Sonntag, 14. August 2005

Vom Fußball lernen heißt siegen lernen - Teil 2

Man mag von Edmund Stoibers Äußerungen über die frustrierten Ostdeutschen halten, was man will. Man kann sich auch durchaus fragen, wer nach der letzten Bundestagswahl frustrierter war: die Ostdeutschen oder Edmund Stoiber? Seine Erklärung von diesem Wochenende, er sei missverstanden worden und habe eigentlich auf die Frustrierten um Gysi und Lafontaine gezielt, zeigt jedoch, dass er vom Fußball nichts gelernt hat. Ganz davon abgesehen, dass Lafontaine beim besten Willen kein Ostdeutscher ist und die Tatsache, dass Erich Honecker Saarländer war, daran auch nichts ändert, jeder Stürmer weiß: es zählt nicht, wohin du zielst. Was zählt ist, wohin du triffst. Frag nach bei Arie van Lent von Eintracht Frankfurt.

Deja Vu mit Eintracht Frankfurt

Die Frankfurter Eintracht hat am ersten Spieltag zu Hause gegen Bayer Leverkusen fröhlich und offensiv mitgespielt, nur ein Tor erzielt und durch selten dämliche Fehler in der Abwehr und im Spielaufbau am Ende mit 1:4 verloren. Gestern in Berlin haben sie sich hinten reingestellt und dem Gegner so das Leben schwer gemacht. Dann haben sie eines dieser Tore kassiert, die einem einfach passieren, wenn du den Gegner zu oft in deiner Hälfte agieren lässt. Der Berliner Oliver Schröder weiß nicht so genau, wohin er den Ball passen soll und macht das einzig richtige. Er schießt aus gut 20 Metern aufs Tor. Ganz feiner Schuss. In 9 von 10 Fällen geht so ein Schuss aber am Tor vorbei. Diesmal nicht und das Defensivkonzept der Truppe von Friedhelm Funkel ist über den Haufen geworfen. Verunsicherung macht sich breit. Offensiv wie gegen Leverkusen will man in Berlin nicht untergehen. Defensiv jedoch klappt es auch nicht. So kommt es, wie es kommen muss. Der frisch eingewechselte Frankfurter Stürmer und begnadete Kopfballspieler Arie Van Lent kommt im Strafraum zum Kopfball und setzt den Ball technisch einwandfrei und unhaltbar für den Torwart ins Netz. Leider ins eigene. Das war's für die Eintracht. Endergebnis 0:2. In Köln kommt einem das alles sehr bekannt vor. Vor zwei Jahren startete der FC als Aufsteiger ganz ähnlich in die neue Saison. Prima mitgespielt, blöde Tore kassiert, "unglücklich" verloren. FC-Trainer damals: Friedhelm Funkel.

Freitag, 12. August 2005

Wir gegen Die

Wer sich nicht für Fußball interessiert, genauer: wessen Herz an keinem Verein hängt, wundert sich gerne, wenn Menschen, die nicht selber auf dem Platz stehen, von "wir" sprechen, wenn sie über ihr Team reden.
Davon abgesehen, dass ich Mitglied des 1.FC Köln bin und deshalb in allem, was den Verein betrifft, "wir" sagen darf (am Rande erwähnt: mir gehören aus diesem Grund ungefähr 1/27000 der Transferrechte an Lukas Podolski), ist es genau das, worum es beim Fußball geht: Wir gegen Die.
Unsere Mannschaft gegen Deren Mannschaft (oder einfach: Die Anderen).
Unsere Gesänge gegen Deren Gesänge.
Fußball kann nur dann begeistern, wenn man hoffnungslos parteiisch ist. Nur dann kann aus einem einfachen Spiel ein großes, emotionales Drama werden. Und genau darum geht's: Große Gefühle.

