1.FC Köln
Als Fußballfan und Stadiongänger gibt man sich mancherlei Illusionen hin, nicht nur der, in Müngersdorf Fußball geboten zu bekommen, sondern z.B. auch der Illusion mittels Gesang und Support das Geschehen auf dem Platz beeinflussen zu können.
Heute stellte sich der Kölner Anhang freiwillig einem Experiment zur Verfügung, um herauszufinden, ob das stimmt. In der ersten Halbzeit des Spiels 1.FC Köln - SC Paderborn blieben zahlreiche Fans aus Protest gegen das schlechte Spiel in Essen vor den Stadiontoren. Die Zuschauer, die sich an diesem Protest nicht beteiligten, schwiegen eisern und spendeten allenfalls aufmunternden Applaus für die wenigen gelungen Szenen.
Nach der Pause lärmten die Kölner wie gewohnt.
Das Spiel allerdings blieb der gleiche trostlose Kick wie in den ersten 45 Minuten. Ein unterdurchschnittliches Spiel zweier unterdurchschnittlicher Zweitligamannschaften. Der Support zeigte keinerlei Wirkung.
Es sei denn, man betrachtet die Tatsache, dass die beiden Tore in der stillen ersten Halbzeit fielen, als relevant.
Suedtribuene - 25. Feb, 18:35
Wer über einen gewissen Zeitraum über den 1.FC Köln schreibt, läuft Gefahr sich zu wiederholen. Auch wenn Spieler und Trainer wechseln, der gebotene Fußball ist gleichbleibend schlecht, die Ursachen wie falsches taktisches Verhalten, mangelnde Laufbereitschaft und schlechte Ballbehandlung kennt jeder, der in den vergangenen Jahren regelmäßig Spiele dieses Vereins erleben durfte.
Auch über die Gründe auf Vereinsebene, mangelnde sportliche Kompetenz, fehlendes Konzept, unergiebiges Scouting, chaotische Transferpolitik, ist eigentlich alles gesagt.
Selbst der populistische Aktionismus nach einem Spiel wie gegen RW Essen ist bekannt. Der Präsident droht mit Konsequenzen, der Manager streicht die Prämien, der Trainer bittet zum Straftraining und Einzelgespräch, die Mannschaft gibt sich zerknirscht und sucht den Dialog mit den Fans, die drohen das kommende Spiel gegen Paderborn zu boykottieren.
Eigentlich ist der 1.FC Köln der langweiligste Verein der Welt. Was soll man über so einen Club noch schreiben?
Suedtribuene - 23. Feb, 12:56
Wer wissen will, wie einem Verein in schöner Regelmäßigkeit so etwas wie ein 0:5 in Essen (oder ein 3:6 in Frankfurt, ein 0:8 in München, ein 1:6 gegen Hannover, ein 2:6 gegen Kaiserslautern) passiert, sollte sich die jüngere Geschichte des 1.FC Köln anschauen und nach wiederkehrenden Mustern suchen.
Er wird dann schnell fündig. Das Kölner Muster trägt den verheißungsvollen Namen "Hoffnungsträger" und wird immer dann hervorgeholt, wenn es dem Verein mal wieder schlecht geht.
1998 verpflichtete der 1.FC Köln nach dem ersten Abstieg den jungen Trainer Bernd Schuster als Hoffnungsträger. Weil es unter Schuster nicht lief, ein halbes Jahr später den Leverkusener Spieler Dirk Lottner in gleicher Rolle.
Wenige Jahre später wurde Andreas Rettig als Manager vom SC Freiburg geholt, ein Mann mit gutem Ruf, der alles zum besseren wenden würde. Ein Hoffnungsträger, dem kurze Zeit später ein A-Jugendspieler namens Podolski als Hoffnungsträger folgte.
Weil das den mittlerweile dritten Abstieg nicht verhindern konnte, wurde flugs ein neuer Hoffnungsträger geholt: Der Weltmeister Overath war genau der richtige Mann dafür!
Overath brachte auch gleich einen weiteren Hoffnungsträger mit: den erfolgreichen Coach Huub Stevens.
Unter Stevens Nachfolger Uwe Rapolder, so die Hoffnung, würde dann auch der Fußball besser. Wurde er nicht, der Verein stieg erneut ab und leistete sich in der 2. Liga eine Hinrunde, als ob er noch nie ein Jahr dort gespielt hätte, und verpflichtete die Mutter aller Hoffnungsträger: Christoph Daum.
Nun würde alles gut werden. So hoffte man. Der Daum würde die Arbeit schon machen, für die sich der Verein zu schade ist.
Aber wie seine Vorgänger ist auch Christoph Daum kein Heinzelmännchen, er ist ein Fußballtrainer. Nicht mehr und nicht weniger. Als solcher kann er erfolgreich in einem erfolgsorientierten Verein mit einer erfolgsorientierten Mannschaft arbeiten. In einem Verein, der ein Konzept besitzt, und auf Grundlage dieses Konzeptes die richtigen Entscheidungen bei der Zusammenstellung des Kaders getroffen hat (und darüberhinaus alles im Verein auf diese erfolgreiche Arbeit hin ausrichtet).
