebens ebenso entgegenstellt wie den eigenen Unzulänglichkeiten, mit denen jeder nun einmal zu kämpfen hat.
Beim FC Bayern hast Du als eigener Nachwuchsspieler keine Chance? Da scheiß ich drauf. Ich pack's trotzdem.
Mit unreiner Haut hast Du Probleme mit Frauen? Da scheiß ich auch drauf. Ich steig trotzdem mit meiner Cousine (oder ein bis zwei Freundinnen, je nachdem welcher Legende man glaubt) nachts heimlich in den Whirlpool des Vereins.
Genau das ist es doch, was Bastian Schweinsteiger von den anderen unterscheidet.

Aber vielleicht falle ich da auch auf das Image Schweinsteigers herein? Sebastian Kehl soll privat ja auch ein netter Kerl sein.

Montag, 7. November 2005

Auskommen mit der ARD - ein Selbstversuch

Was erfährt ein Zuschauer eigentlich über ein Fußballspiel, wenn er nur am frühen Samstagabend die Sportschau guckt?

Weil aktuell die Fußball-Fernsehrechte für die kommenden Jahre ausgeschrieben werden und ich am Samstagnachmittag keine Zeit hatte das Spiel live im Stadion oder in der Eckkneipe zu verfolgen, dazu ein kleiner Selbstversuch.
(Falls einer der Wolfsburg-Fahrer das hier liest und mag, kann er gerne als Vergleich seine Live-Eindrücke vom Spiel in die Kommentare schreiben.)

Ich gestehe, dass ich es nicht bis zum Spielbericht duurchgehalten halte ohne das Ergebnis im Videotext nachzulesen. Fast der spannendste Moment: Das Warten auf die Ergebnistafel, die Erleichterung beim Lesen des 1:1 - endlich ein Punkt!, dann die bange Frage: Wie hat die Konkurrenz gespielt? Reicht es noch für den Nichtabstiegsplatz? Ja, es reicht. Die größte Anspannung des Samstags ist damit gewichen.

Zum Spielbericht:
Sportschau-Moderator Reinhold Beckmann lässt es sich nicht nehmen, das Spiel mit Hinweis auf Podolskis Barcelona-Trip anzukündigen. Gähn. Dazu fällt mir nur ein Zitat von Podolskis Berater Norbert Pflippen ein: "Besser der Junge sieht sich in Barcelona ein Fußballspiel an, als dass man ihn frühmorgens betrunken in der Disco aufgabelt."

Über das Spiel selber kann ich nach Ansicht der ARD-Bilder herzlich wenig sagen. Ich habe viele Torraumszenen gesehen. Ungewohnt viele FC-Chancen - ein Indiz dafür, dass sich die Mannschaft mehr Chancen erarbeitet hat als in den vorhergehenden Spielen? Ich erfahre es nicht. Ich habe Albert Streit zwei hervorragende Chancen vergeigen sehen. Dazu ein Gegentor nach einer Standardsituation. Weil sich Uwe Rapolder in der vergangenen Woche öffentlich darüber beklagt hat, dass der FC zu viele Tore nach Standards kassiert, weiß auch der ARD-Kommentator, dass dies das 12. ist. Alles in allem: Die Geschichte des Spiels erschließt sich mir nicht.

