Montag, 13. Februar 2006

"Die Leute müssen sich doch erst einmal informieren!"

Kölns Trainer Hanspeter Latour hat am gestrigen Abend das erste Mal Bekanntschaft mit der Kompetenz deutscher Sportberichterstattung machen dürfen.

Sein Wechsel in der 87. Minute, als er beim Stand von 0:0 den defensiven Sinkiewicz für den defensiven Lell brachte, wurde im Fernsehen live (und auch im späteren DSF-Beitrag) als "unverständlich" kritisiert.

Latour tobte, als er das hörte. Den Wechsel begründete er mit Krämpfen Lells. Dass es gegen Dortmunds am Ende immer noch gefährlichen Dreier-Sturm gemeingefährlich hätte sein können, die Abwehr umzustellen, ließ er unerwähnt.

Stattdessen entschlüpfte ihm ein Kommentar, der das Dilemma deutschen Sportjournalismus auf den Punkt bringt:

"Die Leute müssen sich doch erstmal informieren, warum ich so wechsele, die informieren übers TV ganz Deutschland."

Nein, Her Latour, so traurig wir das alle hier finden. Informieren müssen sich deutsche Sportjournalisten überhaupt gar nicht. Das wäre nicht authentisch.

Mit wie wenig Ahnung jemand z.B. Sportschau-Moderator werden kann, bewies Reinhold Beckmann am Tag zuvor eindrucksvoll. Genüßlich zählte er auf, was unter Veh beim VfB Stuttgart alles schief gegangen war, was bei Trappatoni noch geklappt hatte.

Nun muss niemand den Wechsel von Trappatoni zu Veh gut finden. Ehrlich gesagt: Man muss ihn noch nicht einmal verstehen.

Aber dass ein Trainer in knapp 30 Stunden und einer (!) Trainingseinheit weder zum Guten noch zum Schlechten Einfluss nehmen kann (es sei denn, er schmeißt die halbe Mannschaft raus), sollte selbst einer Nonsense-Maschine wie Beckmann geläufig sein.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten (zur gleichen Zeit)

Die schlechte Nachricht: Wir sind Letzter.

Due gute Nachricht: Wir haben den Abstand auf die Nichtabstiegsränge erneut verkürzt.

So ratlos einen diese beiden Aussagen im Zusammenspiel machen, so ratlos ließ den Betrachter das gestrige Spiel des FC gegen Dortmund zurück.

Engagiert, temporeich und bis auf wenige Aussetzer sicher in der Abwehr blieb die Mannschaft zum dritten Mal in Folge ungeschlagen.

Nur vorne war die Verunsicherung nach 15 sieglosen Spielen spürbar. Zu überhastet wurde geflankt und geschossen, so dass eigentlich gut herausgespielte Angriffe wirkungslos verpufften.

Dortmund allerdings war keinen Deut besser. Unter Druck anfällig und mit einer auffallend hohen Fehlerquote erfreute das Dortmunder Mittelfeld den Kölner Anhang mit fleißigen Zuspielen ins Seitenaus. Allein der absurd schnelle Odonkor sorgte mehrfach für Wirbel in der Kölner Defensive.

Für Taktikfreaks: Latour reagierte auf Dortmunds 4-3-3 und stellte hinten auf Viererkette um. Davor agierten zwei defensive Mittelfeldspieler (die der FC aufgrund seiner hohen Fehlerquote braucht). Vorne Streller als einzige Spitze. Wer jetzt 4-2-3-1 und Rapoldersystem murmelt, murmelt richtig, wenngleich in der 2. Halbzeit eher ein 4-3-3 draus wurde.

Alles in allem könnte man von einer passablen Leistung sprechen, wenn es mittlerweile nicht völlig unerheblich wäre, wie die Mannschaft spielt. Wichtig ist, dass sie wieder gewinnt.

Der nächste Versuch wird kommenden Samstag in Gladbach unternommen, das sich gerade den Luxus einer Krise in der oberen Tabellenhälfte leistet. Probleme haben die...

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