Dienstag, 16. August 2005

289 Fans

Sage und schreibe 289 Fans haben den VfL Wolfsburg am vergangenen Samstag zu seinem Auswärtspiel in Gladbach begleitet. Eine normale Bundesligatruppe hat bei solcher Gelegenheit ein paar tausend Anhänger im Schlepptau. Wolfsburg scheint nicht viel Interesse oder gar Emotionen bei seiner Anhängerschaft zu wecken. Nicht genug jedenfalls, um in angemessener Zahl zum Auswärtsspiel zu erscheinen. Graue Mäuse nannte man solche Vereine früher, bevor Fußballspiele zu Events wurden und graue Mäuse aus den Stadien verbannt. Heute will selbst ein Verein wie Wolfsburg hoch hinaus. Von Champions League-Plätzen ist die Rede. Damit erweisen sie sich als der ideale Marketingpartner ihres Hauptsponsors VW. Auch die produzieren im großen Stil graue Mäuse, wären aber viel lieber ein Hersteller von Luxuskarossen wie dem Phaeton. Doch weder mit dem einen noch mit dem anderen wecken sie Emotionen. Oder doch? Anfang der 80er tauschte meine Mutter ihren orangefarbenen Citroen GS Club (mit gleichfarbigen Sitzen und Lupentacho!) gegen einen mausgrauen VW Passat. Wir Kinder waren entsetzt.

Wo war eigentlich Andreas Hinkel?

In Stuttgart reden sie nach dem Sonntagsspiel viel über Zlovimir Soldo, den 37jährigen Kapitän auf der Bank. Mit ihm, so die einhellige Meinung, wäre der VfB in den ersten 60 Minuten nicht so untergegangen. Diese These ist natürlich hypothetisch. Interessanter schon zu fragen, was von einem Team zu halten ist, das so sehr von einem 37jährigen Spieler abhängt. Insofern ist Trappatonis Harakiri mit Soldo auf der Bank durchaus berechtigt. Schließlich muss die Mannschaft lernen ohne ihn zurecht zu kommen. Ob allerdings die ersten Spiele zu Anfang einer Saison nach dem Abgang zweier zentraler Spieler die richtige Zeit ist? Reichlich froh über das Thema Soldo dürfte allerdings Andreas Hinkel sein, rechter Verteidiger der Schwaben. Denn über dessen Seite liefen fast alle Kölner Angriffe. Und bei keinem dieser Angriffe war von Hinkel auch nur ein Stollen zu sehen. Der Junge hatte einen rabenschwarzen Tag.

Montag, 15. August 2005

15. August 1965: Die Beatles erfinden den Stadionrock

Heute vor 40 Jahren wurde erstmals ein Stadion zur Konzertarena umfunktioniert, als die Beatles am 15. August 1965 im New Yorker Shea-Stadium spielten. Was vier englische Musiker gegen 55.600 hysterische und schwer verliebte Teenager ausrichten, kann man sich ungefähr vorstellen: gar nichts. Insofern ist es vielleicht auch nicht ganz richtig, im Zusammenhang mit diesem Auftritt von einem Konzert zu sprechen. Alte Aufnahmen von Beatles-Auftritten bestechen vor allem durch das beängstigend intensive und hochtonige Kreischen des Publikums. Im Hintergrund schrammelt dann noch irgendwo eine Band, die sich vermutlich nicht mal selber hört.
Trotzdem ist es bedauerlich, dass Stadionrock und Fußball in diesem Sinne nie zusammengefunden haben. Stellt Euch das vor, Podolski kommt an den Ball und der Unterrang beginnt hysterisch zu schreien, Ordner pflücken bewusstlose Teenager aus den vordersten Reihen und tragen sie hektisch hinaus. Balljungen, die den Ball in Händen hatten, den ER am Fuß hatte, werden zum Objekt der Begierde weiblicher Raserei. Ich finde, das hätte Charme.
Vor ein paar Jahren gab es zarte Ansätze dazu bei den Auftritten unserer U23. Leider hat sich das wieder zerlaufen. Ich glaube, als Massimo Cannizaro den Verein verlassen hat. Also singen wir weiter selbst. Manchmal sogar Beatles-Melodien wie in “Wir sind nur ein Karnevalsverein.”

