Montag, 3. Juli 2006

Große Diskussionen

Große Diskussionen gerade auf dem Bolzplatz gegenüber:

Paula soll ins Tor, aber will nicht.

Und:

Zählen Treffer, solange Paula nicht ins Tor will?

Omerta

Omerta, liebe Italiener, ist das Gesetz des Schweigens. Habt Ihr vielleicht schon einmal von gehört. Könnte ich mir zumindest denken.

Die Regel jedenfalls ist sehr einfach: Wer petzt, fliegt (aus dem Turnier) raus.

Brutaler Abnutzungskampf

Jürgen Klinsmann hat vor der WM angekündigt, die Spiele würden "brutale Abnutzungskämpfe". Er sollte recht behalten.

Betrachtet man den Fußball dieses Turniers schälen sich bisher zwei Tendenzen heraus.

1. Es wird verbissen um jeden Ball im Mittelfeld gerungen.

Exemplarisch die Spiele Deutschland-Polen und Deutschland-Argentinien. Aber auch Frankreich hat im Verlauf des Turniers diese Spielweise verinnerlicht.
Brasiliens Trainer Carlos Alberto Parreira hingegen zeigte sich zu Beginn der WM überrascht über die Intensität der Zweikämpfe. Seine Stars fanden dementsprechend kein Mittel gegen das dicht gestaffelte, aggressiv zu Werke gehende französische Mittelfeld.

Überraschend kommt diese aggressive Spielweise jedoch nicht. Wer in diesem Jahr Premier League oder Champions League gesehen hat, wusste, was ihn bei diesem Turnier erwartet.

Die Räume sind nicht mehr eng, sie sind zu. Das aggressive Spiel ist nicht nur auf das Stören des Gegners angelegt, sondern darauf den Ball umgehend zurückzuerobern. Es entsteht ein verbissenes Kleinklein im Mittelfeld. Nicht immer schön, aber fast immer intensiv.

Um sich in dieser Mittelfeldschlacht zu behaupten, opfern zahlreiche Teams einen Stürmer. Drei der vier Teams im Halbfinale spielen nur mit einer echten Spitze. Deshalb:

2. Es wird nur noch mit einem Stürmer gespielt.

Nicht nur Frankreich, Italien und Portugal laufen so auf. Auch England hat mit seinem Chelsea- bzw. Arsenalerprobten 4-1-4-1 auf nur eine Spitze gesetzt. Frankreich und Portugal setzen dabei auf ein 4-2-3-1. Italien, in der Gewissheit einen Stürmer nur drei- oder viermal im Spiel zu brauchen, gleich auf ein 4-2-2-1-1. Ziel: Überzahl im Mittelfeld.

Problem: Fehlende Anspielstationen in der Spitze. Nur wenn sich die drei offensiven im Mittelfeld, insbesondere die Außen bei Ballbesitz nach vorne bewegen, entsteht Torgefahr.
Aktuell ist das z.B. das Manko des französischen Spiels: Henry ist trotz seiner drei Tore außer Form. Der hochgelobte Ribery und Malouda bewegen sich meist nur in die Spitze, wenn sie selber den Ball am Fuß haben.
Kein Wunder, dass Frankreich gegen die schwache Defensive der Brasilianer einen Freistoß brauchte, um das Spiel zu entscheiden.

Nur Deutschland wird im Halbfinale mit zwei Stürmern ins Spiel gehen. Die Strategie der Klinsmanntruppe ist eine andere: Klose und Podolskis lassen sich gerne zurückfallen und unterstüzen das Mittelfeld. In meinen Augen die bessere und flexiblere Variante.

Insofern dürfte es interessant werden zu beobachten, ob sich die Tendenz zum Ein-Mann-Sturm nach der WM tatsächlich fortsetzt. Ich persönlich bin skeptisch und rechne eher damit, dass sich das Bild des Stürmers verändern wird. Weg vom bulligen Brecher in der Zentrale, weg auch von den wieselflinken und trickreichen Außenstürmern (im 4-3-3), hin zu flexiblen, zweikampf-, lauf-, spiel- und schussstarken Angreifern. Weniger Ronaldo, mehr Klose.

