Samstag, 29. Oktober 2005

Der Bayern-Bonus

Einem Schiedsrichter passiert es schon einmal, dass er einen Ellbogencheck im Mittelfeld übersieht.
Es kommt auch vor, dass er einen Stellungsfehler begeht und statt hinter der Spielszene mittendrin steht und so den Querpass vor dem Strafraum im Weg.
Auch einen Eckball kann ein Schiedsrichter schon einmal falsch geben.
Sogar ein Handspiel im Strafraum lässt sich in der Hektik des Spiels übersehen. Kommt vor. Deutsche Schiedsrichter sind halt nicht besser als die Liga.

Alles in allem ergibt so etwas einfach eine erbärmliche Schiedsrichterleistung und der DFB täte gut daran, Schiedsrichter Lutz Wagner eine Pause zu gönnen.

Aber ein Schiedsrichter kann unmöglich auf zwei Meter Entfernung übersehen, dass ein Spieler den anderen nach Spielunterbrechung am Hals packt und umreißt und den am Boden liegenden Spieler wenige Augenblicke später mehrfach tritt.
Ze Roberto hätte für diese Tätlichkeit (nichts anderes war es) Rot sehen müssen.

Die Szene war nicht spielentscheidend (das waren der gegebene Eckstoß und der nicht gegebene Elfmeter), aber typisch für das Auftreten der Bayern in der Bundesliga (international verhalten sie sich anders). Bayern-Spieler haben eine ausgeprägte Neigung bei Spielunterbrechung den Gegner zu attackieren und die Schiedsrichter lassen ihnen (im Gegensatz zu anderen) so etwas durchgehen.

Ob sie die halbe Bayern-Mannschaft fürchten, die sich nach dem fälligen Platzverweise auf sie stürzen würden (und dafür allesamt eine Karte sehen müssten) oder doch eher Angst vor den anschließenden Interviews von Uli Hoeneß haben, der dann wieder von "internationaler Härte faselt, weiß ich nicht.

Interessant ist jedenfalls, dass die Bayern in internationalen Spielen auf derartige Aktionen verzichten.

Alles in allem schaffen die Bayern auf diese Weise ein höchst aggressives Klima gegen den Schiedsrichter, der sich bei jeder Entscheidung gegen sie in Rechtfertigungsnot sieht.

Das gilt auch für ihren Kapitän Michael Ballack, der jede nicht genehme Entscheidung mit hochgerissenen Armen begleitet und ein paar Schritte zu nah am Schiedsrichter debattiert.

Ihm täte ein Wechsel in die Premier League gut. Da würden ihn für so ein Verhalten sogar die eigenen Fans auslachen.

(Betrachtung zum recht ordentlichen Spiel folgt. Nachtrag: Gelbe Karte gegen Helmes wegen Schwalbe war berechtigt, beim ersten Bayern-Tor kam der Ball von Rahn, deshalb kein Abseits.)

Freitag, 28. Oktober 2005

Trainerdiskussion auf englisch

Rafael Benitez, Trainer des FC Liverpool, hat zur Zeit eine Menge Probleme. Sein Club, im Sommer noch überraschend Champions-League-Gewinner, dümpelt in der Premier League abgeschlagen auf Platz 13 herum. Im Ligapokal kam Mitte der Woche das Aus gegen Zweitligst Crystal Palace.

In Deutschland müsste Benitez nun um seinen Job fürchten. Die sogenannten Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts würden greifen. Die Presse in Deutschland stellt einen Trainer schon nach einem weniger tiefen Sturz in Frage. Aktuell in Köln, Stuttgart, Kaiserslautern und Nürnberg. Dass keiner dieser Vereine dabei in einer unerwartet schlechten Tabellenregion steht - wen kümmert's?

Auch für das englische Boulevardblatt "The Sun", immerhin die Pitbull-Variante der deutschen Bild-Zeitung, war Rafael Benitez diese Woche ein Thema. Die Frage an die Leser lautete allerdings nicht: "Wann fliegt Benitez?" oder "Ist Benitez noch der Richtige?" Die Frage lautete: "Was muss Benitez tun, um Liverpool wieder auf Kurs zu bringen?"