Anderer Leute Derbys

Anderer Leute Derbys interessieren mich nicht. Schon gar nicht, wenn vorher klar ist, wer gewinnt. Die fiebrige Aufgeregtheit, die die Fans beider Mannschaften vor einem solchen Derby befällt, kann ich nachvollziehen. Aber warum ich mir diese Aufgeregtheit über DSF oder ARD auch antun soll, bleibt mir ein Rätsel. Wir machen ja auch kein Brimborium darum, dass wir dieses Wochenende gegen unsere Lieblingsnachbarn aus Düsseldorf gespielt haben. Gut, die Neandertaler Fortuna taugt nur noch als Spielpartner unserer U23, die jetzt 1.FC Köln II heißen muss, obwohl sie immer noch eine aufgepushte A-Jugend-Truppe ist. Aber trotzdem: wir machen keinen Lärm drum. Wir schlagen die einfach. Mit 2-1.

Schwarz vermummtes Überfallkommando

VfB Stuttgart - 1.FC Köln 2-3

Zwei markante Bilder bleiben in der Rückschau von diesem großartigen Spiel am gestrigen Abend in Erinnerung. Das eine zeigt eine vollgestopfte Kölner Hälfte, in der sich hilflose Schwaben in ihrem eigenen engmaschigen Netz verfangen und den Kölnern in ihren schwarzen Auswärtstrikots dank einer weit aufgerückten Abwehr viel Platz zum Kontern lassen. So ist das zweite Bild auch die Rückseite des ersten: eine leere Stuttgarter Hälfte, durch die die Kölner Angreifer überfallartig auf den alleingelassenen Timo Hildebrand zustürmen und ein ums andere Mal den Ball im Netz versenken. Entsprechend ist das Stadion auch akustisch fest in Kölner Hand. Mann des Spiels ist neben dem grandios haltenden Stefan Wessels Albert Streit. Der ehemalige Stuttgarter Jugendspieler spielt trotz dreifachem Jochbeinbruch, macht zwei Tore und begründet den Verzicht auf einen Gesichtsschutz für die lädierte Nase wie folgt: “Es ist ohnehin alles kaputt, was kaputt gehen kann.” Dem konnten die Stuttgarter nach dem Schlusspfiff vermutlich nur beipflichten.

Sonntag, 14. August 2005

Vom Fußball lernen heißt siegen lernen - Teil 2

Man mag von Edmund Stoibers Äußerungen über die frustrierten Ostdeutschen halten, was man will. Man kann sich auch durchaus fragen, wer nach der letzten Bundestagswahl frustrierter war: die Ostdeutschen oder Edmund Stoiber? Seine Erklärung von diesem Wochenende, er sei missverstanden worden und habe eigentlich auf die Frustrierten um Gysi und Lafontaine gezielt, zeigt jedoch, dass er vom Fußball nichts gelernt hat. Ganz davon abgesehen, dass Lafontaine beim besten Willen kein Ostdeutscher ist und die Tatsache, dass Erich Honecker Saarländer war, daran auch nichts ändert, jeder Stürmer weiß: es zählt nicht, wohin du zielst. Was zählt ist, wohin du triffst. Frag nach bei Arie van Lent von Eintracht Frankfurt.

Deja Vu mit Eintracht Frankfurt

Die Frankfurter Eintracht hat am ersten Spieltag zu Hause gegen Bayer Leverkusen fröhlich und offensiv mitgespielt, nur ein Tor erzielt und durch selten dämliche Fehler in der Abwehr und im Spielaufbau am Ende mit 1:4 verloren. Gestern in Berlin haben sie sich hinten reingestellt und dem Gegner so das Leben schwer gemacht. Dann haben sie eines dieser Tore kassiert, die einem einfach passieren, wenn du den Gegner zu oft in deiner Hälfte agieren lässt. Der Berliner Oliver Schröder weiß nicht so genau, wohin er den Ball passen soll und macht das einzig richtige. Er schießt aus gut 20 Metern aufs Tor. Ganz feiner Schuss. In 9 von 10 Fällen geht so ein Schuss aber am Tor vorbei. Diesmal nicht und das Defensivkonzept der Truppe von Friedhelm Funkel ist über den Haufen geworfen. Verunsicherung macht sich breit. Offensiv wie gegen Leverkusen will man in Berlin nicht untergehen. Defensiv jedoch klappt es auch nicht. So kommt es, wie es kommen muss. Der frisch eingewechselte Frankfurter Stürmer und begnadete Kopfballspieler Arie Van Lent kommt im Strafraum zum Kopfball und setzt den Ball technisch einwandfrei und unhaltbar für den Torwart ins Netz. Leider ins eigene. Das war's für die Eintracht. Endergebnis 0:2. In Köln kommt einem das alles sehr bekannt vor. Vor zwei Jahren startete der FC als Aufsteiger ganz ähnlich in die neue Saison. Prima mitgespielt, blöde Tore kassiert, "unglücklich" verloren. FC-Trainer damals: Friedhelm Funkel.

