Dienstag, 30. November 2010

Das Ende der Ära Overath

Als Michael Meier 2005 Geschäftsführer des 1. FC Köln wurde, gab es nicht wenige, die mit dem Kopf schüttelten. Ausgerechnet Meier, der Borussia Dortmund zum Weltpokalsieg ruiniert hatte, sollte den Verein, der die schlechteste Hinrunde seiner Bundesligageschichte gespielt hatte, in die Zukunft führen?

Ehrlicherweise muss man zugeben, dass Meier seine Arbeit nicht so schlecht erledigt hat. Der gerne kolportierte Schuldenberg von 20 bis 25 Millionen Euro ist für einen Bundesligaverein und ein mittelständisches Unternehmen mit circa 70 Millionen Jahresumsatz im Rahmen.
Mit diesem Geld schaffte es Meier den 1. FC Köln das erste Mal seit 1997/1998 drei Jahre in Folge in der 1. Liga zu halten, die Mannschaft belegte in den letzten beiden Jahren Tabellenplätze, die ziemlich genau ihrem Marktwert entsprachen.

Es gab, abgesehen vom aktuellen Tabellenstand und der Unruhe im Umfeld, keinen wirklichen Grund sich von Meier zu trennen. Interessanter sind aber ohnehin die Nebengeräusche der Entlassung.

Sowohl Teile der Mannschaft als auch Trainer Frank Schaefer lassen sich mit ausgesprochen Meierfreundlichen Aussagen zitieren. Bei denen, die mit ihm gearbeitet haben, genießt der Westfale also ausnehmend viel Anerkennung. Dennoch sind gerade die Aussagen der Mannschaft so untypisch-aufschlussreich wie unaufrichtig. Sie hätte mit engagierteren und konzentrierteren Leistungen Meiers Entlassung vermeiden können.

Allgemein heißt es jedoch, der Verwaltungsrat des Vereins habe sich in der Personalie Meier gegen das Präsidium um Wolfgang Overath durchgesetzt. Brisanter sind aber andere Aspekte des weiteren Vorgehens.

1. Nicht das Präsidium macht sich auf die Suche nach einem Nachfolger für Michael Meier. Damit wird Finanzgeschäftsführer Claus Horstmann beauftragt.

2. Geht es nach dem Willen des Verwaltungsrates soll Horstmann nach Meiers Entlassung auch alleiniger Geschäftsführer werden.Meiers Nachfolger soll als Sportdirektor dem Geschäftsführer unterstellt sein.

3. Nicht das Präsidium entscheidet über einen neuen Sportdirektor, sondern die Gesellschafterversammlung, bestehend aus den drei Mitgliedern des Präsidiums und zwei Mitgliedern des Verwaltungsrats.

4. Damit einher geht zwangsläufig eine Umstrukturierung des 1. FC Köln, dessen stärkste Person der Geschäftsführer sein wird. Hinzu kommt, dass mit der Position eines Sportdirektor sportliche Kompetenz abseits des Trainerteams in den Verein geholt wird. Das Präsidium soll aus dem Tagesgeschäft herausgehalten werden.

5. Für eine derartige Umstrukturierung braucht es nicht zwingend die sofortige Entlassung Meiers. Ein nahtlosere Übergabe der sportlichen Belange wäre für den Verein besser gewesen. Meiers Entlassung aber setzt das Präsidium unter Druck, muss nun doch ein Nachfolger präsentiert werden.


Gerade die letzten beiden Punkte sind von Interesse. Wolfgang Overath erklärt in weinerlichen Reden vor der Mitgliederversammlung gerne, an der Lage des 1. FC Köln keine Schuld zu haben, schließlich habe er mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun.
Dennoch ist der Verein in fast allen Positionen geprägt vom System Overath. Sofern die leitenden Angestellten nicht bereits im Verein waren, als Overath 2004 Präsident des FC wurde, hat der Weltmeister von 74 entweder auf Freunde (Neukirch, Glowacz, Engels und weite Teile des Trainerstabes in den Jugendmannschaften) oder Namen (Stevens, Rapolder, Meier, Daum, Podolski, Petit) gesetzt. Das Vertrauen in diese altertümlich wirkenden Auswahlkriterien scheint im Verein nicht mehr allzu groß zu sein.
Fraglich ist, ob Overath unter diesen Bedingungen Präsident bleiben soll, würde es ihn doch auf die Rolle eines Vereinsrepräsentanten reduzieren. Vermutlich ist das zwar die Rolle, die er am besten ausfüllen kann. Seine Tragik (und damit die Tragik des Vereins, der sich an solche Gallionsfiguren nur zu gerne klammert) liegt darin, dass er das nicht weiß.

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