Vorweg: Ich war gestern nicht bei der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln dabei. Mein Kommentar basiert also auf Pressestudium und Hörensagen. Deswegen (und wegen allgemeinen Zeitmangels) fällt er auch knapp aus.
Die Veranstaltung muss recht ... lebendig ... gewesen sein, der Präsident allerdings soll recht gut weggekommen sein. Zumindest als er von seinen Rücktrittsgedanken sprach.
Die Entlastung wurde dem Vorstand am Ende jedoch verweigert. Und zwar deutlich. Man könnte dieses Verhalten als inkonsequent bezeichnen. Für jemanden, der nicht dabei war, hat es aber auch etwas erfreulich Differenziertes:
Wir wollen, dass Ihr weiter macht. Aber macht es besser als bisher.
Wie genau dieses "besser" aussehen soll, konnte aber niemand vom FC gestern vermitteln.
Suedtribuene - 18. Nov, 15:58
Manchmal ist Sportjournalist ein so leichter Job. Wenn keiner nachschaut...
Christian Loer attestiert Pedro Geromel in seiner Einzelkritik im Kölner Stadt-Anzeiger eine
hervorragende Zweikampfquote. Ein Blick in die Stastitik hätte ihn eines besseren belehren können. Magere 31% seiner Zweikämpfe (4 von 13) hat Geromel am Samstag gewonnen. Zum Vergleich: Der von Loer mit einer 5 abgestrafte Stephan Salger gewann 79% seiner Zweikämpfe (11/14). Quelle:
Bundesliga.de
Suedtribuene - 15. Nov, 15:11
Im Auge des Taifuns, so heißt es, herrschen absolute Ruhe und totale Windstille. Im Auge des Taifuns befindet sich die Mannschaft des 1. FC Köln - ruhig, lethargisch und phlegmatisch - während um sie herum scheinbar alles in Trümmer geht nach diesem erschreckenden 0:4 im Derby gegen Borussia Mönchengladbach.
So schwach die Leistung beider Mannschaften vor der Pause und die des FC nach der Pause war, die Ursache in der Transferpolitik, der Vereinsführung, dem Verein als solchen zu suchen, verspricht zwar größtmögliche Hektik, aber auch wenig Ertrag.
Natürlich hat der Verein Fehler gemacht, natürlich wird er mal wieder dafür bestraft, immer noch kein tragfähiges sportliches Konzept zu besitzen. Oder, was der Wahrheit näher käme: sich zu seinem sportlichen Konzept zu bekennen.
Diese Mannschaft ist bundesligatauglich. Im Stamm standen gegen Gladbach die gleichen Spieler auf dem Platz, die in den vergangenen beiden Jahren die Klasse gehalten haben. Eine Mannschaft mit der Achse Varvodic (der nicht so schlecht ist, wie er sich am Samstag präsentierte) - Mohamad, Geromel - Petit, Lanig - Podolski, Novakovich taugt für einen Platz zumindest im unteren Mittelfeld der Liga.
Es ist zu leicht zu behaupten, der Kader sei falsch zusammengestellt. Das ist er. Aber das war er in den letzten beiden Jahren auch schon. Die defensiven Außen sind zu schwach, im Mittelfeld fehlt vor Petit ein ordnender Faktor. Die eigene Nachwuchsabteilung bringt zwar durchaus talentierte, aber taktisch schwach geschulte Spieler hervor, egal ob sie Salger oder Podolski heißen.
Letzterer immerhin nimmt in dieser Saison die Herausforderung, beim 1. FC Köln zu spielen (oder auch spielen zu müssen) an. Das war im vergangenen Jahr noch anders.
Damit aber steht er weitgehend allein. Auch das ist kein neues Phänomen. Lethargie und Phlegma hat die Mannschaft auch unter Christoph Daum schon gezeigt. Im Unterschied zu diesem Jahr allerdings konnte sie sich in den letzten beiden Jahren in wichtigen Spielen immer zu einer erfolgreichen Leistung aufraffen.
Das hat, gemeinsam mit einer sehr defensiven, destruktiven Spielweise und taktischer Disziplin, vor allem auswärts hervorragend funktioniert.
In diesem Jahr funktioniert das nicht. Einen Auswärtspunkt hat der 1. FC Köln bisher geholt, aber viele Spiele durch taktische Fehler verloren.
Warum das so ist und - mehr noch - wie man das abstellen kann, ist die entscheidende Frage, die über den Erfolg des 1. FC Köln entscheidet. Und diese Frage muss letztlich die Mannschaft beantworten. Nicht der Trainer, nicht der Manager, nicht der Präsident.
Suedtribuene - 15. Nov, 13:39
Wäre der 1. FC Köln ein Unternehmen (und in gewisser Hinsicht ist er das auch), wäre es eine interessante Frage, welches Produkt er herstellt und anbietet.
"Fußball" wäre eine mögliche und richtige Antwort.
"Was für Fußball?" die nächste logische Frage.
Weiß irgendwer die Antwort?
Suedtribuene - 9. Nov, 14:06
Der 1. FC Köln hat am Samstag mit 1:3 gegen den 1. FC Nürnberg verloren, der im bisherigen Saisonverlauf eine erstaunlich gute Runde spielt. Grund genug in Köln alles und als allererstes den in der vergangenen Woche (!) installierten Trainer in Frage zu stellen.
