Montag, 14. November 2005

Auch Supermodels bekommen Falten

Nein, Supermodelsoccer war das nicht, was die französische Nationalmannschaft am Samstag geboten hat. Oder vielleicht doch?

So wie die Ära der Supermodels Geschichte ist, neigt sich auch die Ära der großen französischen Nationalmannschaft ihrem Ende zu. Es ist kein Zufall, dass erst mit der Rückkehr der alten Helden Thuram, Makalele und vor allem natürlich Zinedine Zidane etwas Glanz in Frankreichs trotz fehlender Niederlagen mühsame Qualifikation zurückkehrte.

Samstagabend fehlte Zidane und mit ihm jede Kreativität im Mittelfeld. Die Stürmer, Einzelkönner von höchster Qualität, hingen in der Luft, ihre wenigen Chancen ließen sie ungenutzt.

Noch aussagekräftiger war das Verhalten in der Abwehr. Zwar standen die Blauen eng und ließen der deutschen Mannschaft wenig Raum. Aus deren Pressing konnte sich das Team aber kaum befreien. Denn niemand wusste etwas mit dem Ball anzufangen.

Frankreich ohne Zidane ist ein durchschnittliches Team mit zwei bis drei Klassespielern. Mehr nicht. Unklar, ob Trainer Domenech das Risiko scheut, junge Spieler in die Truppe zu integrieren, oder ob es Frankreich tatsächlich an Talenten mangelt.

Aktuell läuft die Grande Nation Gefahr zum zweiten Mal nach dem EM-Titel 84 in der Versenkung zu verschwinden. Möglicherweise ist Frankreich nicht Fußballnation genug, um regelmäßig Mannschaften zu großen Turnieren zu schicken, die um den Titel mitspielen können, wie es Brasilien und Italien können und es auch Deutschland (trotz aller berechtigten Kritik) über Jahrzehnte hinweg geschafft hat.

Ebendieses Deutschland hat in Frankreich gezeigt, dass sie eine gute Mannschaft ist, wenn sie ihr Potenzial abruft. Eine Klasse-Mannschaft ist sie nicht. Eine Klasse-Mannschaft hätte Frankreich an diesem Abend besiegt.

Bleibt zu fragen, ob es dem Trainerstab um Jürgen Klinsmann, dessen Handschrift bei diesem Spiel wieder deutlicher zu erkennen war als zuvor, gelingt, diesem Team in den wenigen Monaten bis zur WM diese fehlende Klasse zu vermitteln.

Viel spricht dafür, dass diese junge Mannschaft, die fast zur Hälfte aus U21-Spielern besteht, fußballerisch erst 2008/2010 in der Lage sein wird, um Titel zu spielen. Entsprechend viel wird davon abhängen, ob es dem Team gelingt, bei der WM im eigenen Land eine Euphorie zu erzeugen, die sie weiter trägt, als es ihren Fähigkeiten entspricht.

Aber unabhängig vom Ausgang der Weltmeisterschaft im kommenden Sommer. Am Samstag haben sich die Wege zweier Fußballnationen gekreuzt, die eine auf dem Weg nach unten, die andere auf dem Weg zurück nach oben.

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