So ein Verein ist der 1.FC Köln nicht. Der 1.FC Köln ist ein Verein, der die Hände in den Schoß legt und auf Hilfe von außen hofft. Auf Heinzelmännchen oder Hoffnungsträger. Und so lange sich das nicht ändert, so lange wird der 1.FC Köln keinen Erfolg haben. Denn wer aus seiner Vergangenheit nicht lernt, ist gezwungen sie zu wiederholen. Das ist das ganze Geheimnis eines Fahrstuhlvereins.
Suedtribuene - 19. Feb, 15:16
Am morgigen Sonntag tritt der 1.FC Köln bei Rot-Weiß Essen an.
Im Hinspiel, einem ausgesprochenen Grottenkick, setzte der aktuell zum Teufel gewünschte Patrick Helmes ein beeindruckendes Zeichen von Engagement für den 1.FC Köln, als er den Siegtreffer zum 1:0 mit gebrochenem Fuß erzielte.
Daran sollte sich der ein oder andere in Köln vielleicht einmal erinnern.
Suedtribuene - 17. Feb, 15:21
Eigentlich wäre die ganze Posse um Patrick Helmes ein wunderschöner Stoff für das Hänneschen-Theater. Die DFL hat den beteiligten Vereinen gestern mitgeteilt, dass
1. der 1.FC Köln seine Option rechtzeitig gezogen hat, um eine Vertragsverlängerung mit Helmes bis 2008 zu erwirken.
2. entsprechend der Arbeitsvertrag zwischen Bayer Leverkusen und Patrick Helmes ab dem 1.7.2007 unwirksam ist, weil die Spielberechtigung von Helmes nur für den 1.FC Köln gilt.
3. Dass der Vertrag zwischen Helmes und Bayer ab 2008 nach DFL-Reglement ebenfalls unwirksam ist.
Bei 3. gehen die Meinungen etwas auseinander. Der 1.FC Köln sieht sich bestätigt und will Helmes weiter an sich binden. Bayer sieht sich arbeitsrechtlich im Recht und pocht auf den ablösefreien Wechsel 2008.
Damit hat sich dann mittlerweile jeder in dieser Posse konsequent lächerlich gemacht.
Patrick Helmes und vor allem sein Berater Gerd vom Bruch, die voreilig und gegen DFL-Statuten Verträge aushandeln.
Bayer Leverkusen, das zwar juristisch korrekt argumentiert und Arbeitsrecht vor Verbandsrecht stellt, allerdings vergisst, dass es sich bei diesem Verbandsrecht um eine Form freiwilliger Selbstverpflichtung handelt, die auch der Verein Bayer Leverkusen mittragen muss.
Jetzt aufs Arbeitsrecht zu pochen, heißt beleidigte Leberwurst zu spielen.
Nicht zuletzt hat sich auch der 1.FC Köln trotz bestätigter Rechtsposition blamiert, hätte er das ganze Theater inklusive der Beschädigung seines besten Spielers (und das ist Helmes nachwievor) doch mit Ziehen der Option zum 31.12.2006 und damit vor dem Verhandlungsfenster vermeiden können.
Soviel zu der These, Fußball sei ein Profisport.
Suedtribuene - 12. Feb, 12:56
Wer hier regelmäßig und möglicherweise gar systematisch mitliest, dem ist aufgefallen, dass die eigentlich sehr hübsche Rubrik
Auswärtsspiel seit längerem keinen neuen Beitrag verzeichnet.
Das liegt daran, dass ich seit einiger Zeit immer neue gewichtige Gründe finde, mir Auswärtsspiele des 1.FC Köln nicht anzuschauen.
Mein letztes Auswärtsspiel im Stadion war das legendär-desaströse
3:6-Debakel in Frankfurt. Mein letztes Auswärtsspiel vor einer Leinwand war das nicht ganz so desaströse
0:0 in Unterhaching.
Auch über das Spiel in Braunschweig sagt niemand etwas gutes. Nicht einmal die beteiligten Spieler. Natürlich kann ich Christoph Daum nicht widersprechen, wenn er im Vorfeld der Partie erklärt, dass es in der jetzigen Situation nicht um einen Schönheitspreis, sondern nur um das Ergebnis geht.
Aber wenn dem so ist, muss ich mir das Spiel ja auch nicht anschauen. Dann reicht ein abendlicher Blick aufs Ergebnis im Videotext.
Suedtribuene - 10. Feb, 18:15
Wenn einem beim Laufen am Decksteiner Weihe eine Gruppe Kinder im Vorschulalter entgegenkommt, offenkundig noch beschwingt vom Besuch des
Geißbockheims und lauthals die
FC-Hymne singend, muss das für das heutige Spiel bei
Eintracht Braunschweig ein gutes Zeichen sein.