Eine bemerkenswert konstruktive Frage für ein Blatt, dass bei deutsch-englischen Fußballspielen gerne mit Stahlhelm, Blitzkrieg und Panzern operiert.

Vielleicht hat der Aufschwung der englischen Premier League in den vergangenen Jahren auch damit zu tun, dass die Trainer langfristig in den Vereinen arbeiten und neben der täglichen Arbeit nicht um ihren Job kämpfen müssen, sondern Zeit haben, Strukturen (z.B. in der Nachwuchsarbeit) zu schaffen, die den Verein auf lange Sichtsportlich voranbringen.

Donnerstag, 27. Oktober 2005

Absurde Fankultur: Die Miss FC Bayern!

Während wir Kölner regelmäßig auf die Internet-Seiten der ARD-Sportschau pilgern, um ein Tor von Lukas Podolski zum Tor des Monats zu wählen, müssen sich Anhänger des FC Bayern München mit anderen Wahlen trösten. Zu häßlich sind die Tore der Effizienz-Großmeister. Selbst ihr bester Goalgetter Gerd Müller hat es in seiner gesamten Karriere auf läppische 5 Tore des Monats gebracht. Erbärmlich!

Um von ihrer unattraktiven Spielweise abzulenken, ist den Verantwortlichen des FC Bayern jedes Mittel recht. Halbwüchsige niederbayerische Provinzschönheiten werden schamlos ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt und müssen sich der fragwürdigen Wahl zur Miss FC Bayern stellen. Als Preis winkt angeblich nur der 50,- Euro-Gutschein einer Beauty-Kette. Zu vermuten steht allerdings, dass der Eintritt in Münchens Nobeldisco P1 ebenfalls dazugehört. Schließlich feiern hier auch die Spieler des FCB gerne ab. Möglicherweise winkt der Gewinnerin obendrein ein Whirlpool-Besuch mit Bastian Schweinsteiger, der seinen Spitznamen "Schweini" völlig zu Recht trägt.

Kein Wunder, dass die Bayern verrückt danach sind, Lukas Podolski zu verpflichten. Hätten sie dann doch die Chance auch einmal wegen schönen und spektakulären Fußballs erwähnt zu werden. Bis dahin versucht die häßlichste Fratze des deutschen Ergebnis-Fußballs ihr Gesicht hinter dem von Nicole (18) aus dem bayerischen Alkhofen zu verstecken.

Bad Taste Football

So geht Boulevard: Der englische Mirror hat die Ursache für die letzten miserablen Auftritte der englischen Nationalmannschaft gefunden.

David Beckhams Musikgeschmack ist schuld!

Zitiert wird ManUs Rio Ferdinand (aus dem absolut wahnwitzigen Nuts-Magazine). Er ist überzeugt: Beckhams Neigung vor dem Spiel in der Kabine Robbie Williams, James Blunt und R'n'B zu spielen, schläfert die Mannschaft ein. Zu viel Weichspülersound, zu wenig Aggressivität.

Was hört eigentlich das deutsche Team in der Kabine?

Das System Rapolder und die Kölner Misere

Großes Thema in der deutschen Sportpresse war nach Kölns 3:6-Debakel bei Eintracht Frankfurt Rapolders Konzeptfußball.
SpiegelOnline-Kommentator Peter Ahrens sah in Kölns Niederlagenserie gar das generelle Scheitern des Konzeptfußballs in Deutschland, ganz in der mäkelnden Tradition der Mutterzeitschrift, dem Zentralorgan des deutschen Bedenkenträgertums.
Dabei weist Ahrends treffend daraufhin, dass kaum jemand so genau weiß, worum es bei Rapolders Konzeptfußball überhaupt geht. Auch er selber drückt sich vor einer Erläuterung.

Als taktische Grundaufstellung favorisiert Rapolder ein 4-2-3-1-System, beileibe keine Erfindung Uwe Rapolders. Würde sich in Deutschland jemand ernsthaft für Fußballtaktik und internationalen Fußball interessieren, wüsste er, dass Zidane dieses System liebt und die Franzosen es entsprechend gerne spielen. Aber nicht nur sie.

