Montag, 10. Juli 2006

Nick Hornby 2 oder: Ach, so fühlt sich das an.

Vor ein paar Wochen habe ich die rhetorische Frage gestellt, wie sich ein Nick Hornby fühlen müsse, wenn er heute Arsenal spielen sieht.

Früher, so schreibt er, war er Fan, obwohl die Mannschaft schlecht spielte. Heute gehört Arsenal zu dem besten, was der Kontinent zu bieten hat (und ein Arsenal-Spiel ist in der Regel unterhaltsamer als - sagen wir mal - ein WM-Finale zwischen Italien und Frankreich).

Für mich als Anhänger eines (mal wieder) Zweitligisten ist das eine nicht ganz unwichtige Frage, gehört es zum Fansein doch dazu, fest an eine goldene Zukunft des eigenen Vereins zu glauben. Wie sonst sollte man seiner Umgebung begreiflich machen, dass man auch gegen Koblenz, Augsburg, Paderborn ins Stadion geht?

Dass das Argument in keinster Weise zieht, ist offenkundig. Es wäre kein Problem, ein Jahr, vielleicht auch zwei Jahre mit dem Fußball auszusetzen und wieder hinzugehen, wenn die Mannschaft besser spielt. Falls sie jemals besser spielt.

Es waren seinerzeit überwiegend Fans von Bayern München, die sich in den Kommentaren äußerten. Tenor: Als Fan ist man nie zufrieden.

Ich habe das damals nicht wirklich glauben wollen (auch wenn das Murren ein elementarer Bestandteil der Stadionkultur ist) und verbreite hiermit offiziell die These, dass Fans von Bayern München zu einem großen Teil Grantler und Motzkis sind (oder vielleicht nicht lange genug in den Niederungen des Fußballs gelitten haben, um glücklich sein zu können).

Hornby beantwortet die Frage nämlich anders (in der Juni-Ausgabe der Galore):

"Ich kann die heutigen Erfolge von Arsenal nur deshalb wirklich schätzen, weil ich zusammen mit diesem Team durch düsterste Täler der Mittelmäßigkeit geschritten bin."

Es gibt also Hoffnung auf eine goldene Zukunft für mich und den 1.FC Köln. Irgendwann kann alles gut werden.

Freitag, 7. Juli 2006

Mit der Federboa im Herzen

Erinnert sich noch jemand an die WM-Dritten von 2002, 98 oder 94? Kaum jemand! Die Halbfinalisten ok, aber die Dritten?

Insofern könnte man das morgige Spiel in Stuttgart als bedeutungslos ansehen und die ganze Begeisterung ein wenig abkühlen lassen, oder?

Mitnichten! Durchziehen heißt das Motto. Deshalb werde ich morgen wieder das weiße Hemd anziehen, auch wenn es sein Glück schon im Viertelfinale aufgebraucht hat, Lena wird hoffentlich nur ein Tatoo auftragen und anschließend an der Bank vorbeifahren, Sophie das Metze-Trikot noch einmal anziehen und auch die gute alte Federboa darf nicht fehlen für eine letzte rauschende Ballnacht.

Wenn nicht für den Titel, dann für die Mannschaft. Sie hat es sich verdient.

Und ein Stück weit für Euch selbst. Ihr habt es nämlich auch verdient.

Und dann wäre da ja noch dieser Wunsch, dass etwas von der Stimmung dieser WM erhalten bleibt, etwas von der Offenheit, Internationalität und Begeisterung, die die letzten vier Wochen geprägt haben und die Freude

"über eine tolle WM, die sich für mich vor allem dadurch auszeichnete, dass der lebendige Geist des Fußballs, die runde Freude in alle Lebensbereiche gezogen ist. Das war toll.

Vielleicht, wage ich zu hoffen, bleibt ein wenig davon. Nur ein wenig. Das reicht schon."
(Ringfahndung-Blog)

Aber was von dieser Stimmung bleibt, hängt an uns selbst und wer jetzt aufhört, fängt vielleicht nie wieder an. Z.B. sich zu freuen auf ein komplett belangloses Spiel.

Wer will, dass etwas von der Stimmung dieser WM im Land erhalten bleibt, "mussen alleine die Stimmung machen" oder einfach die Federboa im Herzen weitertragen (und ja, ein Dosis Kitsch und Pathos gehört vielleicht dazu).

Walk on...

Donnerstag, 6. Juli 2006

So schön, so nutzlos

Wenn ich portugiesischer Nationalspieler wäre - sagen wir mal Maniche oder Luis Figo oder so -, dann wäre mir dieser Cristiano Ronaldo gestern gehörig auf den Keks gegangen.

Diese selbstgefälligen Dribblings hinein in drei oder vier französische Abwehrspieler, idealerweise irgendwo abseits des Strafraums, wo ich selber im Erfolgsfall nichts mehr mit dem Ball anfangen kann!

Dabei den Kopf immer schön hoch gehalten, damit die Kameras sein Gesicht einfangen können. (Auch wichtig: Immer in die Richtung gucken, wo Kameras stehen könnten. Mitspieler sieht man da zwar nicht, aber wozu braucht ein C. Ronaldo bitteschön Mitspieler?)