So etwas braucht es auch, schließlich kamen mir auch
Patrick Weiser und
Serhat Akin beim Laufen entgegen. Das heißt, dass neben dem
Wellness-UrlauberRekonvaleszenten Weiser auch der türkische Neuzugang heute Abend fehlen wird.
An seiner Stelle soll Madsen von Beginn an stürmen. Das ist kein gutes Omen.
Suedtribuene - 9. Feb, 16:06
Im Cafe bei mir um die Ecke gibt es Getreidemilchkaffee - sieht (ungefähr) aus wie Milchkaffee, schmeckt (ungefähr) wie Milchkaffee, ist aber keiner. Es fehlen ihm wesentliche Ingredenzien eines richtigen Kaffees. Kaffee zum Beispiel.
In der Kaffeekultur ist der Getreidekaffee das Äquivalent zum Schattenboxen. Im Fußball ist der 1.FC Köln das Äquivalent zum Getreidemilchkaffee. Sieht (ungefähr) aus wie Fußball, ist aber keiner.
Zum Fußball gehört die Absicht Tore zu schießen (oder zu verhindern). Sonst ist das Spiel weitgehend sinnlos. Weswegen es unschwer zu begreifen ist, dass die Mannschaft des 1.FC Köln in einer tiefen Sinnkrise steckt. Denn nichts in der Spielweise dieses Teams erweckt den Eindruck, als wolle da jemand ein Tor schießen.
Langsam und behäbig wird der Ball hin- und hergeschoben und nach wenigen nur ungefähr genauen Zuspielen bereitwillig dem Gegner überlassen, um zu schauen, ob er weiß, was genau es mit dieser Kugel und den beiden Tornetzen am Ende des Platzes auf sich hat.
Weiß der Gegner aber auch nicht so genau Bescheid, ist das Publikum gut beraten, das Weite zu suchen und die sonntägliche Tradition von Kaffee und Kuchen wieder aufleben zu lassen. Mit echtem Kaffee.
Suedtribuene - 5. Feb, 10:09
Ich muss mal ein Lob loswerden, kommt ja selten genug vor: Kaum mäkel ich hier an irgendwas rum, z.B. dem Scouting, schon rückt das Kölner Stadionmagazin Geißbockecho mit einer Hintergrundgeschichte zum Thema raus.
Nein im Ernst: Zwischenzeitlich beschränkte sich das Geißbockecho weitgehend darauf, die Pressemitteilungen der letzten 14 Tage mit ein wenig Fan- und Sponsorennews aufzupeppen, ein Spielerporträt plus ein paar Angaben zum Gegner reinzuklatschen und fertig.
Inzwischen glänzt das Heft in schöner Regelmäßigkeit mit Beiträgen und Interviews zur sportlichen Arbeit hinter den Kulissen. In der aktuellen Ausgabe äußern sich Murat Kus und Stephan Engels zum Scouting, sowie Jürgen Glowacz zu den Anforderungen in der Nachwuchsarbeit.
Jetzt würde ich noch gerne lesen, wie sich Co-Trainer Roland Koch über Spielsysteme und -taktik auslässt.
(Und was eigentlich ein Manager den ganzen Tag so macht.)
Aber von diesen Wünschen abgesehen: Gutes Heft. Sollte man mal erwähnen.
Suedtribuene - 2. Feb, 17:34
Im Grunde ist nichts dagegen zu sagen, wenn ein U21-Nationalspieler von einem Zweitligisten zu einem Bundesligisten mit internationaler Perspektive
wechselt.
Auch das Nachkarten von FC-Manager Michael Meier gegen den wechselwilligen Patrick Helmes lässt die Sache nicht in einem schlechteren Licht erscheinen, erinnert sie doch fatal an
Meiers Reaktion auf die verpatzte Vertragsverlängerung mit Markus Feulner 2006.
Bemerkenswert ist allerdings, dass Helmes' Berater Gerd vom Bruch den Wechsel kurz vor dem Comeback des lange verletzten Spielers im heimischen Stadion
der örtlichen Boulevardpresse steckt und gleichzeitig deutlich macht, dass der Spieler gerne schon vor Auslauf des Vertrages im Sommer 2007 wechseln würde.
Dass der Kölner Anhang
wenig begeistert von einem Wechsel seines vielleicht besten Spielers zum ungeliebten Rivalen Leverkusen sein wird, kann man sich denken.
Einen Gefallen tut Berater vom Bruch seinem Schützling mit dieser Ankündigung deshalb nicht. Vielleicht aber ist die zu erwartende Reaktion des Kölner Anhangs auch einkalkuliert, um die Vereinsverantwortlichen zu einer Zustimmung eines Wechsels 2007 zu drängen.
Getreu dem Motto, dass man dem Spieler kaum zumuten könne, unter diesen Anfeindungen Fußball zu spielen bzw. der Verein doch bitte den Willen der Fans vollziehen und Helmes gehen lassen solle.
Wenn dem so wäre, wäre Patrick Helmes schlecht beraten und es könnte einem um diesen begabten Spieler fast Leid tun.
Suedtribuene - 1. Feb, 13:09