Aufgrund des Kommentars weiß ich, dass der FC in derselben Aufstellung begonnen hat wie gegen die Bayern. Demnach wohl auch in Wolfsburg ein 3-3-3-1 mit Scherz als einziger Spitze und Podolski etwas dahinter. Ich höre, dass die Mannschaft sehr engagiert spielt, das Spiel in der ersten halben Stunde kontrolliert. Wie sich der verletzungsbedingte Wechsel Scherz-Grammozis auf das Spiel, vor allem die taktische Aufstellung auswirkt, erfahre ich nicht. Geht Podolski in die Spitze? Rückt Rahn ins offensive Mittelfeld vor?
Im weiteren sind es eher meine eigenen Erfahrungen mit der Mannschaft, die mir weiterhelfen. Dass Wolfsburg nach etwa einer halben Stunde besser ins Spiel kommt, kenne ich aus anderen Spielen des FC. Vor der Pause lässt die Mannschaft gerne einmal nach. Von den Auswechslungen Benschneiders und Epsteins erfahre ich gar nicht oder später. Über die Gründe kann ich nur spekulieren.
Wie auch gegen die Bayern scheinen diese späten Wechsel such jedoch auszuzahlen. Die Mannschaft rafft sich zur Schlussoffensive auf. Diesmal wird sie durch Epsteins spätes Tor belohnt.

Nur warum kann ich nicht sagen. Das Hin- und Herwogen des Spiels, die entscheidenen Zweikämpfe im Mittelfeld, das Spiel über das ganze Feld, all das bleibt mir verborgen. Ich weiß nicht einmal, ob ich die Schlüsselszenen des Spiels gesehen habe.

Was ich gesehen habe, waren Chancen und Tore. Nicht das Wesentliche, sondern das Spektakuläre stand im Mittelpunkt. Ich bin unterhalten worden, aber nicht informiert. Damit sind wir vermutlich beim Dilemma des Fernsehberichts: Die Mehrheit der Zuschauer will unterhalten werden und nur ein paar Verrückte, die ausnahmsweise nicht den Weg ins Stadion oder die Eckkneipe gefunden haben, wollen wirklich über das Spielgeschehen informiert werden.

Dafür kann die ARD nichts. Aber vielleicht erklärt es, warum die Fußballberichterstattung in diesem Land ist, was sie ist: Unterhaltung. Boulevard statt Fußball.

Samstag, 5. November 2005

Warum wir 2002 nicht Weltmeister wurden

(es aber 2006 werden können)

Die verschiedensten Gründe sind genannt worden, warum die deutsche Nationalmannschaft das Endspiel von Yokohama 2002 gegen Brasilien verloren hat.

Manche sagen, es lag an Oliver Kahn. Nachdem der Bayern-Torhüter sein wohl bestes Turnier gespielt hat und maßgeblich am Erreichen des Finales beteiligt war, patzte er gegen Ronaldo.
Allerdings ist es keine Schande, von einem Weltklasse-Spieler wie Ronaldo genatzt zu werden.
Zumal dieser die gegnerischen Torhüter während des Turniers mit einer höchst fragwürdigen Frisur verwirrte, einem schwarzen lockigen Dreieck auf kahlrasiertem Schädel, das sich am besten mit dem Begriff "Stirnmuschi" beschreiben lässt.

Andere äußerten die Vermutung, die Brasilianer seien in diesem Spiel schlicht die bessere Mannschaft gewesen. Eine richtige, aber dennoch unsinnige These. Auch die Ungarn 54 und die Niederländer 74 waren das bessere Team, galten sogar als das Beste, was der Fußball zu bieten hatte, verloren aber trotzdem.

Eine dritte gern geäußerte Meinung besagt, dass die deutsche Mannschaft nur erfolgreich sein kann, wenn sie Blöcke bildet wie 74, als Bayern München und Borussia Mönchengladbach jeweils die halbe Nationalmannschaft stellten. Tatsächlich kamen die 14 Spieler, die im Finale 2002 eingesetzt wurden, aus 9 verschiedenen Mannschaften.

Dennoch: All das ist Unsinn! Die Wahrheit ist viel einfacher: Deutschland wird nur Weltmeister, wenn mindestens ein Kölner auf dem Feld steht.

1954 nutzte der großartige Hans Schäfer, Kapitän der ersten Meistermannschaft des 1.FC Köln, auf der linken Seite die Schwächen der ungarischen Abwehr. Heute noch, fast 80jährig, vermittelt "De Knoll" den Eindruck, 90 Minuten auf dem Platz mithalten zu können.

