Dienstag, 19. April 2011

Schaefers Nas' muss bleiben

FC-Trainer Frank Schaefer hat heute erklärt, zum Saisonende von seinem Amt als Cheftrainer des 1. FC Köln zurückzutreten. Das ist bedauerlich. Ich hätte es gerne gesehen, wenn Schaefer seinen sportlichen Weg fortgesetzt hätte.

Nun muss das jemand anderes machen. Was uns zu der ersten von zwei Aufgaben führt, die nun vor dem FC liegen.

Er muss einen Trainer finden, der den von Frank Schaefer eingeschlagenen fußballerischen Weg fortsetzen kann. Maßstab dafür ist das Auftreten in den letzten Heimspielen vor Stuttgart. Schaefer ist es in erstaunlich kurzer Zeit gelungen, der Mannschaft eine Spielidee zu vermitteln (auch wenn es - wie bei jeder Fußballmannschaft - nicht immer hingehauen hat). Der neue Trainer muss zu dieser Idee passen. Das ist das entscheidende Kriterium.

Die zweite Aufgabe könnte fast schwieriger werden. Der Verein muss - dringendst - seine Medienarbeit professionalisieren. Eine ganze Reihe unbedachter, zum Teil naiver Aussagen haben in den vergangenen Monaten einer um reißerische FC-Schlagzeilen bemühten Presse viel zu viel Stoff geboten.

Das begann mit einem Interview Frank Schaefers im Herbst, in dem er freimütig über seinen christlichen Glauben erzählte. Vor wenigen Tagen dann ließ sich Sportdirektor Volker Finke zu der eigentlich harmlosen Feststellung hinreißen, dass Schaefers Glaube bei seiner Entscheidung, ob er Trainer bleiben wolle oder nicht, durchaus eine Rolle spiele. Zwischendurch eierte Geschäftsführer Claus Horstmann bei der Frage nach einer Zusammenarbeit mit dem beliebten Trainer über das Saisonende hinaus herum und ein Maulwurf in der Mannschaft versorgte die Kölner Journalisten mit Interna aus den Mannschaftssitzungen.

All das (von den Interna abgesehen) sind Kleinigkeiten, unbedachte Worte. Allerdings mit verheerenden Folgen. Der Verein ist gut beraten, allen seinen Angehörigen sehr deutlich zu machen, welche Folgen solche Äußerungen haben können, und sich in seiner Außendarstellung klarer und eindeutiger zu positionieren.

Anders gesagt: er muss lernen, die Geschichten, die über den 1. FC Köln erzählt werden, selber zu bestimmen.

Genau so wie die Mannschaft lernen musste, auf dem Platz das Geschehen selber zu bestimmen. Gegen Wolfsburg und in den letzten drei Spielen danach kommt es darauf an, dass sie sich darauf wieder besinnt.

Dann wird sie den Klassenerhalt, der immer noch der wahrscheinlichere Fall ist, schaffen, und wie der Verein mit einem neuen Trainer, aber möglicherweise ein Stück klüger, in die vierte Bundesligasaison in Folge gehen.

Dienstag, 22. März 2011

Häßlicher Glamour

Als Christoph Daum im Sommer 2009 mehr oder weniger überraschend seinen Abschied vom 1. FC Köln verkündete, tat er das mit der Begründung, er könne mit dieser Mannschaft nicht mehr erreichen als den damaligen 12. Tabellenplatz.
Für einen Trainer, der sich selber auf internationalem Niveau sieht, mag das durchaus zu wenig sein.

Jetzt heuert er bei Eintracht Frankfurt an, ein Verein, dessen Potenzial mit dem des 1. FC Köln durchaus vergleichbar ist. Man kann in dieser Entscheidung einen Widerspruch zum eigenen Anspruch vermuten, man kann aber auch eine Erkenntnis darin sehen.

