Mittwoch, 16. März 2011

Das Ergebnis richtiger Entscheidungen

Wer mich kennt und in den vergangenen Jahren regelmäßiger mitgelesen und -diskutiert hat (als hier noch regelmäßiger geschrieben wurde), weiß, dass ich nicht zu überbordendem Enthusiasmus neige, wenn es um den 1. FC Köln geht.

Es gab dazu auch keinen Grund, könnte man einwenden. Aktuell jedoch spielt der 1. FC Köln den besten Fußball seit Jahren. Und wenn ich "seit Jahren" schreibe, dann meine ich sehr viele Jahre. Selbst unter Ewald Lienen, im Jahr 2000 das letzte Mal, dass der FC tatsächlich schön gespielt hat, waren die Leistungen nicht so beeindruckend (auch wenn sie natürlich auch heute nicht perfekt sind, das ist schon klar).

Grundlage dieses Aufschwungs sind eine Reihe richtiger Entscheidungen, die der Verein, die sportliche Leitung und die Mannschaft in den letzten Monaten getroffen haben.

Ich bin kein Freund von Trainerentlassungen, aber die Entlassung Zvonimir Soldos und die zum Teil vielleicht aus der Not geborene Beförderung Frank Schaefers zu seinem Nachfolger, war die erste dieser richtigen Entscheidungen.

Schaefer, zunächst nur als Interimslösung gedacht, hat recht früh klar gemacht, was seine fußballerischen Vorstellungen sind und gerade zu Beginn sehr viel von "Prozessen" gesprochen, die eingeleitet werden müssen, bevor die Mannschaft erfolgreich spielen könne.

Es ist ihm, schneller als vermutlich von ihm selber erwartet, gelungen, seine Vorstellungen von einem aktiven, dynamischen und aggressiven Spiel umzusetzen. Zumindest in den Heimspielen profitiert die Mannschaft massiv davon. Auswärts wirkt sie zumindest robuster als in der Hinrunde.

Neben einer neuen Spielphilosophie hat die sportliche Leitung im Winter allerdings auch den Kader verstärkt. Auch hier muss ich sagen: Ich bin kein Freund von Wintereinkäufen. Nur selten kommt dabei etwas Gescheites bei heraus.
Dem 1. FC Köln ist es aber gelungen zur Jahreswende gleich drei neue Leistungsträger zu verpflichten. Michael Rensing und Christian Eichner passen dabei perfekt in Schaefers Anforderungsprofil - fußballerisch wie menschlich. Slavomir Peszko ist auf der linken Offensivseite durch seine Ballsicherheit, seine Spielintelligenz und seinen Zug zum Tor (der sich allerdings nicht in eigenen Toren niederschlägt) ebenfalls eine wichtige Verstärkung.
Auch hier wurden richtige Entscheidungen getroffen.

Die letzte und vielleicht wichtigste Entscheidung hat aber vielleicht die Mannschaft selber getroffen (auch wenn man sie als Ergebnis der Schaeferschen Arbeit deuten kann). Der Start in die Rückrunde war trotz des 3:0 gegen desolate Bremer nicht wirklich berauschend. Zur Halbzeit lag der FC im vierten Spiel gegen die Bayern bereits 2:0 zurück.
Christian Eichner hat danach recht offen über die Diskussion in der Halbzeitpause dieses denkwürdigen Spiels gesprochen. Die FC-Homepage zitiert ihn wie folgt:

"Wir haben uns in der Halbzeit einfach die Frage gestellt, ob wir jetzt einen Schritt weitergehen. Einen Schritt in die richtige Richtung, mit dem wir den Leuten hier zeigen, was in uns steckt, oder gehen wir den Weg weiter den wir in St. Pauli das ganze Spiel über gegangen sind."

Dass die Mannschaft in der 2. Halbzeit gegen planlose Münchener mit drei Toren und drei Punkte belohnt wurde, war vermutlich das Schlüsselerlebnis. Seitdem hat sie nicht immer gut gespielt, manchmal verloren, aber immer erkennen lassen, dass sie bereit ist ins Spiel zurückzufinden. Gerne auch mit kämpferischen Mitteln. In Hoffenheim, in Dortmund, gegen Hannover.

Auf der sicheren Seite ist der 1. FC Köln als viertbeste Rückrundenmannschaft damit allerdings noch lange nicht. Vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind schnell verspielt. Genießen sollten man den Fußball in diesen Wochen dennoch. Als Zuschauer. Als Mannschaft.

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