Zwanzig Jahre später war Kölns Spielmacher Wolfgang Overath im Münchener Olympiastadion als Scharnier zwischen Bayern- und Borussenblock unverzichtbar.

In Rom 1990 schließlich hielt Bodo Illgner den Kasten sauber, während Thomas Häßler und Pierre Littbarski für das spielerische Element neben dem wuchtigen Leitbüffel Matthäus sorgten.

Nicht umsonst besingen die Black Föös in ihrem aktuellen Karnevalshit "die Weltmeister vum Rhing". Denn ohne Kölner hat Deutschland keine Chance!

Freitag, 4. November 2005

Friday Night Special: Sylvie van der Vaart

Es geht aufs Wochenende zu und die einsamen (oder nicht so einsamen) Herzen im Internet werfen die mächtige Suchmaschine an, um "Nacktbilder von Sylvie van der Vaart" zu finden.

Es gibt keine, Jungs (und Mädels, man weiß ja nie)!

Was es gibt, ist das hier. Aber da hättet Ihr eigentlich selber drauf kommen können.

Wer trotzdem etwas über Sylvie van der Vaart wissen will, kann mal auf ihre Homepage schauen. Es schadet aber nicht, niederländisch zu können.

Und damit ich das jetzt nicht ständig aktualisieren muss, erweitere ich den Stadionbereich um einen Block für Spielerfrauen.

Der Schrecken der Geißböcke

Der Schrecken der Geißböcke sind die Wölfe. Gegen kaum eine andere Mannschaft hat der FC in so kurzen Jahren so viele traumatische Niederlagen gesammelt wie gegen den VfL Wolfsburg.

Seitdem es im Jahr 1997 gelang, den damaligen Aufsteiger mit 5:3 im eigenen Stadion niederzuringen, gab es in 7 Begegnungen 2 magere Pünktchen.

Denen stehen eine 0:4-Klatsche im Heimspiel der Saison 2001/2002 gegenüber und Auswärtsniederlagen wie das 1:5 aus der gleichen Saison oder gar ein 0:6 im Oktober 2000.

Seinen Anfang nahm diese Serie bereits einige Jahre zuvor. In der Saison 1994/95 gastierte der damalige Zweitligist Wolfsburg im Halbfinale des DFB-Pokals im Müngersdorfer Stadion. Vor dem Spiel stapelten sich beim 1.FC Köln bereits die Kartenanfragen für das sicher geglaubte Endspiel. Die Rheinländer waren überzeugt, dass ihnen 11. Finalteilnahme nicht mehr zu nehmen war.

Doch der VfL gewann 1:0 und fuhr statt der siegessicheren Geißböcke nach Berlin, wo sie ausgerechnet der Gladbacher Borussia unterlagen.

Morgen gastiert der 1.FC Köln als krisengeplagter Aufsteiger beim VfL Wolfsburg. In der Auto-Stadt träumen sie von internationalem Flair, am besten dem der Champions League und es wäre an der Zeit, die Geschichte des Außenseitersieges einmal anders zu erzählen.

Donnerstag, 3. November 2005

Der Präsident spricht

und zwar im Kicker. Selbst beim Lesen wirkt das ebenso emotional wie vernünftig.

Wer also die Lage in Köln mal aus Kölner Sicht und nicht aus der von Express, Bild oder SpiegelOnline lesen will, guckt hier.

Helden mit System

Freiburgs Trainer Volker Finke hat schon vor zehn Jahren den archaichen Heldenfußball verspottet und ihm seinen Konzept- bzw. Systemfußball gegenüber gestellt.

Nicht mehr die individuelle Klasse von einzelnen Stars sollte entscheiden. Stattdessen schickte Finke eine wohl organisierte, diszipliniert spielende Mannschaften, in denen jeder einzelne Aufgaben für das Team erledigte, aufs Feld.

