Die Frankfurter dürften gestern nicht schlecht gestaunt haben, hatte sich die einstmals so stolze Kölner Südtribüne in zwei Jahren zweiter Liga doch in eine reinrassige Ballermann-Animations-Area verwandelt.
Gleich zwei neue Vorsänger hüpften vor den Stehrängen auf und ab, plauderten in einem Stück durch mit Stimmlagen, die man normalerweise nur von Ratten hört, die bei lebendigem Leibe verbrannt werden, liefen auf und ab, um die Nachbarblöcke zum mitklatschen zu animieren.
Kurz und gut: Die Wilde Horde bot No-Stop-Animation a la Jürgen Drews inklusive übelster Entgleisungen aus der alleruntersten "Wir f***** die Frankfurter in den A***"-Schublade.
Was das alles mit Fußball zu tun hat? Gar nichts. Deswegen wurde die Stimmung auf der Südtribüne zusehendes gereizter, erste Pfiffe wurden geflissentlich ignoriert.
Mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit ignorierte und boykottierte die komplette Tribüne das Treiben der Vorsänger, die sich daduch nur noch mehr animiert fühlten die sterbende Ratte in der Endlosschleife zu geben.
Erste Pfiffe und wütende Unmutsbekundungen aus dem Oberrang und den Nachbarblöcken bezogen die verwirrten jungen Menschen eher auf das Spiel (von dem sie freilich nichts sahen, weil sie mit dem Rücken zum Rasen standen - das hat man im übrigen ihrer deplatzierten Gesangseinlagen durchaus angehört.) als auf sich.
Erst als sich S2 und der Oberrang zusammenrotteten und einem der Capos ein stimmgewaltiges "Du kannst nach Hause gehen" um die Ohren donnerten, merkten sie, dass wohl irgendetwas falsch lief und dass das möglicherweise mit ihnen zu tun haben könnte.
Aber sie wären keine Ultras, wenn sie daraus gelernt hätten. Also beschimpften sie ein wenig den Rest der Tribüne und machten so lang weiter, bis auch der letzte Rest der exzellente Anfangsstimmung den Bach herunter war.
Ob das Treiben auf den Rängen irgendwelchen Einfluss auf das Spiel hatte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. In der ersten Halbzeit hatte der FC die komplett desolate Eintracht völlig im Griff, in der zweiten Halbzeit tat Frankfurt etwas mehr fürs Spiel, Köln dafür umso weniger. Dass Fußball in der ersten Liga über zwei Halbzeiten gespielt wird, scheint die Mannschaft noch nicht verinnerlicht zu haben.
Dabei lief der Ball in der ersten Halbzeit solide durch die Kölner Reihen, insbesondere die Abwehr um den sensationellen Geromel und den souveränen Özat bewies meist gutes Stellungsspiel, sauberes Zweikampfverhalten und hohe Ballsicherheit.
Aber zwei Schüsse aufs gegnerische Tor sind zu wenig. Viel zu wenig und wie in Wolfsburg war der Mangel an Chancen das eigentliche Manko des FC-Spiels.
Und einen Mangel an Chancen wünscht man ja eigentlich niemandem. Außer den gestrigen Vorsängern der Wilden Horde. Die möchte wirklich niemand wiedersehen.
Suedtribuene - 25. Aug, 14:45
Auch wenn allgemein jeder dachte, in Köln träumten sie nach dem Wiederaufstieg schon von Meisterschaft und Champions League, herrschte rund um den 1. FC Köln doch eher Unsicherheit vor. War die Mannschaft wirklich gut genug für die 1. Liga?
Das erste Spiel der Saison ging bei einem Aspiranten aufs internationale Geschäft trotz phasenweise guter Leistung mit 2:1 verloren. In einem der beiden Sonntagsspiele des 2. Spieltages war Eintracht Frankfut der Gegner im ersten Heimspiel.
Nach dem Schlusspfiff war klar: der 1. FC Köln war in der ersten Liga konkurrenzfähig. Mit 4:1 wurde die teilweise hilflose Eintracht abgeschossen und der hessische Anhang tröstete sich mit dem Absingen von Martinsliedern:
Das Licht geht aus, wir gehen nach Haus, rabimmelrabammelrabumm
So war das am 20. August 2000 und manchmal freut man sich, wenn sich Geschichte wiederholt.
Suedtribuene - 22. Aug, 15:52
Pierre Wome ist nach dem Spiel in Wolfsburg vom 1. FC Köln für drei Spiele zu besonderem Fitnesstraining abkommandiert werden. Pierre Wome ist nach seinem Ellbogencheck gegen Wolfsburgs Ashkan Dejagah vom DFB für drei Spiele gesperrt worden.
Suedtribuene - 20. Aug, 15:26
Über Jahre hinweg galt der 1. FC Köln als das emotionale Pulverfass im deutschen Fußball. Inzwischen aber bemühen sich Eintracht Frankfurt und der VfL Bochum rege um die Nachfolge der recht gelassen in die Saison gestarteten Geißböcke.
