Montag, 12. September 2005

Singt die Südtribüne auch wenn...?

Schon komisch, was die Leute alles von Google wissen wollen. Da fragt jemand "Singt die Südtribüne auch, wenn?" und landet auf meiner Seite.
Nur, wie soll ich demjenigen jetzt weiterhelfen? Wenn was? Oder wenn wer? Oder wie oder überhaupt?
Das beschäftigt mich. Was wollte der Mensch wissen? Und wenn: Von mir? Oder von Google?
Früher habe ich mal gelernt, man soll immer in ganzen Sätzen antworten. Man soll aber auch in ganzen Sätzen fragen.
Um im Jargon zu bleiben: Nachsetzen, Junge!

Angst! Panik!! Krise!!!

Köln ist Wahnsinn. Das muss man wissen, will man diese Stadt verstehen. Man versteht sie dann zwar immer noch nicht, aber man weiß, woran es liegt.
Der 1.FC Köln, fußballerisches Aushängeschild und Stolz dieser Sadt, ist diese Saison wieder in die 1.Bundesliga aufgestiegen. Als Aufsteiger ist die Mannschaft automatisch einer der Mitfavoriten auf den Abstieg. Das ist normal. Fast jedes Jahr steigt mindestens ein Aufsteiger direkt wieder ab.
Nach vier Spieltagen hat der FC zweimal gewonnen und zweimal verloren. Mit sechs Punkten und einem ausgeglichen Torverhältnis belegt er Rang 7.
Für diejenigen, die seltener auf eine Bundesligatabelle schauen: Er ist 7. von 18 Vereinen, die letzten drei steigen ab.
Seit dieser Woche hat der Verein außerdem das erste Mal seit fast fünfzehn Jahren wieder zwei aktuelle deutsche Nationalspieler. Ein doppelter Grund zur Freude: beide entstammen der Jugendarbeit des Vereins.
Für den Express, Kölns lustigste Tageszeitung, steht der FC nach der gestrigen Niederlage in Dortmund und in der oben beschriebenen Situation vor einer Krise. Gut, die Niederlage in Dortmund war ärgerlich und das Spiel mäßig. Letztlich hat die Mannschaft es den Schwarzgelben leicht gemacht.
Hinten stand sie nicht kompakt genug. Vorne agierten die Stürmer zu behäbig und zu umständlich, um ernsthaft Angst und Schrecken in der Dortmunder Defensive zu verbreiten.
Aber trotzdem: Wenn die Situation jetzt eine Krise ist, dann bleibt sie uns hoffentlich noch lange erhalten.

Sonntag, 11. September 2005

Aberglaube

Fußballprofis sind abergläubisch. Sie haben ihre unverzichtbaren Gewohnheiten, Rituale und Glücksbringer für das Spiel.
Thomas Cichon zieht sich vor jedem Spiel zuerst den linken Schienbeinschoner an. Fabio Bilica rasiert sich am Spieltag den Schädel.
Als vernünftiger und rational denkender Mensch weiß ich, dass so etwas Unsinn ist. Solche Dinge haben keinen Einfluss auf den Ausgang des Spiels.
Jetzt gehe ich unser Spiel in Dortmund in der gleichen Eckkneipe anschauen, in der ich auch den 3:2-Erfolg in Stuttgart gesehen habe. Ich könnte auch woanders hingehen. Aber will ich Schuld sein, wenn wir verlieren?

Samstag, 10. September 2005

Wir hatten uns schon etwas mehr Gegenwehr erhofft.

Mit diesem Satz hat Miroslav Klose heute den 5:1-Sieg seines SV Werder Bremen in Kaiserslautern kommentiert. Vernichtender kann man sich über einen Gegner nicht äußern.

Freitag, 9. September 2005

Zusatzqualifikation ist wichtig, Leute!