Samstag, 1. Juli 2006

Mit Frankreich

Mit Frankreich (Frankreich -> Fußballnation, absteigend) ist das bei mir so eine Sache. Schönes Land. Aber die Einwohner gehen mir manchmal auf den Keks.

Das wiederum unterscheidet Frankreich von London. Schöne Stadt, nette Leute. München hingegen - aber lassen wir das...

Mit der französischen Nationalmannschaft verhält es sich genau anders herum. Ich mag das Team nicht bzw. es ist mir ziemlich schnuppe.

Auf der anderen Seite finde ich in kaum einem anderem WM-Team so viele Spieler, die ich mag, wie bei den Franzosen.

Da wäre zuallerst der großartige Fabien Barthez zu nennen. Im Rheinland würde man so einen aufgrund seines Auftretens als Schraat bezeichnen. Trotzdem ist er Weltmeister, Europameister und Ex-Mann von Linda Evangelista (Evangelista, Linda -> Supermodelsoccer). Ich weiß nicht, wofür ich ihn mehr beneide. (OK, ich weiß es.)

Im defensiven Mittelfeld hat Patrick Viera über Jahre hinweg Maßstäbe gesetzt und die Position der 6 (6 -> Renaissance), im modernen Fußball die Schlüsselposition, definiert.

Über den fast vollkommenen Fußballer Zinedine Zidane hat David Beckham (Beckham -> Musikgeschmack, schlechter) eigentlich alles gesagt. Auf die Frage, wer der größte Spieler sei: "Zidane! Wer sonst?"

Vorne im Sturm agiert mit Thiery Henry der eleganteste und vollständigste Stürmer Europas. Auch wenn er bei dieser WM kaum glänzen konnte, es ist fast schon rührend zu sehen, wie er bei Arsenal die junge Mannschaft führt.

Grund genug, das Team zu lieben. Aber dennoch: Ich werde mit den Franzosen nicht warm. Heute jedoch, gegen Brasilien (Brasilien -> Amüsierviertel, schäbig), gehören Ihnen alle meine Sympathien.

Freitag, 30. Juni 2006

Lieber Diego Armando Maradona!

Wir sagen's ehrlich: Bisher mochten wir Sie nicht sonderlich.

Ihre Drogengeschichten waren billig (das Kokain vermutlich teuer), Ihre theatralischen Entschuldigungen dafür erbärmlich.

Dass Sie allen Ernstes den intelligenten und sympathischen argentinischen Nationaltrainer José Pekerman (ein unehelicher Bruder von Christopher Walken - auch sehr sympathisch) ablösen möchten, halten wir für eine Nachwirkung übergroßen Drogenkonsums.

Unvergessen natürlich auch Ihr Handtor 1986. Wir mögen die englische Nationalmannschaft nicht, aber dieser Akt der Blasphemie hat uns einander nicht näher bringen können.

Wir sind vielmehr überzeugt, dass der liebe Gott (wenn es ihn denn gibt) sich nach Ihrem Spruch von der "Hand Gottes" beide Hände abgehackt hat (Frage an die Theologen: Wenn es Gott gibt, hat er dann überhaupt Hände?).
Im Gegenzug hat er Ihnen sicherlich einen Platz in der Hölle reserviert. Irgendwo da, wo auch die englischen Fans hinkommen.

Nun aber müssen wir Abbitte bei Ihnen leisten. Ihre bisherigen Auftritte bei dieser WM waren großartig. Schlicht großartig. Peinlich, aber berührend, wie Sie mit Ihrer Tochter, Ihrer Ex-Frau (wer bitteschön nimmt seine Ex mit zum Fußball?), Ihrem Leibwächter und anderen Freunden/Bekannten/irgendwelchen Leuten im gleichen Trikot auf der Tribüne herumhüpfen. Wer bitte braucht Stil, wenn er ein Herz hat?