Denn in der Zwischenzeit haben Mirko Slomka, Thomas Tuchel und Dieter Hecking gezeigt, dass man mit Vereinen aus dem Mittelfeld der Liga durchaus mehr erreichen kann. Daum muss das wurmen.

Interessant wird es zu sehen, ob es ihm gelingt, diesen Trainern nachzueifern. Zu erwarten ist das nicht unbedingt. Daum mag eine schillernde Persönlichkeit sein. Sein Fußball in den letzten Jahren war nicht schillernd. Trockenen, unschönen Ergebnisfußball hat er dem 1. FC Köln in seiner zweiten Amtszeit verordnet.

Damit ist er Friedhelm Funkel, Skibbes Vorgänger bei der Eintracht, weitaus näher, als man annehmen könnte. Von daher ist Daum zumindest für Heribert Bruchhagen und Eintracht Frankfurt keine so schlechte Wahl, wird Daum doch die Tradition häßlichen Ergebnisfußballs bei der Eintracht fortsetzen und gleichzeitig für ein bisschen mehr Glamour sorgen als Michael Skibbe.

Mittwoch, 16. März 2011

Das Ergebnis richtiger Entscheidungen

Wer mich kennt und in den vergangenen Jahren regelmäßiger mitgelesen und -diskutiert hat (als hier noch regelmäßiger geschrieben wurde), weiß, dass ich nicht zu überbordendem Enthusiasmus neige, wenn es um den 1. FC Köln geht.

Es gab dazu auch keinen Grund, könnte man einwenden. Aktuell jedoch spielt der 1. FC Köln den besten Fußball seit Jahren. Und wenn ich "seit Jahren" schreibe, dann meine ich sehr viele Jahre. Selbst unter Ewald Lienen, im Jahr 2000 das letzte Mal, dass der FC tatsächlich schön gespielt hat, waren die Leistungen nicht so beeindruckend (auch wenn sie natürlich auch heute nicht perfekt sind, das ist schon klar).

Grundlage dieses Aufschwungs sind eine Reihe richtiger Entscheidungen, die der Verein, die sportliche Leitung und die Mannschaft in den letzten Monaten getroffen haben.

Ich bin kein Freund von Trainerentlassungen, aber die Entlassung Zvonimir Soldos und die zum Teil vielleicht aus der Not geborene Beförderung Frank Schaefers zu seinem Nachfolger, war die erste dieser richtigen Entscheidungen.

Schaefer, zunächst nur als Interimslösung gedacht, hat recht früh klar gemacht, was seine fußballerischen Vorstellungen sind und gerade zu Beginn sehr viel von "Prozessen" gesprochen, die eingeleitet werden müssen, bevor die Mannschaft erfolgreich spielen könne.

Es ist ihm, schneller als vermutlich von ihm selber erwartet, gelungen, seine Vorstellungen von einem aktiven, dynamischen und aggressiven Spiel umzusetzen. Zumindest in den Heimspielen profitiert die Mannschaft massiv davon. Auswärts wirkt sie zumindest robuster als in der Hinrunde.

Neben einer neuen Spielphilosophie hat die sportliche Leitung im Winter allerdings auch den Kader verstärkt. Auch hier muss ich sagen: Ich bin kein Freund von Wintereinkäufen. Nur selten kommt dabei etwas Gescheites bei heraus.
Dem 1. FC Köln ist es aber gelungen zur Jahreswende gleich drei neue Leistungsträger zu verpflichten. Michael Rensing und Christian Eichner passen dabei perfekt in Schaefers Anforderungsprofil - fußballerisch wie menschlich. Slavomir Peszko ist auf der linken Offensivseite durch seine Ballsicherheit, seine Spielintelligenz und seinen Zug zum Tor (der sich allerdings nicht in eigenen Toren niederschlägt) ebenfalls eine wichtige Verstärkung.
Auch hier wurden richtige Entscheidungen getroffen.