Geduld ist eine Tugend

Für den VfB Stuttgart, unseren Gegner am kommenden Sonntag, wird es eine schwierige Saison. 2004 noch in der Champions League haben sie seitdem ihre wichtigsten Spieler verloren und nicht gleichwertig ersetzen können. Das brasilianische Abwehrbollwerk Marcello Bordon wechselte bereits vor der letzten Saison zu den neureichen Kaufleuten auf Schalke und wurde mit Markus Babbel nicht annähernd gleichwertig ersetzt. Diesen Sommer folgte ihm Stürmer Kevin Kuraniy. Spielgestalter Alexander Hleb verließ die Schwaben in Richtung London zu Arsenal.
Die Folgen ließen sich im Liga-Pokal und in einigen Phasen des Duisburgspiels beobachten. Die Mannschaft ist passiv und wirkt unsicher. Kein Wunder, wenn Du in der Offensive Deine beiden wichtigsten Anspielstationen verlierst. Wohin soll er dann, der Ball?
Der neue Trainer Giovanni Trappatoni bittet deshalb auch vor allem um eins: Geduld. Kritik über die großzügige Verkaufspolitik der Vereinsführung kommt ihm allerdings nicht über die Lippen. Man mag sein Deutsch drollig finden, aber der Mann weiß, was er tut und wer ihm zuhört, kann eine Menge lernen. Auch und gerade über Fußball. Und was Drolligkeit angeht: Stell Dich auf eine italienischen Piazza und rede mit den Leuten in ihrer Sprache. Das wird auch sehr drollig. Schon den in Deutschland so beliebten Latte Macchiato zu bestellen, finden die Italiener kurios. Den trinken sie nämlich nicht. Aber zurück zum Spiel: Trotz dieser Schwächen werden wir es schwer haben. Der VfB spielt immer noch um die internationalen Plätze mit, auch wenn es diese Saison vielleicht nur für den UI-Cup reicht. Wir spielen gegen den Abstieg. Und das tun wir am Sonntag mit einer Art letztem Aufgebot, das vermutlich so aussieht:
Wessels im Tor. Davor eine Viererkette mit der Boygroup Lell, Sinkiewicz und Matip. Ergänzt um Christian Springer, der auf der linken Defensivseite den Erziehungsberechtigten seiner jugendlichen Nebenleute geben darf. Im defensiven Mittelfeld werden wieder Grammozis und Sinkala stehen. Beide haben gegen Mainz ordentlich verteidigt, aber im Offensivspiel wenig gezeigt. Mit viel Entlastung ist in Stuttgart also nicht zu rechnen. Zumal vorne nicht jeder in Bestform ist. Streit spielt möglicherweise gar nicht. Für ihn käme Scherz in Frage. Feulner erhält rechts den Vorzug vor Helmes. In Ermangelung von Alternativen spielt ganz vorne Madsen, gegen Mainz ein herzzerreißend komplizierter Spieler. Podolski darf in diesem Spiel mal wieder die Rolle des Hoffnungsträgers übernehmen. Er ist wahrscheinlich immer noch schlecht gelaunt, weil er gegen die Niederlande nicht dabei ist. Da kommt der Heimatverein des Bundestrainers und seines Assistenten wie gerufen, um zu zeigen, dass seine Nichtberücksichtigung für das Länderspiel ein Fehler war.
Geduld wird am Sonntag also nicht nur von den Stuttgarten verlangt. Auch für uns heißt es, geduldig zu sein. Je länger Stuttgart kein Tor schießt, umso unsicherer werden sie. Und irgendwann ist er dann vielleicht mal durch, der Poldi...

Und wem das jetzt alles zu neutral klingt: Doch, ich will drei Punkte aus Stuttgart!!! Ich will immer drei Punkte!

Gegner von gestern

Ich habe mich diese Woche ja schon ausgiebig mit Mainz 05 beschäftigt. Mit ihrem lamentierenden Stürmer, ihrem dämlich foulenden Abwehrrecken und ihrem hyperaktiven Trainer. Ich habe im Stadion ihre Fouls mit Schimpfkanonaden kommentiert und ihre kläglichen Torschüsse höhnisch bejubelt. Mit Recht. Und von Herzen.
Gestern Abend habe ich ein wenig UEFA-Cup-Qualifikation im DSF geguckt. Mainz gegen den isländischen Vertreter IB Keflavik.
Ich habe mich über jedes Mainzer Tor gefreut und bei jeder gescheiterten Torchance diese kurz aufflackernde, heftige Enttäuschung gespürt, die so typisch ist, wenn Du im Fußball mit einer Mannschaft mitfieberst.

Donnerstag, 11. August 2005

Vom Fußball lernen heißt siegen lernen!

Oder verlieren. Je nachdem.

Denn bekanntermaßen dauert ein Fußballspiel 90 Minuten. Genauer: es dauert so lange bis der Schiedsrichter abpfeift. Da kann es schon einmal passieren, dass eine Mannschaft ein sicher geglaubtes Spiel aus der Hand gibt. Bayern München kann davon ein Lied singen. In Manchester haben sie daraus einen Witz gemacht:
"Why are Bayern-Players favourite with women?"
"They stay on top for 90 minutes and still manage to come second."
Den früher mal so genannten Europapokal der Landesmeister haben sie auch gleich mit nach England genommen.
Nicht dass der 1.FC Köln den Bayern in solchen Sachen nachstehen würde. Hier wurden vor einem Pokalhalbfinale im eigenen Stadion gegen den damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg schon mal die Kartenkontingente fürs Finale verteilt. Das Spiel ging mit 0-1 verloren.
Aktuell müht sich die CDU/CSU im Bundestagswahlkampf beide Leistungen noch zu toppen und ist drauf und dran einen sicher geglaubten 45-27-Vorsprung (grob geschätzt) locker und lässig zu vergeigen. Erst erklärt sich Angela Merkel per Interview für wirtschaftspolitisch inkompetent, dann legt Edmund Stoiber nach und ruiniert seine Sympathiewerte im Osten.
Was nach einem haushohen Favoritensieg und spielerischen Langweiler aussah, könnte noch mal ein hochdramatisches Spiel werden. Weiter so!