Dieses Dahinsinken, wenn Gallas oder Thuram sich auf weniger als dreißig Zentimeter nähern!

Diese hübschyhübschy Hackentricks! Todschick! Aber C. Ronaldo spielt sie mit Sicherheit einem Gegenspieler vor den Fuß! Und mit ebenso großer Sicherheit so, dass kein Mitspieler den Ball erreichen kann.

Als Fußballwackelpuppe (anstelle des Wackelelvis also einen Wackelronaldo) wäre dieser Junge ein Verkaufsschlager. Als Fußballspieler ist er das, was Bernd Schuster einmal über Kölns ehemaligen Stürmer Holger Gaißmayer gesagt hat:

"Die Höchststrafe für jeden Mitspieler."

Wenn ich also z.B. Maniche wäre, hätte ich das tiefe, ehrliche Bedürfnis in meiner Fußspitze verspürt, diesen Kerl abzugrätschen. Mannschaftskollege hin oder her.

Mittwoch, 5. Juli 2006

Die Geburt einer Mannschaft

Vor knapp 8 Monaten nach dem 0:0 der deutschen Mannschaft in Frankreich, habe ich zwei Aussagen getroffen, die zeigen, was Trainerstab und Mannschaft in den letzten Wochen erreicht haben:

"Deutschland hat in Frankreich gezeigt, dass sie eine gute Mannschaft ist, wenn sie ihr Potenzial abruft. Eine Klasse-Mannschaft ist sie nicht."

Und weiter:

"Viel spricht dafür, dass diese junge Mannschaft, die fast zur Hälfte aus U21-Spielern besteht, fußballerisch erst 2008/2010 in der Lage sein wird, um Titel zu spielen."

Ich habe mich geirrt. Deutschland hat in diesem Turnier um den Titel mitgespielt.

Gegen Italien machten Kleinigkeiten den Unterschied. Manchmal ein unsauberer Pass, manchmal ein zu langes Ballhalten, manchmal eine zu späte Bewegung. Aber Manchmal macht den Unterschied gegen eine Mannschaft, die ebendieses Manchmal aus ihrem Spiel eliminiert hat.

Der deutschen Mannschaft fehlte es gestern Abend nicht an Klasse, um Italien zu schlagen. Es fehlte an Erfahrung. Mit Mertesacker, Lahm, Podolski, später Schweinsteiger und Odonkor standen fünf (!) Feldspieler der U21 auf dem Platz. Was sich Italien gestern geschlagen geben musste, war die jüngste Mannschaft seit 1966 und selbst in der Niederlage hat es Spaß gemacht, dieser Mannschaft zuzugucken.

Denn es gab, ähnlich wie im Champions-League-Finale zwischen Barcelona und Arsenal vor wenigen Wochen wenig Torraumszenen, aber viel zu bestaunen. Überraschende Spielzüge, trickreiche Dribblings (von - Hallo! - Arne Friedrich!), intelligentes Stellungsspiel. Kurz: Alles, was eine Mannschaft von internationaler Klasse heute auszeichnet.

Ich lege mich fest: Was wir gesehen haben bei diesem Turnier war die Geburt einer neuen großen Mannschaft. Aber Geburten sind - bei aller Freude - auch immer schmerzhaft.

Dienstag, 4. Juli 2006

Allmächtiger Fußballgott!

(Nein, Herr Blatter, Sie meinen wir nicht)

Wir wissen nicht, ob es Dich wirklich gibt. (Ja, Herr Blatter, Sie gibt es. Das wissen wir.) Wenn aber doch, darin sind sich alle einig, dann bist Du weise und gerecht. (Nein, Herr Blatter, beim besten Willen nicht...)

Heute nun hast Du die große Gelegenheit, alle Welt von Deiner Existenz zu überzeugen.

Ein kleiner Junge aus dem rheinischen Alsdorf hat sich nämlich aufgemacht, einem Land die Spielkultur und den Weltmeistertitel zurückzugeben. Durch eine verwerfliche italienische Intrige und mit Hilfe der FIFA (Sie, Herr Blatter, sind gemeint!) wird er nun daran gehindert, diesen Traum zu verwirklichen. Er darf heute abend nicht mit seinen Freunden spielen.

Die wiederum müssen gegen eine Mannschaft antreten, in deren Heimat Fußballmeisterschaften nicht auf dem Platz, sondern am Telefon entschieden werden, bei denen ein echter Schlächter in der Defensive steht, deren Fans schon mal rassistische Parolen gröhlen und die dem Schönen im Fußball abgeschworen haben.

Kurz: Eine Mannschaft, die das WM-Finale nicht verdient hat.

Deshalb, allmächtiger Fußballgott, sorge heute Abend für Gerechtigkeit und lass uns ins Finale einziehen. Wir werden danach auch bestimmt nie wieder an Dir zweifeln. Mindestens bis zum Finale. Versprochen.

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