Freitag, 12. August 2005

Wir gegen Die

Wer sich nicht für Fußball interessiert, genauer: wessen Herz an keinem Verein hängt, wundert sich gerne, wenn Menschen, die nicht selber auf dem Platz stehen, von "wir" sprechen, wenn sie über ihr Team reden.
Davon abgesehen, dass ich Mitglied des 1.FC Köln bin und deshalb in allem, was den Verein betrifft, "wir" sagen darf (am Rande erwähnt: mir gehören aus diesem Grund ungefähr 1/27000 der Transferrechte an Lukas Podolski), ist es genau das, worum es beim Fußball geht: Wir gegen Die.
Unsere Mannschaft gegen Deren Mannschaft (oder einfach: Die Anderen).
Unsere Gesänge gegen Deren Gesänge.
Fußball kann nur dann begeistern, wenn man hoffnungslos parteiisch ist. Nur dann kann aus einem einfachen Spiel ein großes, emotionales Drama werden. Und genau darum geht's: Große Gefühle.

Geduld ist eine Tugend

Für den VfB Stuttgart, unseren Gegner am kommenden Sonntag, wird es eine schwierige Saison. 2004 noch in der Champions League haben sie seitdem ihre wichtigsten Spieler verloren und nicht gleichwertig ersetzen können. Das brasilianische Abwehrbollwerk Marcello Bordon wechselte bereits vor der letzten Saison zu den neureichen Kaufleuten auf Schalke und wurde mit Markus Babbel nicht annähernd gleichwertig ersetzt. Diesen Sommer folgte ihm Stürmer Kevin Kuraniy. Spielgestalter Alexander Hleb verließ die Schwaben in Richtung London zu Arsenal.
Die Folgen ließen sich im Liga-Pokal und in einigen Phasen des Duisburgspiels beobachten. Die Mannschaft ist passiv und wirkt unsicher. Kein Wunder, wenn Du in der Offensive Deine beiden wichtigsten Anspielstationen verlierst. Wohin soll er dann, der Ball?
Der neue Trainer Giovanni Trappatoni bittet deshalb auch vor allem um eins: Geduld. Kritik über die großzügige Verkaufspolitik der Vereinsführung kommt ihm allerdings nicht über die Lippen. Man mag sein Deutsch drollig finden, aber der Mann weiß, was er tut und wer ihm zuhört, kann eine Menge lernen. Auch und gerade über Fußball. Und was Drolligkeit angeht: Stell Dich auf eine italienischen Piazza und rede mit den Leuten in ihrer Sprache. Das wird auch sehr drollig. Schon den in Deutschland so beliebten Latte Macchiato zu bestellen, finden die Italiener kurios. Den trinken sie nämlich nicht. Aber zurück zum Spiel: Trotz dieser Schwächen werden wir es schwer haben. Der VfB spielt immer noch um die internationalen Plätze mit, auch wenn es diese Saison vielleicht nur für den UI-Cup reicht. Wir spielen gegen den Abstieg. Und das tun wir am Sonntag mit einer Art letztem Aufgebot, das vermutlich so aussieht:
Wessels im Tor. Davor eine Viererkette mit der Boygroup Lell, Sinkiewicz und Matip. Ergänzt um Christian Springer, der auf der linken Defensivseite den Erziehungsberechtigten seiner jugendlichen Nebenleute geben darf. Im defensiven Mittelfeld werden wieder Grammozis und Sinkala stehen. Beide haben gegen Mainz ordentlich verteidigt, aber im Offensivspiel wenig gezeigt. Mit viel Entlastung ist in Stuttgart also nicht zu rechnen. Zumal vorne nicht jeder in Bestform ist. Streit spielt möglicherweise gar nicht. Für ihn käme Scherz in Frage. Feulner erhält rechts den Vorzug vor Helmes. In Ermangelung von Alternativen spielt ganz vorne Madsen, gegen Mainz ein herzzerreißend komplizierter Spieler. Podolski darf in diesem Spiel mal wieder die Rolle des Hoffnungsträgers übernehmen. Er ist wahrscheinlich immer noch schlecht gelaunt, weil er gegen die Niederlande nicht dabei ist. Da kommt der Heimatverein des Bundestrainers und seines Assistenten wie gerufen, um zu zeigen, dass seine Nichtberücksichtigung für das Länderspiel ein Fehler war.
Geduld wird am Sonntag also nicht nur von den Stuttgarten verlangt. Auch für uns heißt es, geduldig zu sein. Je länger Stuttgart kein Tor schießt, umso unsicherer werden sie. Und irgendwann ist er dann vielleicht mal durch, der Poldi...