Es reicht nicht, einfach nur so ein bißchen über Fußball zu schreiben. Gerade im Angesicht einer drohenden schwarzgelben Regierung ist es wichtig, sich weiterzubilden. Was aus dem Land werden kann, wenn es schwarzgelb wird, könnt Ihr Euch bei Borussia Dortmund anschauen.
Für jemanden wie mich, der an seinem 30. Geburtstag zwei Lebensträume begraben musste - Fußballprofi werden und Popstar werden -, zählt das doppelt. Deswegen habe ich mit großer Begeisterung diesen kleinen Test mitgemacht (via Spreeblick).
Das ist dabei herausgekommen:poporporn2
Nicht schlecht, wenn ich bedenke, dass ich Mya nicht erkannt habe, obwohl ich "Case of the Ex" in meiner iTunes-Bibliothek habe. Allerdings dachte ich in einem Fall fälschlicherweise, es wäre Paris Hilton und habe deshalb auf Pornstar getippt. War aber die richtige Antwort.
Blöd nur, dass ich keine Ahnung habe, was ich mit diesem Wissen anfangen soll. Allenfalls könnte ich Organisator der FC-Fan-Projekt-Partys werden.

Verschärfte Regelauslegung

Auf die im internationalen Vergleich verschärfte Regelauslegung in Deutschland habe ich ja schon mal hingewiesen. Wer aber jetzt die internationale Presse nach Kommentaren zum Länderspiel und der Podolski-Gala am Mittwochabend absucht, macht eine interessante Feststellung.
Die internationale Presse bezeichnet Podolskis drei Tore durchweg als Hat-Trick. Bei uns, so erinnere ich mich noch aus Jugendfußballtagen, sind drei Tore noch lange kein Hattrick, sondern erst dann, wenn auch folgende Regeln gelten:
1. Die Tore wurden alle in einer Halbzeit erzielt.
2. Die Tore wurden direkt hintereinander erzielt, ohne dass ein anderer Spieler zwischendrin getroffen hat.
Entsprechend spricht die deutsche Presse von Podolskis Dreierpack.
Mir ist es zwar schnuppe, ob das Mittwochabend ein Hattrick war oder nicht. Aber wenn man der Theorie anhängen würde, dass Deutsche ein Talent hätten, sich (und anderen - in diesem Fall Stürmern) das Leben schwerer zu machen, als es ist, wäre das ein weiterer kleiner Beleg.