Dabei braucht der 1. FC Köln keinen neuen Trainer. Er braucht ein sportliches Konzept. Die von Christoph Daum und Michael Meier initiierte Strategie, den FC durch teure und/oder erfahrene Spieler für die defensiven Aufgaben zu stabilisieren und damit für zwei oder drei Jahre die Klasse zu halten, ist eben kein dauerhaft tragendes und finanzierbares Konzept. Schon gar nicht nach der Heimholung von Lukas Podolski.
Die Frage ist also nicht, wer in Zukunft die 1. Mannschaft des 1. FC Köln trainiert, sondern was er trainieren soll. Um das zu entscheiden fehlt es dem Verein allerdings an Kompetenz in den Leitungsgremien.
In der Geschäftsführung sitzen drei Kaufleute ohne nennenswertes Fachwissen im Kerngeschäft des Vereins. Im Vorstand agieren Personen, die Fußball nur aus den 70er Jahren kennen und auch so entscheiden: nach Namen (Stevens, Rapolder, Daum, Maniche, Petit, Podolski) oder Loyalitäten (Glowacz, Neukirch, Engels...).
Wer da oberhalb der vom Tagesgeschäft abhängigen Trainerposition langfristige sportliche Entscheidungen treffen soll, bleibt unklar. Aber das wurde hier und in den Kommentaren auch schon vor fünf Jahren geschrieben.
Suedtribuene - 8. Nov, 11:00
Eines der beliebtesten Spiele unter FC-Fans dreht sich um die Frage, welcher Spieler hätte zum FC Köln kommen können, wenn Präsidium/Manager/Trainer nicht solche Schnarchnasen wären.
Aktuell wird dabei gerne auf den Mainzer Lewis Holtby verwiesen, der angeblich dem FC angeboten wurde und den Manager Meier abgelehnt haben soll.
Auf die Idee, dass ein Lewis Holtby vielleicht gar nicht zum FC wollte, kommt in Köln erstaunlicherweise nie jemand. Dabei ist das naheliegend, denn warum sollte er hier hin wollen?
Nicht nur dass Mainz besseren Fußball spielt. Verliert er dort einmal ein Spiel und geht anschließend durch die Stadt, kommen die Leute zu ihm, klopfen ihm auf die Schulter und sagen: "Kopf hoch, Junge, wird schon wieder."
In Köln müsste er sich nach jeder Niederlage als Versager beschimpfen lassen und damit rechnen, wie weiland Hanno Balitsch, im Vereinsheim ein volles Kölschglas über den Kopf geschüttet zu bekommen.
Kein junger Fußballer, der seine Gedanken halbwegs beeinander hat, tut sich das an.
Suedtribuene - 25. Okt, 11:16
Glaubt man den Erfahrungen der letzten Jahre, dann hat der 1. FC Köln gestern Nachmittag seinen Abstieg aus der 1. Bundesliga beschlossen. Seit 1997 ist der Verein noch jedes Mal aus der ersten Liga abgestiegen, wenn er sich im Lauf der Spielzeit von seinem Trainer getrennt hat.
Jetzt soll U23-Coach Frank Schaefer die Mannschaft bis auf weiteres trainieren. Von Schaefer halten viele Leute sehr viel, obendrein bietet er als zentrale Figur in der Ausbildungsabteilung dem FC die Chance dem Verein ein umfassenderes sportliches Konzept zu vermitteln, bei dem, das was in der Jugend gelehrt wird, auch bei den Profis gespielt wird und umgekehrt.
Ob Schaefer allerdings in der Lage ist, im Profifußball zu geschehen, lässt sich von außen nur schwer beurteilen. Der Verein gibt ihn im Grunde schon vor seinem ersten Spiel zum Abschuss frei, indem er ihm den Status eines Interims- oder vorläufigen Trainers verleiht.
Präsident Wolfgang Overath will nicht ausschließen, dass Schaefer lange Trainer bleibt, aber ob er es kann, wisse man ja nicht.
Und damit sind wir beim Kernproblem des 1. FC Köln, das kein Trainerwechsel je wird lösen können und das ihn früher oder später immer wieder einholen wird. Im Verein fehlt es außerhalb des Trainingsbetriebs an sportlicher Kompetenz.
Zwar leistet sich der Verein aktuell drei Geschäftsführer, keiner von denen jedoch ist in der Lage für das sportliche Geschehen verantwortlich zu zeichnen. Overath selber räumt seine mangelnde Kompetenz ein, wenn er auch nach sechs Jahren im Verein nicht beurteilen kann, ob der U23-Trainer fähig ist eine Profimannschaft zu trainieren.
Zvonimir Soldo ist im Grunde das letzte Opfer einer Vereinspolitik, die den Trainer sich selbst überlässt und ihm mögliche Hilfestellung verweigert. Er wird vermutlich seinen Weg als Trainer machen und in Köln wird man sich irgendwann verwundert die Augen reiben, wenn er erfolgreich im internationalen Fußball auftaucht. Er wäre nicht der erste Kölner Ex-Trainer.
Bis dahin allerdings wird man in Köln genügend weitere Trainer verschlissen haben. Mit Frank Schaefer steht das nächste Opfer schon bereit.
Suedtribuene - 25. Okt, 10:53