Vorteile bietet 4-2-3-1 aber vor allem individuell schwächer besetzten Mannschaften. In der Defensive bietet es eine große Kompaktheit. Mit Ausnahme des Stürmers beteiligen sich alle Spieler an der Verteidigung, aus den offensiven Mittelfeldspielern wird bei Ballverlust eine erste Dreierkette gebildet, die den Gegner attackiert. Gelingt hier oder spätestens den beiden Spielern im defensiven Mittelfeld die Rückeroberung des Balles, wird der Gegner in dessen Vorwärtsbewegung überrascht. Mit einem schnellen öffnenden Pass taucht die nun angreifende Mannschaft vor dem Tor des Gegners auf, bevor der seinen Defensivverbund organisiert hat. Fußball als Überfallkommando.
Eintracht Frankfurt hat auf diese Weise gegen uns und gegen Schalke 12 Tore geschossen. Fast immer ging diesen Toren ein Ballverlust des Gegners und ein direkter öffnender Pass (häufig durch den exzellenten Meier) voraus.

Das Frankfurt-Spiel hat darüber hinaus zwei Gründe für die Kölner Misere deutlich aufgezeigt: Unnötige Ballverluste im Mittelfeld und mangelnde Laufbereitschaft. Beide Probleme besitzt die Mannschaft nicht erst seit Rapolder sie trainiert. Sie abzustellen ist jedoch Voraussetzung für ein erfolgreiches Spiel nicht nur nach Rapolders Vorstellungen.

Auch in der taktischen Grundformation musste Rapolder aufgrund von Spielerausfällen fast immer von seiner Linie abweichen. In den ersten Spielen setzte er auf ein 3-3-3-1, wie es auch Huub Stevens in Köln hat spielen lassen, teilweise mit Björn Schlicke als Libero zwischen zwei Manndeckern. Weil sich Lukas Podolski allein in der vordersten Position überfordert sah, stellte Rapolder im Lauf der Zeit auf ein 3-3-2-2 um und stellte dem Kölner Jungstar Peter Madsen an die Seite.

Insofern kann von einem Scheitern des Konzeptfußballs in Köln (noch) keine Rede sein. Rapolders Problem liegt eher darin, dass er die alten Schwächen der Mannschaft bis jetzt nicht in den Griff bekommen hat.
In Bielefeld ist es ihm gelungen, aus einer nicht besser besetzten Truppe eine für ihre Verhältnisse erfolgreiche Mannschaft zu formen, in dem er ihr taktische Disziplin und Laufbereitschaft vermitteln konnte.

Zwei Fähigkeiten, die der 1.FC Köln in den vergangenen Jahren vermissen ließ. Das FC-Spiel lebte von einem verbissenen Zweikampfverhalten und gelegentlichen (Lottner) oder häufigeren (Podolski) gelungenen Einzelaktionen. Eine Spielweise, mit dem die Mannschaft in der 2. Liga dominierte, in der 1. Liga aber regelmäßig scheiterte. Denn da ist nicht nur die individuelle Klasse um einiges höher als beim FC, die Mannschaften sind obendrein besser darin, diese Klasse kaltzustellen.
Um die Fahrstuhlkarriere des 1.FC Köln zu beenden, wurde mit Uwe Rapolder ein Trainer verpflichtet, der Taktik und Laufbereitschaft in Bielefeld erfolgreich vermitteln konnte. Von dem man sich in der sportlichen Leitung des Vereins versprach, der Kölner Mannschaft dies ebenfalls zu vermitteln und sie aus der Abhängigkeit Einzelner zu befreien.
Ob der 1.FC Köln aus dem Fahrstuhl herausspringt und in der Belle Etage des deutschen Fußballs bleibt, wird vor allem davon abhängen, ob ihm dies gelingt.

