Dienstag, 16. März 2010

Gottes Wiederkehr

Heute Abend kehrt Gott in seiner Gestalt als Jose Mourinho im Achtelfinale der Champions League zwischen dem FC Chelsea und Inter Mailand an die Stamford Bridge zurück, wo er nicht nur ein erfolgreicher Trainer sondern auch Nebendarsteller in Deutschlands erster Futbol-Novela war.

Eine gute Gelegenheit an einen der klügsten Sprüche zu erinnern, die jemals jemand über Fußball gesagt hat. Für die Vertreter der Fußballer-brauchen-Druck-Theorie noch der Hinweis, dass der Mann als Trainer seit sieben Jahren kein Ligaheimspiel mehr verloren hat. Ganz ohne Druck.

"Druck? Was für ein Druck? Druck ist, wenn arme Menschen sich dumm und dämlich arbeiten, um ihre Familie ernähren zu können. Im Fußball gibt es keinen Druck."

Montag, 15. März 2010

Die Untugend der Genügsamkeit

Capra aegagrus hircus gehört zu den ältesten vom Menschen domestizierten Tieren und erfreut sich gerade in ärmeren oder kargeren Regionen als Haustier großer Beliebtheit. Grund ist die Genügsamkeit der Hausziege. Dies gilt natürlich auch für das männliche Tier, den Geißbock.

Insofern sind die Spieler des 1. FC Köln würdige Vertreter des Vereins und seines Wappentiers. Zwei gute Spiele gegen namhafte Gegner, ein paar gute Kritiken und schon schlendert der FC-Profi entspannt und ohne größere Ambitionen über das Gras. Selbstmotivation, Begeisterung für die eigene Arbeit (die andere liebend gern als Hobby ausüben würden, wenn sie nur Zeit fänden)? Fehlanzeige.

Trainer Zvonimir Soldo hat so etwas schon geahnt und seine Mannschaft vor dem Spiel in Mainz zu einem Trainingslager eingeladen. Geholfen hat es nichts.

Fatalerweise trifft die Genügsamkeit der FC-Spieler auf ein Umfeld, dessen Farbskala nur schwarz und weiß kennt. Nach dem 0:1 in Mainz stellt die heimische Presse "Mannschaft, Trainer, sportliche Leitung" in Frage und für nicht wenige Fans, eine Woche zuvor noch der Meinung, der FC sei nun in der ersten Liga etabliert, ist jetzt der Abstieg bereits unvermeidliche Tatsache. "Ein radikaler Schnitt" wird gefordert.

Dass in Mainz außer Werder Bremen bisher noch kein Team gewonnen hat und schon ganz andere Mannschaften dort schlecht ausgesehen haben, spielt in Köln keine Rolle.

Interessant dabei, dass die Lethargie der Mannschaft und die Panik des Umfeldes auf dem gleichen Denkfehler basieren. Es fehlt das Bewusstsein für Kontinuität. Nur wer regelmäßig seine Leistung abruft, hat in diesem Sport dauerhaft Erfolg und nur, wer diese Kontinuität unterstützt, unterstützt den Erfolg seines Vereins.

Die sportliche Leitung des FC befindet sich damit in einer Art Zwei-Fronten-Krieg. Sie darf sich von der Hektik des Umfeldes nicht anstecken lassen, muss nach außen Ruhe bewahren, im Inneren aber ein Klima schaffen, dass Lethargie (und Ruhe im Sinne von Nachlässigkeit) nicht toleriert.

In dem Zusammenhang lohnt ein Blick auf die Tabelle. Die drei Aufsteiger des vergangenen Jahres, das in der letzten Saison fast abgestiegene Gladbach, die Überflieger von 2009 aus Hoffenheim und der im unteren Mittelfeld spielende FC stehen da einträchtig auf den Plätzen 12 bis 14, und das ist für drei Aufsteiger im zweiten Jahr ein Erfolg. Ein Erfolg, der die Spieler (und niemand sonst trägt die Verantwortung für die fehlende Leistungsbereitschaft in Mainz) motivieren sollte, auf der Basis des Erreichten weiterzuarbeiten. Zumindest wenn sie Spaß an ihrem Beruf haben, sollte das selbstverständlich sein.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Kinhöfer 3, Köln 0

Bis zur 30. Minute war das Viertelfinale zwischen dem FC Augsburg und dem 1. FC Köln der erwartete packende Pokalfight mit leichten Vorteilen für die Heimmannschaft.

Dann zeigte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer auf Zuruf des vierten Offiziellen dem meist gefoulten Spieler auf dem Platz nach einem gelbwürdigen Rempler die rote Karte und schickte damit Kölns bis dahin besten Feldspieler Adil Chihi vom Platz.

Von nun an liefen die Kölner eher hinterher und Augsburg konnte spielen, was sie zu Hause am besten spielen können: schnell, druckvoll, lauffreudig und aggressiv. Die FC-Spieler hingegen taten in der zweiten Halbzeit Thorsten Kinhöfer und dem FC Augsburg den Gefallen und ließen ihrem Frust durch Meckern freien Lauf, so dass sie dem Referee die Möglichkeit gaben, mit Podolski und Petit noch zwei Kölner vom Platz zu stellen.

Die Kölner hielten sich im Anschluss mit Schiedsrichterschelte vornehm zurück. Allein Trainer Soldo kritisierte auf seine leise und freundliche Art das Zustandekommen der roten Karte für Chihi in der Sache deutlich.
Für die Augsburger ist es fast schon schade, dass ihre durchaus beeindruckende Leistung weniger gewürdigt wird als der große Auftritt Thorsten Kinhöfers.