In den folgenden Jahren sorgten immer wieder nominell schwächer besetzte Mannschaften mit Systemfußball für Aufsehen und kurzfristigen Erfolg in der Bundesliga: Finkes sogenannte Breisgau-Brasilianer, aber auch Hansa Rostock oder in der vergangenen Saison der FSV Mainz 05 und Arminia Bielefeld. Bezeichnend jedoch, dass die viele dieser Mannschaften nach dem Verlust einiger Leistungsträger ihre Erfolge nicht wiederholen konnten.

Uwe Rapolder, ehemaliger Trainer der Bielefelder Arminia und jetzige Trainer des 1.FC Köln, ist aktuell der bekannteste Vertreter dieser System-Schule. Mit Lukas Podolski, zwischenzeitlich zum Hoffnungsträger einer ganzen Fußballnation erklärt , hat Rapolder in seinen Reihen einen Spieler, der wie kaum ein anderer den jugendlichen, unbekümmerten und individualistischen Helden verkörpert.

Beides, davon ist die deutsche Fußballwelt fast einhellig überzeugt, geht nicht zusammen. System und Held sind nicht kompatibel.

Dass die individuelle Klasse bei taktisch disziplinierten Mannschaften mit klarem System letztlich den Unterschied macht, wird gerne übersehen.

Der FC Chelsea glänzt nicht nur durch die Namen seiner Spieler, sondern durch deren ausgeprägte taktische Disziplin. Die Stärke Chelseas liegt in dieser Kombination aus individueller Klasse und Mourinhos ausgefeiltem Systemfußball.

Wie unterschiedlich sich individuellen Spielweisen auf das System einer Mannschaft auswirken, zeigt ein Vergleich zwischen dem FC Bayern München und Werder Bremen.

Beide spielen in ihrer taktischen Grundaufstellung ein 4-4-2 mit einer Raute im Mittelfeld. Die Umsetzung im Spielsystem unterscheidet sich jedoch deutlich.

Die offensive Position in der Raute besetzt in Bremen der Franzose Johan Micoud, ein Spielmacher alter Schule mit begnadetem und spektakulärem Passspiel, jedoch eine fast reine Offensivkraft.

In München spielt Michael Ballack Micouds Position und interpretiert seine Rolle völlig anders. Er ist nicht nur in der Offensive der zentrale Mann. Sein Aktionsradius auf dem Spielfeld ist enorm. Defensiv arbeitet Ballack genauso bereitwillig wie offensiv. Dafür ist sein Passspiel weit weniger spektakulär als das Micouds.

Beide individuellen Spielweisen haben Folgen für die Mannschaft. Werder ist (freilich nicht nur) wegen Micoud defensiv anfälliger, aber erzielt deutlich mehr Tore als der Meister.

Die Bayern stehen defensiv besser. Auch hier greifen andere Rädchen ins Mannschaftsgetriebe (die beiden Innenverteidiger Lucio und Ismael, der defensive Mittelfeldmann Demichelis). Aber der Münchener Defensivverbund hat auch die Unterstützung des offensiven Ballack und kann damit bereits im Mittelfeld sehr viel einfacher ein Überzahlspiel aufbauen.

Münchens Stärke liegt aber nicht nur in Ballacks Defensivqualitäten. Offensiv unterstützen ihn zwei sehr spielfreudige Außen (aktuell meist Ze Roberto und Deisler), die mit dazu beitragen, das Spiel der Bayern aktuell dem der Bremer überlegen zu machen.

Kaum ein Wunder, dass Bremen in der Champions League gegen Udine ein torreiches 4:3 abliefert. Ein Ergebnis, dass Bayern München selten im Programm hat. Ein 4:2 gilt den Bayern als große Gala, das 2:1 oder 1:0 ist aber fast ihr Standardergebnis.

Diesen Samstag treffen beide Mannschaften im Spitzenspiel der Bundesliga aufeinander. Es dürfte spannend zu beobachten sein, wessen Interpretation des Systems am Ende erfolgreicher ist.

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