Mittwoch, 2. November 2005

Warum ich nicht Lukas Podolski sein möchte

Dann könnte ich nämlich nicht mal eben in meiner Freizeit nach Barcelona fliegen, mir ein geiles Fußballspiel angucken.

Anschließend müsste ich nämlich in der Bild-Zeitung lesen, dass ich vielleicht bald dort beim FC Barcelona spiele und alle plappern es so lange nach, bis mein angeblich verärgerter, aber eigentlich eher überraschter Arbeitgeber mich um eine Erklärung bittet.

Dabei ist die Idee, sich in den Billigflieger zu setzen, Barca zu gucken und wieder zurück zu fliegen, eigentlich eine ziemlich gute. Sollte ich auch mal machen. Kann ich auch, ohne dass sich Bild Köln und der Presserattenschwanz an mich dranhängen. Hab ich ein Glück!

Dienstag, 1. November 2005

Das Monster im Nacken

Samstagnachmittag gegen zehn nach fünf in Müngersdorf erhielt der kurz zuvor eingewechselte Patrick Helmes den Ball am gegnerischen Strafraum, huschte wieselflink zwischen den beiden Innenverteidigern der Münchener hindurch, die neben ihm wie zwei lendenlahme Riesen wirkten, und stürmte allein auf das Tor der Bayern zu.

Nur noch wenige Minuten waren zu spielen. Der 21jährige Nachwuchsstürmer hatte die Entscheidung gegen die großen Bayern auf dem Fuß. 50.000 Augenpaare richteten sich und ihre Hoffnungen auf ihn. Helmes' großer Moment stand unmittelbar bevor.
In diesem Augenblick löste sich Oliver Kahn von der Linie und stürmte auf den Jungen zu, als wollte er ihn mit Haut und Haar verspeisen.

Schon abgezocktere Stürmer haben in einer solchen Situation die Nerven verloren. Helmes legte sich den Ball einen kleinen Tick zu weit vor. Kahn hatte sein Ziel erreicht und dem Stürmer die Selbstsicherheit genommen. Vielleicht weil er das Gleichgewicht verlor, vielleicht aus Enttäuschung, vielleicht aber auch um mit einer Schwalbe wenigstens noch etwas aus dieser mit einem Mal verkorksten Situation zu machen, ließ sich Helmes fallen.

Kahn, einmal aus dem Kasten gesprungen, stürmte erregt mit der Hand fuchtelnd auf Schiedsrichter Lutz Wagner zu und forderte Gelb für Helmes, der eine Woche zuvor noch in der Regionalliga gekickt hatte.

Früher einmal, als alles besser war, erhielten Spieler, die für den Gegner eine gelbe Karte forderten, selber eine. Heute nicht. Wagner gehorchte Kahn, aber dem genügte das nicht.

Immer noch rasend setzte der 36 Jahre alte Nationaltorwart seinen Weg fort, um Helmes in seinen berühmten Nackengriff zu nehmen, den schon Thomas Brdaric und Andrew Sinkala genießen durften und dem jungen Mann zu erklären, was er, der mächtige Kahn von dieser Angelegenheit hielt. Nur der eben noch so lendenlahme Riese Ismael hielt ihn davon ab und stellte sich schützend vor Helmes.

Der junge Kölner nutzte die Gelegenheit, holte sich seine gelbe Karte ab und verschwand aus dem Dunstkreis des Torwarts. Nur um wenige Augenblicke später überraschend einem anderen Monster in die Hände zu fallen.

Helmes Mannschaftskamerad Özalan Alpay schnappte sich den Jungen und packte ihn wie ein Welpen im Nacken. Gestenreich und lautstark ließ der Premier-League-erfahrene türkische Nationalspieler keinen Zweifel, was er von der Schwalbe seines jungen Stürmer hielt. Gar nichts nämlich.

Montag, 31. Oktober 2005

Die Schule der Diplomatie - mit Uwe Rapolder

"Der Elfmeter war eine Frechheit. Was denkt sich so ein Mann, wenn er ein Spiel in der Form entscheidet? Kommt er sich dabei wichtig vor? Ich habe überhaupt keine Lust mehr, mit Herrn Fleischer überhaupt noch zu reden."

FC-Trainer Uwe Rapolder nachdem Schiedsrichter Dr. Fleischer in der Schlussminute des Spiels 1.FC Köln gegen den 1.FC Kaiserlautern einen unberechtigten Elfmeter gegen seine Mannschaft gepfiffen hat und Köln das Spiel 2:3 verlor.

"Man muss sehen, dass es verschiedene Körperteile gibt. Es gibt Arme und Beine. Das muss man unterscheiden können."