Höhepunkt zweifelsohne, als Sie in Jeans und Trikot die Ehrentribüne gekapert haben, um den Anzugträgern Blatter und Beckenbauer die Hand zu schütteln. Nie zuvor wurde die Diskrepanz zwischen Fußball und FIFA deutlicher als in diesem kurzen Moment.

Dafür danken wir Ihnen und wir schämen uns, heute die Absicht zu haben, Sie zum Weinen zu bringen.

Mit den allerbesten Wünschen für die Zeit nach dem Spiel

Ihre Jungs von der Südtribüne

Donnerstag, 29. Juni 2006

Irgendjemand überrascht?

"Mit insgesamt 24 Spielern ist der FC-Tross ins Trainingslager nach Tröpolach gereist. Nicht dabei ist leider Patrick Weiser. Den 34-jährigen FC-Abwehrspieler plagen Achillessehnenprobleme. Er wird eingehend untersucht."

(via fc-koeln.de)

Das letzte Mal, als ich Patrick Weiser fit gesehen habe, war im letzten Herbst gegen Eintracht Frankfurt und ich hätte mir gewünscht, er wäre es nicht gewesen.

Vielleicht ist das ja ein gutes Omen für die kommende Saison?

Plädoyer für den Körperkontakt

Massive Kritik prasselt bei dieser Weltmeisterschaft auf die Schiedsrichter ein. Nicht nur ihre offenkundigen Fehlentscheidungen stehen am Pranger. Vielmehr lautet der Vorwurf, die Schiedsrichter pfiffen zu kleinlich und es fehle ihnen an klarer Linie.

Nur: Kann der Schiedsrichter Kleinigkeiten ungestraft lassen, wenn er für normale Fouls schon Gelb zeigen muss?

Und: Wie soll er eine klare Linie zeigen, wenn er für ein Trikotzupfen die gleiche Strafe verhängen muss wie für einen herzhaften Tritt in die Kniekehle?

Das Problem sind nicht die Schiedsrichter. Das Problem ist der Wunsch der FIFA nach einem quasi körperlosen Spiel. FIFA-Präsident Blatter hat vor der WM die Schiedsrichter dazu aufgerufen, die kreativen Spieler zu schützen.

Ergebnis: Die kreativen Spieler vergessen ihre Kreativität, suchen im Zweikampf nicht mehr den Erfolg durch die überraschende Lösung, sondern den Freistoß.

Mittlerweile begründen Kommentatoren (Kommentatoren -> Wark) Freistoß- oder Elfmeterentscheidungen mit Sätzen wie:
"Er hat ihn berührt! Klarer Elfmeter!" (Elfmeter -> Physik)

Unsinn (Unsinn -> Wark). Die Spieler dürfen sich berühren. Im Fußball ist Körperkontakt (Körperkontakt -> Sylvie van der Vaart) erlaubt. Fußball ist seinem Wesen nach ein Kampfspiel. Wer allerdings heute einen Blick in das Regelwerk der FIFA wirft, findet dort neben zu Recht zu unterbindenen Fouls eine umfangreiche Liste an Vergehen, die an Harmlosigkeit kaum zu unterbieten sind.

Das Ziel der FIFA ist das "schöne Spiel". Sie erreicht jedoch das Gegenteil: häßliche, durch Unterbrechungen zerfahrene Begegnungen ohne Spielkultur.

Damit ein Spiel schön werden kann, muss es sich entfalten können und darf nur unterbrochen werden, wenn dies unbedingt notwendig ist. Die Direktive für die Schiedsrichter darf deshalb nicht "Im Zweifel für den Schönspieler!" heißen, sondern kann nur heißen:

"Im Zweifel für den Spielfluss!"

Mittwoch, 28. Juni 2006

Ah! Go to hell with your motherfucking p.c., asshole!

