Mittwoch, 29. März 2006

Drei Spiele

Das erste der drei Spiele, über die ich hier schreibe, habe ich gar nicht gesehen. Kabarettist Bernd Gieseking aber schon:

"Booooaaah, war das scheiße! So ein schlechtes Spiel habe ich noch nie gesehen! Gräßlich! Was für ein Grottenkick! Aber von beiden! Von beiden! Meine Fresse! Nur den Ball raushauen, weil man Angst hat, irgendwas damit machen zu müssen. Schlimm, ganz schlimm."

Das sind die Kernaussagen einer zehnminütigen Schimpfkanonade, die Bernd noch zwei Tage nach dem Besuch des Spiels 1.FC Köln-Eintracht Frankfurt per Telefon bei mir abladen musste. Sein Frankfurter Kumpel, mit dem er das Spiel besucht hat, hat sich nach dem Abpfiff bei Bernd für den Kick entschuldigt. Von Kölner Seite sei das hiermit nachgeholt.

Ein anderes Spiel boten zwei Tage später der SC Freiburg und der VfL Bochum im Spitzenspiel der 2.Liga. Im Freiburger Dreisamstadion, das jetzt auch irgendwie anders heißt, trafen zwei taktisch gut eingestellte, lauf- und einsatzfreudige Mannschaften aufeinander, die sich trotz des 0:0 einen interessanten Schlagabtausch lieferten.

Beide Teams wären aufgrund ihrer taktischen und fußballerischen Fähigkeiten eine Bereicherung für die 1.Liga. Fraglich allerdings, ob sie die individuelle Klasse besitzen, um die fußballerischen und taktischen Fähigkeiten in Torerfolge umzumünzen und so die Klasse zu halten.

Sowohl Freiburg als auch Bochum (mit Kölns Ex-Trainer Marcel Koller) beschreiten damit einen komplett anderen Weg als der von Bernd Gieseking beschimpfte 1.FC Köln. In Köln haben taktische Konzepte Trainings- und Stadionverbot. Alle Trainer, die in den vergangenen Jahren versucht haben, der Mannschaft taktische Grundlagen zu vermitteln, scheiterten kläglich.
Stattdessen setzt man in Köln auf die individuelle Klasse einzelner Spieler wie früher Lottner und heute Podolski. Damit spielt der Verein in der 2. Liga groß auf. In der 1. Liga hingegen wird die Mannschaft gnadenlos zusammengeschossen. Die individuelle Klasse einzelner Spieler reicht nicht aus.

Interessanterweise lässt sich das gleiche Phänomen eine Etage höher ebenfalls beobachten. Die individuellen Fähigkeiten eines van der Vaart, eines Klose oder Micoud, eines Ballack oder Makaay reichen aus, um die Bundesligakonkurrenz deutlich zu distanzieren. International setzen sich jedoch die taktisch besser geschulten Teams durch.

Womit ich beim dritten Spiel wäre, dem gestrigen 2:0-Erfolg von Arsenal London über Juventus Turin. Kein hochklassiges Champions-League-Spiel, aber trotz zahlreicher Fehlpässe vor allem in der ersten Hälfte Millionen von Lichtjahren von dem entfernt, was durchschnittliche Bundesligatruppen an einem Samstagnachmittag zusammenstümpern.

Verantwortlich dafür war vor allem Arsenal, Juve erwischte einen rabenschwarzen Tag und traf auf einen Gegner, bei dem taktische Disziplin, Laufbereitschaft, Spielfreude und Zweikampfbereitschaft zusammenfanden.

Vor allem aber nahmen 11 Spieler permanent am Spielgeschehen teil. Jeder der 11 Londoner hatte zu jedem Zeitpunkt des Spiels eine Aufgabe, die er erfüllte und jeder wusste genau, worin diese Aufgabe bestand.

Damit bot die Mannschaft ihren herausragenden Individualisten wie Thiery Henry oder dem 18-jährigen Francesc Fabregas erst die Plattform, um ihre individuellen Stärken in die Waagschale zu werfen und genau das macht den Unterschied.

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