Derselbe Uwe Rapolder nachdem Schiedsrichter Lutz Wagner in der Schlussminute des Spiels 1.FC Köln gegen Bayern München einen berechtigten Handelfmeter für seine Mannschaft nicht gegeben hat und Köln das Spiel mit 1:2 verlor.

Wenn der DFB und sein Schiedsrichter-Obmann so knorke sind, wie sie manchmal in der Öffentlichkeit rüberkommen, werden sie dennoch gegen Rapolder ermitteln. Wegen Lächerlichmachen des Schiedsrichter oder so.

Ich finde aber, der Mann macht Fortschritte. Sowohl was rheinischen Frohsinn, als auch was Diplomatie angeht.

Ein paar Eindrücke vom Spiel

Auch wenn schon das ein oder andere diskutiert wird, noch ein paar Anmerkungen zum Spiel.

Der FC kehrte am Samstag taktisch zum 3-3-3-1 zurück. Sinkiewicz, Schlicke und Alpay bildeten eine Dreierkette in der Abwehr, aus der besonders der Türke ein Lob verdient hat. Wenn es, wie behauptet, atmosphärische Störungen zwischen ihm und Trainer und Mannschaftskollegen gibt, dann hat das auf seine Spielweise und Motivation keinen Einfluss.

Vor der Abwehr agierte Marvin Matip zentral im defensiven Mittelfeld und machte seine Sache nach nervösem Beginn sehr ordentlich. Besser zumindest als Schindzielorz, Grammozis und Sinkala in den letzten Begegnungen. Mehr davon!
Die defensiven Außen im Mittelfeld wurden von Lell und Rahn besetzt, die je nach Spielsituation in die hintere Abwehrreihe einrückten, um drohende Lücken zu schließen. Rahn war dabei der große Schwachpunkt im Defensivverbund.

Vor dieser Reihe verteilten sich nicht ganz auf einer Linie Mokthari zentral, Streit rechts und Podolski halblinks als hängende Spitze. Einzige echte Spitze der sehr bewegliche Matthias Scherz.

Bayern fast in Bestbesetzung und in der vertrauten Raute begann druckvoll und erspielte sich in der Anfangsviertelstunde die klar besseren Chancen. Es fehlte ihnen jedoch an letzter Konsequenz und vor allem Konzentration. Viele Flüchtigkeitsfehler (vor allem von Deisler und Schweinsteiger) brachten den FC mehr ins Spiel und ermöglichten Scherz im dritten Versuch den erfolgreichen Abschluss.

Ze Roberto brachte (kalkuliert?) unnötige Hektik und Aggressivität ins Spiel, aber spielerisch boten die Bayern bis zur Pause wenig. Ein ums andere Mal versuchten sie die Kölner Deckung mit hohen Diagonalbällen auszuhebeln. Ohne großen Erfolg. Mehr Varianten fielen ihnen nicht ein oder scheiterten an individuellen Fehlern.

Nach dem Wechsel agierten sie druckvoller, ihre Stürmer Maakay und der zur Halbzeit eingewechselte Pizarro waren allerdings harmlos. So mussten zwei Standardsituation her, von denen vor allem die Freistoßvariante mit dem sich nach vorne schleichenden Lucio intelligent war. Lucio geht nach Ausführung des Freistoßes nach vorne, steht genau da, wohin Abwehrspieler solche Situationen gerne klären und baut darauf, dass der Ball im Getümmel von einem gegnerischen Spieler bei ihm landet.

Im folgenden beharkten sich beide Mannschaften engagiert im Mittelfeld und den ersten FC-Spielern (Rahn und Matip) ging die Puste aus. Aber es war die bereits erwähnte Ecke, die die Entscheidung zugunsten der Münchner brachte.

Fazit:
1. Der FC spielt engagiert, erarbeitet sich aber zu wenig Chancen, um das Spiel zu seinen Gunsten entscheiden zu können (und die Entscheidungen des Lutz Wagner auszugleichen). Hier sei mal wieder auf Podolskis Leistung verwiesen. Bis auf ein paar hübsche Kombinationen mit Albert Streit gegen Ende des Spiels war das wieder nix. Und damit fehlt in der Offensive eine ganz wichtige Anspielstation.
2. Den Bayern ist zu wünschen, dass das am Samstag spielerisch unter ihrem normalen Niveau war. Andernfalls werden sie sich insbesondere in der Champions League noch sehr schwer tun.
3. Meine Stimme ist immer noch ramponiert.

Du bist der 1.FC Köln

Ich setze ja selten Trackbacks oder verweise einfach nur auf anderer Leute Beiträge, aber hierfür mache ich eine Ausnahme. Das ist zu schön und noch besser als "Du bist Beate Uhse"!

Du bist der 1.FC Köln!