Fallhöhe

Ursprünglich diente der Begriff der Fallhöhe den Dramatikern als Begründung, warum in ihren Stücken Fürsten und Adlige auftreten sollten, keine Bürger. Deren Leben und Schicksal fehlte es an Größe, so die Theorie, daher fehlte es ihrem Scheitern ebenfalls an Größe, ebenjener Fallhöhe.
Heute wird die Fallhöhe gerne in dramaturgischen Diskussionen genutzt, um darauf hinzuweisen, dass für den Helden einer Geschichte zu wenig auf dem Spiel steht.
Die Engländer formulieren es griffiger:
"The higher they rise, the deeper they fall."
Borussia Dortmund war ganz oben. Deutscher Meister, Champions-League-Sieger, Weltpokalgewinner.
Dann verpassten sie ein-, zweimal die Champions-League und der Aufstieg der Borussia endete in einem finanziellen Fiasko. Die Mannschaft verursachte Kosten auf Champions-League-Niveau, lieferte aber nur Leistungen für das gehobene Bundesligamittelmaß. Dumm und wider alle kaufmännische Vorsicht, dass der BVB mit Einnahmen aus der (noch nicht erreichten) Champions League geplant hatte. Damit treffen sich dann Sport, Ökonomie und Dramaturgie, denn der tragische Held scheitert am liebsten an sich selbst.
Ich erinnere mich noch an die versteinerten Mienen von Präsident Niebaum und Manager Meier nach dem Aus in der Champions-League-Qualifikation. Damals habe ich das nur als Reaktion auf die sportliche Blamage gewertet. Als ich ein paar Jahre später die Bilder wiedersah (im Wissen um die finanziellen Folgen dieses Spiels), bekamen diese Mienen eine ganz andere Bedeutung. Da wussten zwei, welche Abgründe sich gerade auftaten.
Inzwischen sind beide nicht mehr im Amt. Borussia Dortmund hat versucht, aus dem Fall des Vereins den Fall zweier Individueen zu machen. Der Fürst ist gescheitert, aber das Land lebt weiter. Klassische Dramaturgie mit künstlichem Happy End.
Jetzt dümpeln sie im Bundesligamittelmaß vor sich hin, träumen weiter von internationalen Spielen, scheitern aber - die Geschichte wiederholt sich, solange der Held nichts lernt, auch das ist Dramaturgie - wie immer in der Qualifikation bzw. dem UI-Cup.
Deswegen lohnt sich ein Blick auf die sportliche Seite dieses Vereins. Borussia Dortmund besaß in seiner erfolgreichen Zeit eine Mannschaft, in der sich Malocher (Ruhrpottklischee, ich weiß) und Künstler perfekt ergänzten. Aus einem schnöseligen Bayernjungprofi und hauptberuflichen Bruder wie Michael Rummenigge wurde ein Kämpfer fürs Mittelfeld, später holten sie einen Jürgen Kohler, einen Matthias Sammer und packten sie in eine Mannschaft mit einem wie Andy Möller oder Patrick Berger. Dann versuchten sie es ohne Kämpfer. Rummenige erwischte es als ersten, Sammer beendete seine Karriere verletzungsbedingt, jemand wie Paul Lambert galt rasch als nicht mehr gut genug. Doch ohne Kämpfer war die Mannschaft international nicht wettbewerbsfähig.
Heute versuchen die Tschechen Koller und Rosicky diese Lücken zu füllen. Nur zieht ein Koller die Mannschaft nicht mit und fehlt es einem Rosicky aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit an Konstanz. Auch am Sonntag wird er vorrausichtlich fehlen, wenn der FC im Westfalenstadion antritt.
Dafür laufen wir das erste Mal seit fast 15 Jahren in Dortmund mit zwei deutschen Nationalspielern auf. Und ich weise bei der Gelegenheit auch mal darauf hin, dass beide, Sinkiewicz wie Podolski, aus der Jugend des FC stammen.
Daraus einen fundamentalen Unterschied zwischen der Arbeit beider Vereine zu ziehen - hier die mit Geld um sich werfenden Dortmunder, da die kontinuierlich den Nachwuchs fördernden Kölner - ist natürlich Quatsch. Dennoch ist auch das Spiel am Sonntag wieder ein Spiel Wir gegen die, Gut gegen Böse.

Donnerstag, 8. September 2005

Lukas Podolski

Ich wage mal eine Prognose: In einigen Jahren werden wir in Wehmut nach der guten, alten Zeit und mit ein wenig Stolz in der Stimme erzählen, dass wir diesen Lukas Podolski damals live im Stadion haben spielen sehen.
Faszinierend ist heute schon zu beobachten, wie ein Stadion darauf reagiert, bekommt Podolski in guter Schussposition den Ball. Für ihn ist übrigens alles in Reichweite des Tores eine gute Schussposition.
50.000 Zuschauer verstummen in diesem Augenblick, recken den Hals und schauen gebannt auf den Jungen mit dem Ball. Um Himmels Willen nichts verpassen! Denn jeden Moment kann etwas außergewöhnliches passieren. Etwas außergewöhnliches für die Zuschauer oder für andere Spieler. Etwas normales für Lukas Podolski: Er wird ein Tor schießen. Wahrscheinlich ein außergewöhnliches. Normal, halt.
In seiner Außergewöhnlichkeit ist Podolski berechenbar wie eine romantische Komödie. Am Ende kriegt er sein Tor, wie sich Junge und Mädchen in der Liebesgeschichte kriegen. Das "Wie" macht den Unterschied und dieses "Wie" ist bei Podolski mit seinen gerade mal 20 Jahren oft genug große Kunst.

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