In dieser Woche herrschen im Ruhrgebiet und in Hessen nämlichen schon
Panik und
Entsetzen. Nach dem ersten Saisonspiel wohlgemerkt. Ich glaube, so bescheuert waren nicht einmal wir in unseren schlimmsten Zeiten.
Suedtribuene - 20. Aug, 12:34
Gestern habe ich nach fast 15 Jahren meinen alten Atari Mega ST2 aus dem Keller geholt, ausgepackt, angeschlossen, angeschaltet und - schwupps - als wäre er nie weg gewesen, hat er klaglos (und wie mir schien, ein bisschen glücklich) seinen Dienst verrichtet.
Sogar das richtige Datum hat er mir angezeigt (so viel sei nachgereicht zum Millenium-Bug). Was macht es da schon, dass die Uhr eine Stunde nachging?

Suedtribuene - 18. Aug, 14:33
Wenn man einen Spieler über einen längeren Zeitraum regelmäßig im Stadion sieht, weiß man irgendwann ziemlich genau Bescheid, was er tut und wie er es tut.
Als ich am Samstag Kießlings Pass und Helmes Antritt sah, wusste ich exakt, dass und wie Helmes treffen würde. Die Szene hatte deshalb für mich nicht den Hauch von Spannung. Dem gehässigen Teil von mir war es allerdings ganz recht, dass die Dortmunder der Labbadia-Leverkusen-Connection am Ende ein Tor mehr eingeschenkt haben.
Auch dass ein Torwart, der mit einer Körperspannung vor seinem Kasten steht, als wäre das hinter ihm ein Wartehäuschen und er würde hier nur mal eben auf den Bus warten, während ein Angriff auf sein Tor läuft, anschließend einen blöden Fehler macht, war abzusehen.
Mondragon die FC-Niederlage in Wolfsburg anzukreiden wäre aber nicht fair. Zu oft hat er die Mannschaft in den Minuten zuvor vor einem Gegentreffer bewahrt. Da könnte man schon eher Pierre Wome in die Pflicht nehmen, über dessen linke Abwehrseite fast jeder Wolfsburger Angriff in der zweiten Halbzeit lief. Wenn wir Glück haben, sperrt der DFB den Kameruner für drei Spiele und er hat Zeit an seiner Fitness zu arbeiten.
Entscheidend für die Niederlage war neben der Stärke der Wolfsburger in der zweiten Halbzeit aber ein sehr vertrautes Bild für den regelmäßigen FC-Zuschauer. Nach einer sehr guten ersten halben Stunde stellt die Mannschaft aus unerfindlichen Gründen den Spielbetrieb ein.
In der zweiten Liga kommt man damit manchmal durch. In der ersten eben nicht.
Suedtribuene - 18. Aug, 12:48
1. Bayern München
Jürgen Klinsmann sorgte für viel Unruhe im Verein, aber nicht für die gewünschte Spielkultur. Stattdessen stümperte sich die Mannschaft zu den üblichen glanzlosen Siegen in der Liga und dem ebenso üblichen frühen Ausscheiden in der Champions League. Eigentlich gab es also keinen Grund, warum die Bayern in diesem Jahr schon wieder Meister geworden sind. Außer der Blödheit der Konkurrenz.
2. Schalke 04
Fred Rutten brachte das Kunststück fertig mit dem gleichen unattraktiven Fußball die gleiche Punktausbeute wie all seine Vorgänger zu holen ohne dafür entlassen zu werden. Das bringt Respekt und Platz 2.
3. Werder Bremen
Werder Bremen spielte wie jedes Jahr den aufregendsten Fußball und lieferte ebenfalls wie jedes Jahr das langweiligste Ergebnis: Platz 2 oder 3. Diesmal halt Platz 3.
4. VfB Stuttgart
Alle redeten von Wolfsburg, Hoffenheim und Leverkusen. Niemand vom Meister 2006. Das war den Stuttgartern ganz recht, spielten sie sich doch mit durchaus attraktivem Fußball in die internationalen Plätze.
5. VfL Wolfsburg
Je nach Laune interpetierte Felix Magath den 5. Platz seiner Wölfe als "sensationellen Erfolg für den Verein" oder als "Beweis, dass der DFB und die deutschen Schiedsrichter Wolfsburg nicht in der Champions League sehen wollen".
6. VfL Bochum
Im dritten Bundesligajahr in Folge bringen es Marcel Koller und der VfL fertig als Überraschungsteam betrachtet zu werden. Die Liga lernt halt nur langsam. Eine Rückkehr von Stefan Kunz, gescheiterter Vorstand des Drittligisten 1. FC Kaiserslautern, bleibt damit aber ausgeschlossen.
7. Bayer Leverkusen
Nach dem gescheiterten Experiment mit Bruno Labbadia übernahm ein schlecht gelaunter Rudi Völler als Interimstrainer die Mannschaft, erreichte außer einigen Spielen Sperre wegen Schiedsrichterbeleidigung allerdings gar nichts. Bayers Versuch im Winter Christoph Daum auf die andere Rheinseite zu locken scheiterte, woraufhin im Januar Huub Stevens sein jährliches Comeback in der Bundesliga gab und die offensiv eingekaufte Mannschaft mit defensivem Spiel vom 14. auf den 7. Platz führte.
