Donnerstag, 3. Januar 2008

Das Auslaufmodell

Das Problem des FC Bayern heißt nicht Ottmar Hitzfeld, es heißt Uli Hoeneß.

Früher war die Welt des FC Bayern, seiner Verantwortlichen und seiner Fans eine einfache Welt. Der Fußball, den die Mannschaft darbot, war häßlich, aber erfolgreich. Den Fans war das einerlei. Einwände gegen die fehlende Spielkultur des Clubs wurden mit meist aggressiv vorgetragenen Hinweisen auf die Tabellensituation oder den Trophäenschrank des Vereins gekontert.

Zu Beginn des Jahres 2008 spielen die Bayern immer noch zumeist häßlichen Fußball, sind Herbstmeister, Tabellenführer und in allen Wettbewerben aussichtsreich vertreten. Dennoch leistet sich der Verein das zweite Mal in diesem Jahr eine Trainerdiskussion und neigt sichtlich zu Nervosität, wie Uli Hoeneß legendärer Ausbruch bei der Mitgliederversammlung zeigte.

Dabei ist nicht einmal das Auseinanderklaffen zwischen Anspruch und Wirklichkeit des Vereins das entscheidende Problem. Dass die Konkurrenz den Rekordmeister nicht wie angekündigt mit dem Fernglas weit entfernt an der Tabellenspitze suchen muss, sondern gleichauf liegt, darüber könnte man beim FC Bayern hinwegsehen. Denn Selbsteinschätzung, Anspruch und Realität lagen bei diesem Verein nie allzu eng beieinander. So sieht sich Bayern auf Augenhöhe mit den ganz großen im europäischen Fußball, mit Real Madrid, dem AC Mailand, Juventus Turin, Barcelona oder dem FC Liverpool. Mit vier Titeln gehören sie tatsächlich zu den Top 5 unter den besten Mannschaften der Champions League und deren Vorgänger, dem Europapokal der Landesmeister. Ähnlich wie Ajax aber liegen auch bei den Bayern drei dieser vier Titel mehr als dreißig Jahre zurück. In der mehr als 25 Jahre währenden Ära des Uli Hoeneß konnte der Verein zwar der nationalen Konkurrenz einteilen, international spielte er aber kaum eine entscheidende Rolle. Den eigenen Anspruch, die Champions League zu gewinnen, konnte der Verein in den vergangenen 30 Jahren nur einmal erfüllen.

Im Grunde genommen ist also alles wie immer beim FC Bayern München. Was sich jedoch geändert hat, ist die Erwartungshaltung der Anhängerschaft. Heute genügt es nicht mehr erfolgreich zu sein, heute muss ein Verein dieser Größenordnung fußballerisch etwas bieten, seien es Starensembles wie in Chelsea, Manchester oder Madrid, Hochgeschwindigkeitsfußball wie bei Arsenal oder in seinen guten Jahren beim FC Barcelona oder wenigstens defensive Designkunst wie der AC Milan sie zelebriert, veredelt durch die individuelle Klasse einzelner Offensivspieler.

Davon jedoch ist der FC Bayern trotz seiner Millioneneinkäufe Ribery, Klose, Toni so weit entfernt wie eh und je. Denn von den Verantwortlichen des FC Bayern weiß niemand, wie man so etwas macht: einem Starensemble eine Fußballphilosophie einimpfen, geschweige denn einen Verein so zu führen, dass er eine Vorstellung vom Fußball lebt, die auch jenseits des Erfolges Freude bereitet.

Manager Uli Hoeneß, darin ein Kind der 80er Jahre, hat den Verein konsequent auf Erfolg geeicht. Das reichte über Jahre, um national zu dominieren und die Fans bei Laune zu halten.
Heute jedoch, wo nicht nur im Fußball der Konsument (und ja, so unromantisch das klingt, jeder Fan ist immer auch Konsument der Ware Fußball) anspruchsvoller geworden ist, genügt das nicht mehr.

Uli Hoeneß Nervosität in den letzten Monaten, die ungewohnte Ungeduld mit den Trainern, legt nahe, dass er das weiß. Aber es lässt genau so vermuten, dass er nicht weiß, wie er damit umgehen soll.

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