Mittwoch, 26. Oktober 2005

Ein Wunder im Kristallpalast

Noch Jahre nach seinem Weggang geraten nicht wenige Fußballfans in Köln bei Erwähnung des Namens Marco Reich in Rage. Zu erbärmlich war das, was der Pfälzer Ex-Nationalspieler auf dem Platz bot. Dabei war er der teuerste Transfer, den sich der 1.FC Köln je geleistet hat. Teurer als Tony Woodcock, Bernd Schuster, Thomas Häßler oder Morten Olsen. Auf dem Platz bot Reich jedoch wenig. Mit hängenden Schultern stand er irgendwo an der rechten Außenlinie und ließ das Spiel an sich vorbeilaufen. Nichts gelang ihm und Schuld waren wahlweise der Ball, sein Leben im Hotelzimmer oder das Wetter. In jedem Fall nicht er.
Nicht besser erging es den Bremern mit ihm, nachdem Reich vom Rhein an die Weser wechselte. Obwohl er sich sonst selten negativ über Spieler auslässt, ließ Werders Manager Klaus Allofs kaum ein gutes Haar an Reich, der daraufhin auf die Insel wechselte. In die zweite englische Liga zu Derby County. Jeder erwartete, dass er dort in Vergessenheit geraten würde, wie so mancher talentierte Jungspieler vor ihm. Doch seit dieser Saison spielt Reich beim Londoner Club Crystal Palace zwar immer noch in der englischen First Division, wie die zweite Liga dort heißt. Aber mit seinen Toren sorgt er für Furore. Gestern Abend hat er mit seinem Treffer zum 2:1-Endstand den großen FC Liverpool aus dem Ligapokal geschossen.

Dankbar sein und vorausschauen

Es ist an der Zeit, ein wenig Dankbarkeit zu zeigen. Vor einigen Wochen bereits verspürten wir Kölner Dankbarkeit gegenüber der Dortmunder Borussia, die es sich in nordrhein-westfälischer Solidarität nicht hat nehmen lassen, als zweites Bundesligateam neben uns in der 1. Pokalrunde gegen einen Zweitligaaufsteiger die Segel zu streichen.

Gestern Abend verdienten sich die Schalker Blutsbrüder der Borussia unseren Dank. Denn die Mannen des blauen Rudi ließen sich mit einem blamablen 6:0 in Frankfurt abschlachten. Ebenda, wo wir vergangenen Samstag mit 6:3 untergegangen sind. Aber wenigstens noch drei Tore geschossen haben, Köngisblau!

Aus beiden Spielen und dem 1:1 der Schalker gegen Bayern München lässt sich für unser Spiel gegen den Tabellenführer eine erste Ergebnisarithmetik aufstellen:
Wenn Schalke in Frankfurt 6:0 verliert, wir aber nur 6:3, Schalke zugleich 1:1 zu Hause gegen die Bayern spielt, bedeutet das, dass wir die Bayern Samstag 2:1 schlagen. Gestützt wird diese These von der Glaskugel, die das erste Mal seit fünf Spieltagen eine Kölner Niederlage prognostiziert.

Dienstag, 25. Oktober 2005

Von Nottingham Forest lernen, heißt siegen lernen

Gut, dass wissen wir in Köln bereits aus der Zeit, als wir noch im Europapokal der Landesmeister mitgespielt haben. (Ja, liebe Kinder, der 1.FC Köln hat mal Europapokal gespielt).
Aber diesen Samstag hat Nottingham-Trainer Gary Megson aus Wut über die schwache Leistung seiner Mannschaft zu einer außergewöhnlichen Maßnahme gegriffen, die vielleicht auch bei manch kriselndem Bundesligaclub helfen könnte.
Er hat zwei Fans in die Kabine gebeten:

"Angeblich benahmen sie sich in der Garderobe sehr anständig. Sie schrien die Spieler nicht an und lasen ihnen auch nicht die Leviten. Aber sie machten ihnen klar, dass sie sehr weit gereist waren, um ihr Team in Yeovil spielen zu sehen, und sie eine andere Leistung erwartet hatten."

Aber lest selbst.

(via Zum runden Leder)

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