Und wem das jetzt alles zu neutral klingt: Doch, ich will drei Punkte aus Stuttgart!!! Ich will immer drei Punkte!

Gegner von gestern

Ich habe mich diese Woche ja schon ausgiebig mit Mainz 05 beschäftigt. Mit ihrem lamentierenden Stürmer, ihrem dämlich foulenden Abwehrrecken und ihrem hyperaktiven Trainer. Ich habe im Stadion ihre Fouls mit Schimpfkanonaden kommentiert und ihre kläglichen Torschüsse höhnisch bejubelt. Mit Recht. Und von Herzen.
Gestern Abend habe ich ein wenig UEFA-Cup-Qualifikation im DSF geguckt. Mainz gegen den isländischen Vertreter IB Keflavik.
Ich habe mich über jedes Mainzer Tor gefreut und bei jeder gescheiterten Torchance diese kurz aufflackernde, heftige Enttäuschung gespürt, die so typisch ist, wenn Du im Fußball mit einer Mannschaft mitfieberst.

Donnerstag, 11. August 2005

Vom Fußball lernen heißt siegen lernen!

Oder verlieren. Je nachdem.

Denn bekanntermaßen dauert ein Fußballspiel 90 Minuten. Genauer: es dauert so lange bis der Schiedsrichter abpfeift. Da kann es schon einmal passieren, dass eine Mannschaft ein sicher geglaubtes Spiel aus der Hand gibt. Bayern München kann davon ein Lied singen. In Manchester haben sie daraus einen Witz gemacht:
"Why are Bayern-Players favourite with women?"
"They stay on top for 90 minutes and still manage to come second."
Den früher mal so genannten Europapokal der Landesmeister haben sie auch gleich mit nach England genommen.
Nicht dass der 1.FC Köln den Bayern in solchen Sachen nachstehen würde. Hier wurden vor einem Pokalhalbfinale im eigenen Stadion gegen den damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg schon mal die Kartenkontingente fürs Finale verteilt. Das Spiel ging mit 0-1 verloren.
Aktuell müht sich die CDU/CSU im Bundestagswahlkampf beide Leistungen noch zu toppen und ist drauf und dran einen sicher geglaubten 45-27-Vorsprung (grob geschätzt) locker und lässig zu vergeigen. Erst erklärt sich Angela Merkel per Interview für wirtschaftspolitisch inkompetent, dann legt Edmund Stoiber nach und ruiniert seine Sympathiewerte im Osten.
Was nach einem haushohen Favoritensieg und spielerischen Langweiler aussah, könnte noch mal ein hochdramatisches Spiel werden. Weiter so!

Zerschmetterte Nasen und zerfetzte Muskeln

Ich konnte mir diese martialische Überschrift nicht verkneifen. Aber nach dem gestrigen Training bereichern die Spieler Albert Streit (mehrfacher Jochbeinbruch nach einem Zusammenprall mit Christian Lell) und Björn Schlicke (6 Wochen Pause nach Muskelfaserriss) unser ohnehin schon übervolles Lazarett.
Dort leisten sie Sebastian Schindzielorz, Christian Rahn, Carsten Cullmann und den Neuzugängen Imre Szabics und Özalan Alpay Gesellschaft.
Mich wundert, dass Attila Tököli noch nicht wieder verletzt ist. Was ist los mit dem Mann?

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