Von Diven, Bauern und dem Aufstieg des dicken Mannes - Teil 1
In den nächsten fünf Tagen spielt der 1.FC Köln zwei Derbys, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Morgen gastiert Borussia Mönchengladbach in Müngersdorf, am Mittwochabend treten wir bei einem Verein an, der sein Stadion wie eine Beachvolleyball-Anlage nennt.
Aber der Reihe nach: Um kaum eine Mannschaft ranken sich in Deutschland mehr Mythen als um die 70er-Truppe der Fohlen. In der Erinnerung Fußball-Deutschlands sind die Erfolge dieser Mannschaft mit einem Namen verknüpft: Günter Netzer. Gern wird dabei vergessen, dass Gladbach die Mehrzahl seiner Titel ohne Netzer gewonnen hat. Lediglich zwei ihrer fünf Meisterschaften gewann die Gladbacher mit Netzer. An den internationalen Titeln war er gar nicht beteiligt. Die Gladbacher Mannschaft der 70er Jahre wurde von einem anderen Spielertyp dominiert: dem humorlos Verbiestert-Verbissenen, aus dem später humorlos-verbiestert-verbisseneOberlehrerTrainer wurden: Uli Stielike, Ewald Lienen, Winnie Schäfer, Rainer Bonhof, Jupp "Osram" Heynckes oder Berti "Ich will eine Kanzlerin" Vogts. Kein Wunder, dass der eigenwillige Netzer sein Geld lieber bei Real Madrid im sonnigen Spanien verdiente! Wenn man will, kann man diese Liste übrigens gerne noch um die Sympathieträger Lothar Matthäus und Stefan Effenberg ergänzen, deren beider Karrieren am Niederrhein ihren Anfang nahm.
Gegen derart geballte Ernsthaftigkeit war die launische Diva vom Rhein meist chancenlos. Kein anderes Team hat in Müngersdorf öfters gewonnen als Gladbach.
Den Erfolgen des Rivalen vom Rübenfeld konnte der 1.FC Köln meist nur seinen Glamour-Faktor entgegen setzen. Als latent arrogante Entertainment-Maschine waren die Sülz-Klettenberger immer eine Klasse besser. In den 50ern ließ Kölns legendärer Präsident Franz Kremer seine Spieler in Seidentrikots auflaufen, während der Rest im Land froh war, überhaupt Trikots zu haben. In den 60ern dominierte der FC für einige kurze Jahre den deutschen Fußball, um sich dann Anfang der 70er gegen den Zweitligisten Offenbach im Pokalfinale zu blamieren. So ging es am Rhein munter auf und ab, während Mönchengladbach von Erfolg zu Erfolg eilte. Aber immer war dieses Spiel Köln gegen Gladbach mehr als ein Fußballspiel, es war Stadt gegen Land, Laissez-faire gegen Terrier-Entschlossenheit, Bohemians gegen Bauern.
Heute ist bei beiden Vereinen wenig vom alten Glanz geblieben und Gladbachs früher so sieggewohnte Fans betteln darum, wenigstens einen Punkt aus Müngersdorf mitnehmen zu dürfen. So ist das Spiel morgen nicht einmal mehr ein Spiel Bohemians gegen Bauern, sondern Diva gegen Bettler. Nä, wat wor dat ens früher 'ne superjeilezick.
-Ende Teil 1-
Aber der Reihe nach: Um kaum eine Mannschaft ranken sich in Deutschland mehr Mythen als um die 70er-Truppe der Fohlen. In der Erinnerung Fußball-Deutschlands sind die Erfolge dieser Mannschaft mit einem Namen verknüpft: Günter Netzer. Gern wird dabei vergessen, dass Gladbach die Mehrzahl seiner Titel ohne Netzer gewonnen hat. Lediglich zwei ihrer fünf Meisterschaften gewann die Gladbacher mit Netzer. An den internationalen Titeln war er gar nicht beteiligt. Die Gladbacher Mannschaft der 70er Jahre wurde von einem anderen Spielertyp dominiert: dem humorlos Verbiestert-Verbissenen, aus dem später humorlos-verbiestert-verbissene
Gegen derart geballte Ernsthaftigkeit war die launische Diva vom Rhein meist chancenlos. Kein anderes Team hat in Müngersdorf öfters gewonnen als Gladbach.
Den Erfolgen des Rivalen vom Rübenfeld konnte der 1.FC Köln meist nur seinen Glamour-Faktor entgegen setzen. Als latent arrogante Entertainment-Maschine waren die Sülz-Klettenberger immer eine Klasse besser. In den 50ern ließ Kölns legendärer Präsident Franz Kremer seine Spieler in Seidentrikots auflaufen, während der Rest im Land froh war, überhaupt Trikots zu haben. In den 60ern dominierte der FC für einige kurze Jahre den deutschen Fußball, um sich dann Anfang der 70er gegen den Zweitligisten Offenbach im Pokalfinale zu blamieren. So ging es am Rhein munter auf und ab, während Mönchengladbach von Erfolg zu Erfolg eilte. Aber immer war dieses Spiel Köln gegen Gladbach mehr als ein Fußballspiel, es war Stadt gegen Land, Laissez-faire gegen Terrier-Entschlossenheit, Bohemians gegen Bauern.
Heute ist bei beiden Vereinen wenig vom alten Glanz geblieben und Gladbachs früher so sieggewohnte Fans betteln darum, wenigstens einen Punkt aus Müngersdorf mitnehmen zu dürfen. So ist das Spiel morgen nicht einmal mehr ein Spiel Bohemians gegen Bauern, sondern Diva gegen Bettler. Nä, wat wor dat ens früher 'ne superjeilezick.
-Ende Teil 1-
Suedtribuene - 16. Sep, 17:25