Die letzte und vielleicht wichtigste Entscheidung hat aber vielleicht die Mannschaft selber getroffen (auch wenn man sie als Ergebnis der Schaeferschen Arbeit deuten kann). Der Start in die Rückrunde war trotz des 3:0 gegen desolate Bremer nicht wirklich berauschend. Zur Halbzeit lag der FC im vierten Spiel gegen die Bayern bereits 2:0 zurück.
Christian Eichner hat danach recht offen über die Diskussion in der Halbzeitpause dieses denkwürdigen Spiels gesprochen. Die FC-Homepage zitiert ihn wie folgt:

"Wir haben uns in der Halbzeit einfach die Frage gestellt, ob wir jetzt einen Schritt weitergehen. Einen Schritt in die richtige Richtung, mit dem wir den Leuten hier zeigen, was in uns steckt, oder gehen wir den Weg weiter den wir in St. Pauli das ganze Spiel über gegangen sind."

Dass die Mannschaft in der 2. Halbzeit gegen planlose Münchener mit drei Toren und drei Punkte belohnt wurde, war vermutlich das Schlüsselerlebnis. Seitdem hat sie nicht immer gut gespielt, manchmal verloren, aber immer erkennen lassen, dass sie bereit ist ins Spiel zurückzufinden. Gerne auch mit kämpferischen Mitteln. In Hoffenheim, in Dortmund, gegen Hannover.

Auf der sicheren Seite ist der 1. FC Köln als viertbeste Rückrundenmannschaft damit allerdings noch lange nicht. Vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind schnell verspielt. Genießen sollten man den Fußball in diesen Wochen dennoch. Als Zuschauer. Als Mannschaft.

Donnerstag, 10. März 2011

Wenn's alle machen...

Während der 1. FC Köln gerade mal in ruhigen Fahrwassern segelt und sich hauptsächlich der Verbesserung des eigenen Fußballspiels unter dem neuen Trainer Frank Schaefer widmet (und darüber hofft, den Klassenerhalt zu schaffen), sorgen gleich drei der so genannten großen Vereine für Erstaunen und Chaos.

In Hamburg erklärt Armin Veh seinen Rücktritt zum Saisonende, weil er keine professionellen Arbeitsbedingungen vorfindet.

In München beendet man die Zusammenarbeit mit Louis van Gaal, nachdem man über Monate öffentlich das Für und Wider dieses Trainers diskutiert hat und selbst Oliver Kahn fällt mittlerweile auf, dass es in München kein sportliches Konzept gibt, nachdem man einen neuen Trainer aussuchen könnte.

Die Krönung liefert allerdings Schalke 04. Auch dort ist man von einem sportlichen Konzept meilenweit entfernt, deswegen will man in einem Doppelschlag das machen, was auch bei anderen hervorragend funktioniert hat.

Als Interimslösung einen Fußballrentner verpflichten, wie vor zwei Jahren Bayern München, und für die kommende Saison einen jungen Trainer, wie ihn auch die vielen andern hoch gelobten Clubs auf der Bank sitzen haben.

Das ist ebenso modisch wie sinnfrei. Aber es entbindet die Verantwortlichen auf Schalke (wenn sie es denn wirklich so machen) natürlich von ebendieser Verantwortung. Denn wenn es bei allen anderen richtig ist, kann es ja auf Schalke nicht falsch sein. Oder so.

Dienstag, 30. November 2010

Das Ende der Ära Overath

Als Michael Meier 2005 Geschäftsführer des 1. FC Köln wurde, gab es nicht wenige, die mit dem Kopf schüttelten. Ausgerechnet Meier, der Borussia Dortmund zum Weltpokalsieg ruiniert hatte, sollte den Verein, der die schlechteste Hinrunde seiner Bundesligageschichte gespielt hatte, in die Zukunft führen?