Montag, 7. Dezember 2009

Die besten Fans der Welt

Der 1. FC Köln hat die besten Fans der Welt. Das weiß jedes Kind. Würden sonst die Spieler des FC in ihren Interviews beständig erwähnen, wie toll es ist, vor diesen Zuschauern zu spielen? Natürlich nicht.

Von der ersten bis zur letzten Minute fiebert dieses großartige Publikum mit der Mannschaft und feuert sie an. Egal, ob sie mit 0:4 gegen Hoffenheim untergeht oder sich gegen Bremen einen engagierten Kampf bis zur letzten Minute liefert.

Die letzte Minute allerdings beginnt für tausende FC-Anhänger bereits in der 80. oder 82. Minuten. Dann verlassen sie in Scharen das Stadion, um bloß rechtzeitig bei ihren Autos und heim bei Mami zu sein.

Schließlich gibt es wichtigeres als Fußball. Staufreie Straßen zum Beispiel - und sowieso kann man sich das Spiel viel besser in der Zusammenfassung zu Hause vor dem Fernseher anschauen. Das sollten diese Leute vielleicht auch tun.

Es ist nämlich schlicht und ergreifend erbärmlich, fünf Minuten vor Ende eines Spiels das Stadion zu verlassen. Umso mehr, wenn die eigene Mannschaft eine zwar nicht fehlerfreie aber durchaus engagierte Vorstellung bietet.

In der Oper, ansonsten gerne Referenz für langweiliges und überanspruchsvolles Publikum, würden solche Zuschauer gnadenlos ausgezischt und es wäre zu wünschen, dass sich dieser Brauch auch in Fußballstadien ausbreitet.

Freitag, 4. Dezember 2009

Das Wichtigste! Das Wichtigste!

Vor einigen Jahren - ich weiß nicht, ob sie es heute noch tut - lief eine ältere Dame regelmäßig mit einem Plakat die Hohe Straße auf und ab. Auf dem Plakat stand so etwas wie "Jesus liebt dich!", und die Frau rief beständig: "Das Wichtigste! Das Wichtigste!"

Viel ist in den letzten Wochen über den 1. FC Köln geschrieben worden und ich könnte hier jetzt verkünden, meine Inaktivität in diesem Blog sei ein Akt subversiver Gegenöffentlichkeit gewesen. Allein, es war Zeitmangel.

Bemerkenswert wenig wurde in der Zeit meiner Abwesenheit über das Wichtigste geschrieben. Es ging um Novakovics Eitelkeit, Soldos Schweigsamkeit, Podolskis Frust, Overaths Wut oder Petits Sprachkenntnisse. Um Fußball ging es kaum.

Das unterscheidet möglicherweise erfolgreiche von erfolglosen Vereinen. Bei ersteren steht der Fußball im Mittelpunkt. In Bremen, Hoffenheim oder Leverkusen (und ja, mir fällt diese Aufzählung auch schwer). Bei letzteren die diversen Befindlichkeiten.

Dabei sollten sich gerade erfolglose Vereine (und ihr Umfeld) intensiver mit ihrem Fußball auseinandersetzen.

Der 1. FC Köln zeichnete sich in der vergangenen Saison durch eine beeindruckende und ausgesprochen häßlich anzuschauende Fähigkeit aus, den Gegner am Fußball spielen zu hindern. Darauf beruhte der Erfolg.

In dieser Saison wollte der Verein mit Podolski und Maniche mehr Offensivspektakel bieten. Eigentlich eine logische Entwicklung, die die Mannschaft bisher nicht umsetzen konnte.

Defensiv hat sie einiges von ihrer Stabilität aus dem letzten Jahr verloren. Die Laufbereitschaft, Aggressivität und taktische Disziplin, die ihr 2008/2009 zum Erfolg verholfen hatten, fehlen in dieser Saison zu oft.

Offensiv läuft wenig zusammen. Buchstäblich. Wer sich im Stadion die Laufwege der Spieler anschaut, kommt aus dem Kopfschütteln kaum noch heraus. Maniche soll angeblich moniert haben, dass das Offensivspiel zu wenig trainiert würde. Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls fehlt es der neu zusammengestellten Offensive des FC an Abstimmung. Vielleicht ein Zeitproblem: Maniche, Freis, Podolski sind neu, Novakovic hat lange gefehlt.

Hinzu kommt, dass die Mannschaft viel zu lange braucht, um von Abwehr auf Angriff umzuschalten. Der Ball läuft im Mittelfeld quer, bis sich der Gegner in seiner Defensive organisiert hat.

Das mag - ähnlich wie die Schwächen in der Defensive - schlicht mit mangelnder Einstellung zu tun haben: wenn niemand läuft, kann im Prinzip auch niemand angespielt werden.

Es hat aber möglicherweise auch damit zu tun, dass Trainer Zvonimir Soldo eher ein Anhänger des Kurzpassspiels ist, die Mannschaft in ihrer Zusammenstellung aber förmlich nach Konterfußball schreit (und vielleicht auch gar nichts anderes kann).

Und was passiert, wenn man gegen eine Mannschaft wie Werder Bremen versucht mitzuspielen, hat der SC Freiburg vor kurzem erfahren dürfen.

Für den 1. FC Köln muss es gegen Bremen und in den ausstehenden Partien gegen Freiburg und Nürnberg darum gehen, sich wieder auf das Wichtigste zu konzentrieren: eine stabile Defensive, viel Laufarbeit, viel Kampf, schnelle und konzentrierte Gegenstöße bei Ballbesitz. Fußball halt. Fußball für den Abstiegskampf, um genau zu sein.

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