Großes Thema gerade: Deutsche Fans, die "Ohne Holland fahren wir nach Berlin!" singen. (Im Pottblog, bei kerOzene, irgendwo auch in den Kommentaren bei dogfood)

Finden nämlich alle voll doof. Schließlich haben wir die Holländer nicht sportlich-fair aus dem Wettbewerb geschossen, sondern dabei zugesehen, wie sie und die Portugiesen sich gegenseitig aus dem Turnier getreten haben. Die einen sind ausgeschieden, die anderen gesperrt oder verletzt.

Voll die Häme jetzt "Ohne Holland fahren wir nach Berlin!" zu singen und Häme hat in den Stadien der FIFA-genormten Political Correctness nichts verloren.

Hallo? Jemand wach? Das hier ist Fußball! Und Häme ist ein elementarer Bestandteil der Stadionkultur.

Egal ob es das lautstarke mexikanische "Buuurrrooo" ist, das den gegnerischen Torhüter bei seinen Abschlägen begleitet oder das englische "Stand up, when you won the war!"

Originell ist beides genauso wenig wie "Ohne Holland...!" Aber darum geht es auch nicht. Es geht um die Schmähung eines alten Rivalen. Die muss nicht witzig sein. Die muss treffen.

Wer sich darüber wundert oder gar aufregt (über die Mexikaner hat sich niemand aufgeregt), versteht das Spiel nicht und war vermutlich noch nie im Stadion, wenn die Rückstände alter Rivalen durchgegeben wurden.

In Aachen haben Sie den eigenen Aufstieg mit lautstarken "Montagabends spielt der FC Kölle"-Gesängen gefeiert (natürlich nicht bei einem Spiel gegen den FC, sondern gegen den VfL Bochum) und wir haben vor unserem Fernseher gesessen, gequält gegrinst und "Nur ein Jahr, dann seid Ihr wieder da!" in uns hineingemurmelt.

Häme ist das Salz in der Suppe des Stadiongesangs.

Man muss sie austeilen, aber auch ertragen können. Weswegen ich nichts mehr schätze, als mit Fans, die ich im Stadion beschimpft habe (und von denen ich weiß, das sie es auch getan haben), nach dem Spiel ein Bier trinken zu gehen. Das gehört dazu.

Was glaubt Ihr, wird in Holland los sein, wenn Deutschland Freitag ausscheidet? Da wird gesungen, dass den Kühen am Niederrhein die Euter wackeln.

Es sei ihnen gegönnt (nicht das ich auf ein Ausscheiden hoffe). Wer lauwarme faire Zuschauer will, kann sein Glück ja mal beim Golf versuchen. Ein Fußballstadion ist dazu der falsche Ort.

Die Welt - aus Sicht der Südtribüne

Das Blog rund um den 1.FC Köln, die Fußball-Bundesliga und den ganzen Rest

Aktuelle Beiträge

Death
"Death is very likely the single best invention of...
Suedtribuene - 31. Jul, 11:36
Der 1. FC Köln gehört...
Seit 6 Jahren schreibe ich diesen Blog, zuletzt aus...
Suedtribuene - 18. Apr, 16:12
Viel Blut zu sehen
Es kommt selten vor, dass ich mit Karlheinz Wagner...
Suedtribuene - 21. Nov, 14:19
Wenn Träume wahr werden
Von diesem Satz haben Millionen Menschen auf diesem...
Suedtribuene - 27. Okt, 15:20
Die kölsche Schale
Die DFB-Meisterschale, daran sollte man heute mal wieder...
Suedtribuene - 5. Aug, 18:05

In eigener Sache




Stefan Keller, Martin Wagenpfeil, Georg K. Berres
Fang den Mörder. 4 CDs


Edith Kresta, Christel Burghoff
Strandgeschichten . Sonne, Sand und Sex

Suche

 

Die offizielle Zuschauerzahl

Partner

Stadionradio

Wettbüro

Status

Online seit 6855 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 31. Jul, 11:36

Credits

User Status

Du bist nicht angemeldet.