Ehrlicherweise muss man zugeben, dass Meier seine Arbeit nicht so schlecht erledigt hat. Der gerne kolportierte Schuldenberg von 20 bis 25 Millionen Euro ist für einen Bundesligaverein und ein mittelständisches Unternehmen mit circa 70 Millionen Jahresumsatz im Rahmen.
Mit diesem Geld schaffte es Meier den 1. FC Köln das erste Mal seit 1997/1998 drei Jahre in Folge in der 1. Liga zu halten, die Mannschaft belegte in den letzten beiden Jahren Tabellenplätze, die ziemlich genau ihrem Marktwert entsprachen.

Es gab, abgesehen vom aktuellen Tabellenstand und der Unruhe im Umfeld, keinen wirklichen Grund sich von Meier zu trennen. Interessanter sind aber ohnehin die Nebengeräusche der Entlassung.

Sowohl Teile der Mannschaft als auch Trainer Frank Schaefer lassen sich mit ausgesprochen Meierfreundlichen Aussagen zitieren. Bei denen, die mit ihm gearbeitet haben, genießt der Westfale also ausnehmend viel Anerkennung. Dennoch sind gerade die Aussagen der Mannschaft so untypisch-aufschlussreich wie unaufrichtig. Sie hätte mit engagierteren und konzentrierteren Leistungen Meiers Entlassung vermeiden können.

Allgemein heißt es jedoch, der Verwaltungsrat des Vereins habe sich in der Personalie Meier gegen das Präsidium um Wolfgang Overath durchgesetzt. Brisanter sind aber andere Aspekte des weiteren Vorgehens.

1. Nicht das Präsidium macht sich auf die Suche nach einem Nachfolger für Michael Meier. Damit wird Finanzgeschäftsführer Claus Horstmann beauftragt.

2. Geht es nach dem Willen des Verwaltungsrates soll Horstmann nach Meiers Entlassung auch alleiniger Geschäftsführer werden.Meiers Nachfolger soll als Sportdirektor dem Geschäftsführer unterstellt sein.

3. Nicht das Präsidium entscheidet über einen neuen Sportdirektor, sondern die Gesellschafterversammlung, bestehend aus den drei Mitgliedern des Präsidiums und zwei Mitgliedern des Verwaltungsrats.

4. Damit einher geht zwangsläufig eine Umstrukturierung des 1. FC Köln, dessen stärkste Person der Geschäftsführer sein wird. Hinzu kommt, dass mit der Position eines Sportdirektor sportliche Kompetenz abseits des Trainerteams in den Verein geholt wird. Das Präsidium soll aus dem Tagesgeschäft herausgehalten werden.

5. Für eine derartige Umstrukturierung braucht es nicht zwingend die sofortige Entlassung Meiers. Ein nahtlosere Übergabe der sportlichen Belange wäre für den Verein besser gewesen. Meiers Entlassung aber setzt das Präsidium unter Druck, muss nun doch ein Nachfolger präsentiert werden.


Gerade die letzten beiden Punkte sind von Interesse. Wolfgang Overath erklärt in weinerlichen Reden vor der Mitgliederversammlung gerne, an der Lage des 1. FC Köln keine Schuld zu haben, schließlich habe er mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun.
Dennoch ist der Verein in fast allen Positionen geprägt vom System Overath. Sofern die leitenden Angestellten nicht bereits im Verein waren, als Overath 2004 Präsident des FC wurde, hat der Weltmeister von 74 entweder auf Freunde (Neukirch, Glowacz, Engels und weite Teile des Trainerstabes in den Jugendmannschaften) oder Namen (Stevens, Rapolder, Meier, Daum, Podolski, Petit) gesetzt. Das Vertrauen in diese altertümlich wirkenden Auswahlkriterien scheint im Verein nicht mehr allzu groß zu sein.
Fraglich ist, ob Overath unter diesen Bedingungen Präsident bleiben soll, würde es ihn doch auf die Rolle eines Vereinsrepräsentanten reduzieren. Vermutlich ist das zwar die Rolle, die er am besten ausfüllen kann. Seine Tragik (und damit die Tragik des Vereins, der sich an solche Gallionsfiguren nur zu gerne klammert) liegt darin, dass er das nicht weiß.

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