Jedesmal wenn der
1.FC Köln seinen Trainer entlässt, eigentlich jedesmal wenn der 1.FC Köln mehr als drei Spiele am Stück verliert, geistert der Name
Christoph Daum rund ums Geißbockheim.
ER muss schleunigst geholt werden. Nur ER kann den Verein retten und zu neuer Größe führen. Dieser Glaube an den Messias Daum hat seinen Grund. Wohl bei keinem anderen Verein wird der Beginn des Niedergangs so an einem Ereignis festgemacht wie beim 1.FC Köln.
Quasi von seiner Gründung 1948 an spielte der FC eine tragende Rolle im deutschen Fußball. Fast immer vertrat der Verein die Bundesliga in den europäischen Wettbewerben. Dreimal wurde der Geißbockclub Deutscher Meister, viermal Pokalsieger. Nach einigen schwächeren Jahren führte Daum den Club ab 1986 wieder nach oben.
Im Sommer 1990 erschien das versammelte Präsidium des FC rund um seinen Vorsitzenden
Artzinger-Bolten im WM-Quartier der deutschen Nationalmannschaft um der dort versammelten nationalen und internationalen Sportpresse die Entlassung Daums zu verkünden.
In der Folge spielte der Vizemeister und Europapokalhalbfinalist von 1990 acht Jahre fast ununterbrochen gegen den Abstieg. Einen Kampf, den der Verein 1998 verlor. Seitdem versucht er sich bisher vergeblich wieder in der 1.Liga zu etablieren.
Mit Daum verließ auch der Erfolg den Verein. Mit seiner Rückkehr, so hoffen viele, kehrt er wieder zurück. Christoph Daum werde die letzten 16 Jahre ungeschehen machen und seine Arbeit dort fortsetzen, wo er sie 1990 abbrechen musste.
Ein frommer Wunsch. Und kompletter Blödsinn.
Ein Blick auf die Kader des FC in der Saison
1989/1990 und in der Saison
2005/2006 sagt warum.
Statt der zukünftigen Weltmeister Illgner, Littbarski, Häßler und Steiner verzeichnen 20jährige wie Podolski und Sinkiewicz oder bestenfalls durchschnittliche Bundesligaspieler wie Stefan Wessels und Albert Streit die meisten Einsätze. Nicht anders fällt der Vergleich beider Kader aus, wenn man auch die anderen Spieler ins Blickfeld nimmt.
Auch Christoph Daum bringt einem Matthias Scherz oder einem Carsten Cullmann das Fußballspielen nicht mehr bei.
Warum sollte er auch? Mit seinem Verein Fenerbahce Istanbul hat er gerade die Herbstmeisterschaft in der Türkei gewonnen. Mit 45 Punkten aus 17 Spielen. Zum Vergleich: Bayern München hat mit 44 Punkten einen Punkt weniger geholt und Ligarekord aufgestellt. Fenerbahce hat vier Punkte Vorsprung auf den 2. Galatasaray und sage und schreibe 16 Punkte Vorsprung auf Rang 3. Die Chancen türkischer Meister zu werden und im nächsten Jahr in der Champions League gegen Milan, Chelsea oder Barca zu spielen ist hoch.
Ebenso hoch wie die Chance mit dem 1.FC Köln im nächsten Jahr gegen Siegen, Ahlen oder Paderborn zu spielen.
Kein vernünftiger Mensch würde diese Alternative in Betracht ziehen.