Samstag, 29. Oktober 2005

Der Bayern-Bonus

Einem Schiedsrichter passiert es schon einmal, dass er einen Ellbogencheck im Mittelfeld übersieht.
Es kommt auch vor, dass er einen Stellungsfehler begeht und statt hinter der Spielszene mittendrin steht und so den Querpass vor dem Strafraum im Weg.
Auch einen Eckball kann ein Schiedsrichter schon einmal falsch geben.
Sogar ein Handspiel im Strafraum lässt sich in der Hektik des Spiels übersehen. Kommt vor. Deutsche Schiedsrichter sind halt nicht besser als die Liga.

Alles in allem ergibt so etwas einfach eine erbärmliche Schiedsrichterleistung und der DFB täte gut daran, Schiedsrichter Lutz Wagner eine Pause zu gönnen.

Aber ein Schiedsrichter kann unmöglich auf zwei Meter Entfernung übersehen, dass ein Spieler den anderen nach Spielunterbrechung am Hals packt und umreißt und den am Boden liegenden Spieler wenige Augenblicke später mehrfach tritt.
Ze Roberto hätte für diese Tätlichkeit (nichts anderes war es) Rot sehen müssen.

Die Szene war nicht spielentscheidend (das waren der gegebene Eckstoß und der nicht gegebene Elfmeter), aber typisch für das Auftreten der Bayern in der Bundesliga (international verhalten sie sich anders). Bayern-Spieler haben eine ausgeprägte Neigung bei Spielunterbrechung den Gegner zu attackieren und die Schiedsrichter lassen ihnen (im Gegensatz zu anderen) so etwas durchgehen.

Ob sie die halbe Bayern-Mannschaft fürchten, die sich nach dem fälligen Platzverweise auf sie stürzen würden (und dafür allesamt eine Karte sehen müssten) oder doch eher Angst vor den anschließenden Interviews von Uli Hoeneß haben, der dann wieder von "internationaler Härte faselt, weiß ich nicht.

Interessant ist jedenfalls, dass die Bayern in internationalen Spielen auf derartige Aktionen verzichten.

Alles in allem schaffen die Bayern auf diese Weise ein höchst aggressives Klima gegen den Schiedsrichter, der sich bei jeder Entscheidung gegen sie in Rechtfertigungsnot sieht.

Das gilt auch für ihren Kapitän Michael Ballack, der jede nicht genehme Entscheidung mit hochgerissenen Armen begleitet und ein paar Schritte zu nah am Schiedsrichter debattiert.

Ihm täte ein Wechsel in die Premier League gut. Da würden ihn für so ein Verhalten sogar die eigenen Fans auslachen.

(Betrachtung zum recht ordentlichen Spiel folgt. Nachtrag: Gelbe Karte gegen Helmes wegen Schwalbe war berechtigt, beim ersten Bayern-Tor kam der Ball von Rahn, deshalb kein Abseits.)

Freitag, 28. Oktober 2005

Trainerdiskussion auf englisch

Rafael Benitez, Trainer des FC Liverpool, hat zur Zeit eine Menge Probleme. Sein Club, im Sommer noch überraschend Champions-League-Gewinner, dümpelt in der Premier League abgeschlagen auf Platz 13 herum. Im Ligapokal kam Mitte der Woche das Aus gegen Zweitligst Crystal Palace.

In Deutschland müsste Benitez nun um seinen Job fürchten. Die sogenannten Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts würden greifen. Die Presse in Deutschland stellt einen Trainer schon nach einem weniger tiefen Sturz in Frage. Aktuell in Köln, Stuttgart, Kaiserslautern und Nürnberg. Dass keiner dieser Vereine dabei in einer unerwartet schlechten Tabellenregion steht - wen kümmert's?

Auch für das englische Boulevardblatt "The Sun", immerhin die Pitbull-Variante der deutschen Bild-Zeitung, war Rafael Benitez diese Woche ein Thema. Die Frage an die Leser lautete allerdings nicht: "Wann fliegt Benitez?" oder "Ist Benitez noch der Richtige?" Die Frage lautete: "Was muss Benitez tun, um Liverpool wieder auf Kurs zu bringen?"

Eine bemerkenswert konstruktive Frage für ein Blatt, dass bei deutsch-englischen Fußballspielen gerne mit Stahlhelm, Blitzkrieg und Panzern operiert.

Vielleicht hat der Aufschwung der englischen Premier League in den vergangenen Jahren auch damit zu tun, dass die Trainer langfristig in den Vereinen arbeiten und neben der täglichen Arbeit nicht um ihren Job kämpfen müssen, sondern Zeit haben, Strukturen (z.B. in der Nachwuchsarbeit) zu schaffen, die den Verein auf lange Sichtsportlich voranbringen.

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