8. Eintracht Frankfurt
Erneut führte Friedhelm Funkel die Frankfurter zu ihrem besten Ergebnis seit Jahren und erneut fordern die Fans seinen Rücktritt, weil die Eintracht immer noch nicht im UEFA-Pokal spielt.
9. HSV
HSV + Martin Jol - Raffael van der Vart = 9
10. TSG 1899 Hoffenheim
Hoffenheim wiederholte die Vorsaison - eine mittelprächtige bis katastrophale Hinrunde, 20 Millionen für neue Spieler in der Winterpause und eine exzellente Rückrunde reichten für einen Platz im gesicherten Mittelfeld.
11. Hannover 96
Auch in diesem Jahr hat Hannover 96 wieder mitgespielt und auch in diesem Jahr hat das niemand bemerkt.
12. Hertha BSC Berlin
Vor der Saison mit der üblichen Großmäuligkeit als Anwärter fürs internationale Geschäft ins Rennen gegangen und am Ende mit der üblichen Bauchlandung im Nirgendwo der Tabelle aufgeschlagen. Hertha halt.
13. 1. FC Köln
Die gewohnten Kölner Herbststürme nach katastrophalem Start haben in Köln zur Abwechslung einmal nicht zu einer Trainerentlassung geführt. Stattdessen pokerte Daum mit dem Druckmittel Leverkusen im Winter um neue Spieler und rettete den Verein am Ende auf einen 13. Platz, den der Anhang zur Irritation der restlichen Republik wie eine Meisterschaft zu feiern verstand.
14. Borussia Dortmund
Die Idee war, Jürgen Klopp eine Mannschaft trainieren zu lassen, die besser war als Mainz 05 und damit im gesicherten Mittelfeld zu landen. Das Problem war, dass die Mannschaft nicht besser war als Mainz 05. Deshalb musste der BVB bis zum Ende zittern.
15. Energie Cottbus
Ans Zittern gewöhnt sind sie in Cottbus. Mit all ihrer Routine im Abstiegskampf konnten sie sich am Ende auf einen 15. Tabellenplatz mauern.
16. Borussia Mönchengladbach
Relegation statt UEFA-Pokal. Nicht wenige in Gladbach sind darüber immer noch konsterniert. Ex-Trainer Jos Luhukay allerdings sieht sich bestätigt, was Neu-Trainer Christian Ziege nicht weiter anficht. Immerhin ist er ebenfalls inzwischen entlassen.
17. Karlsruher SC
Das Überraschungsteam der vergangenen Saison war auch das Überraschungsteam dieser Saison und machte den 1. FC Nürnberg.
18. Armina Bielefeld
Nach nur drei Wochen entließ die Arminia Trainer Michael Frontzeck und befindet sich seitdem im freien Zerfall. Teile der Mannschaft verweigerten nach Beschimpfungen durch das Präsidium und die Fans die weitere Arbeit und wurden auf Antrag des eigenen Clubs von der FIFA gesperrt.
Suedtribuene - 15. Aug, 11:53
Vor kaum einer Saison dürfte die Bundesliga so auf die Arbeit ihrer Trainer gespannt gewesen sein wie in diesem Sommer.
Der FC Bayern etwa verzichtete im Vorfeld fast gänzlich auf die Verpflichtung namhafter Spieler und präsentiert stattdessen mit Jürgen Klinsmann die Reform-Ikone des deutschen Fußballs als Übungsleiter.
Mit Martin Jol und Fred Rutten debütieren zwei Niederländer in Deutschland, insbesondere Rutten gilt als Trainer mit klarer Handschrift. Beide bewerben sich, wie so ziemlich alle niederländischen Coaches, mit ihrer Außendarstellung um den Rinus-Michels-Gedächtnispokal für Grimmigkeit, ein Preis, der seit der Abdankung Johann Cruyffs ein wenig in Vergessenheit geraten ist (oder bei Huub Stevens im Keller verstaubt).
Im Gegensatz zu den drei genannten Vereinen setzt Bayer Leverkusen mit Bruno Labbadia auf einen jungen ehrgeizigen Trainer. Als jung und ehrgeizig gilt Jürgen Klopp, der Johannes B. Kerner unter den Bundesliga-Trainern, ebenfalls, obwohl er nun schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Aber ausnahmslos in Mainz. Jetzt soll er Dortmund zurück zu altem Glanz führen (ergo ins gesichterte Mittelfeld).
In Wolfsburg wiederum darf Felix Magath weiter als eine Art allmächtiger Sonnenkönig herrschen und aus dem VW-Club einen Anwärter aufs internationale Geschäft (und so hofft man bei VW in Wolfsburg: auf mehr als das) machen.
Nicht zu vergessen die Aufsteiger aus Köln und Hoffenheim, bei denen mit Christoph Daum und Ralf Rangnick zwei renommierte Trainer in die Bundesliga zurückkehren.
Alles in allem setzt damit die halbe Liga auf markante Trainerpersönlichkeiten. Zumindest am Anfang der Saison.
Suedtribuene - 15. Aug, 11:32