Zerschmetterte Nasen und zerfetzte Muskeln

Ich konnte mir diese martialische Überschrift nicht verkneifen. Aber nach dem gestrigen Training bereichern die Spieler Albert Streit (mehrfacher Jochbeinbruch nach einem Zusammenprall mit Christian Lell) und Björn Schlicke (6 Wochen Pause nach Muskelfaserriss) unser ohnehin schon übervolles Lazarett.
Dort leisten sie Sebastian Schindzielorz, Christian Rahn, Carsten Cullmann und den Neuzugängen Imre Szabics und Özalan Alpay Gesellschaft.
Mich wundert, dass Attila Tököli noch nicht wieder verletzt ist. Was ist los mit dem Mann?

Mittwoch, 10. August 2005

Christian Springer

Auf dem Bolzplatz gegenüber spielen die Pänz (Kinder) Fußball. Einer von ihnen im Christian Springer-Trikot mit der Nummer 15. Erstaunlich, ist Springer auf der Südtribüne doch eher wenig beliebt. In meinem alten Block (nicht Blog) hatte ich einen Sitznachbarn, der jedesmal einen Schreikrampf bekommen hat, sobald Springer den Ball hatte. Der Kölner Stadt-Anzeiger hingegen bezeichnet ihn als Musterprofi und seitdem er bei uns spielt, hat er unter jedem Trainer einen Stammplatz auf der linken Seite gehabt. Gelobt wird seine Spielintelligenz. Tatsächlich ist er einer der Spieler, die ein Spielsystem im Training antizipieren können. Es auf dem Platz umzusetzen ist manchmal eine andere Sache. Springer ist kein sehr schneller Spieler, meist braucht er seine Zeit, um den richtigen Paß zu spielen. Das macht ihn für den Gegner berechenbar. Eine gewisse Lässigkeit bis Schlampigkeit im Paßspiel verschlimmert die Sache. Beides zusammen sorgt dafür, dass er für die emotional mitleidenden Zuschauer auf der Südtribüne oftmals ein rotes Tuch ist. Und es ist in Köln ja (leider) nicht so, dass ein Spieler schon deshalb geliebt wird, weil er den Geißbock auf der Brust trägt.

Neue Umfrage aus aktuellem Anlass:


Jürgen Klinsmann hat heute sein Aufgebot für das Länderspiel gegen die Niederlande bekannt gegeben. Lukas Podolski hat er nicht nominiert, um dem Spieler eine "schöpferische Pause" zu gönnen. Podolski selber war davon offenbar wenig angetan. Schließlich hat er schon vor Monaten sinngemäß gesagt: "Ob in der A-Jugend, der 2.Liga oder der Nationalmannschaft ist mir egal. Ich will immer spielen." Unbestritten ist allerdings, dass er gegen Mainz ein wenig müde wirkte. Deshalb die aktuelle Frage:
Findest Du es richtig, dass Jürgen Klinsmann Podolski nicht nominiert hat?

 
50% (1 vote)
Nein. Ohne Podolski machen die Holländer Frites speciaal aus uns!

 
50% (1 vote)
Ja. Der Junge ist 20 und soll auch mal was anderes machen, als immer nur auf dem Fußb


Total: 100% (2 votes)

Created by Suedtribuene on 10. Aug, 14:40.
This poll was closed on 18. Aug, 14:45.

Dienstag, 9. August 2005

Ganz großer Sport!

Wirklich ganz großen Sport findest Du hier:

http://www.wdrmaus.de/spielen/mausspiele/?lang=de

Bis zum Elfmeterschießen runterscrollen.

Ich habe es Björn Schlicke nachgemacht und knapp gewonnen: 5:4

Die fairsten Fans Europas

Schon am Samstagnachmittag haben wir uns auf der Südtribüne gewundert, mit welcher Duldsamkeit der (erfreulich volle) Gästeblock uns die Zeit gegeben hat, sein "FSV" mit einem wenig geschmackvollen, aber umso herzlicheren "Scheiß FSV" zu kontern, so dass ein sehr schöner Wechselgesang zwischen Gästeblock und Südtribüne entstand.
Noch mehr habe ich mich gestern gewundert, als ich im Mainzer Fanforum lesen durfte, dass die sitzenden Mainzer Fans bei "Steht auf, wenn ihr Kölner seid"-Gesängen ebenfalls aufgestanden sind. So viel Selbstverleugnung ist in Fußballstadien selten.
Damit dürfte die Frage geklärt sein, warum der FSV Mainz 05 die Fairplay-Wertung des DFB gewonnen hat und vom ZDF zum sympathischen Kuschelklub stilisiert wird. Denn an der zwar gekonnt kombinierenden, aber trotzdem ordentlich zulangenden Kloppertruppe mit ihrem fallsüchtigen Außenstürmer kann das ebensowenig liegen wie an dem quiekenden Hüpfball, den sie als Trainer beschäftigen.

Die Welt - aus Sicht der Südtribüne

Das Blog rund um den 1.FC Köln, die Fußball-Bundesliga und den ganzen Rest

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