Mittwoch, 12. April 2006

Was bleibt

Wenn ich mich an Fußballspieler zurück erinnere, habe ich meist bestimmte Momente vor Augen. Für manche Spieler ist das ein Glück, für andere eher nicht.

Didi Hamann z.B. hat das Glück, dass ich, fällt sein Name, sofort an diesen schönen, gemeinen Freistoß in Wembley denke, flach unten rechts ins Eck. Und daran, wie Englands Torhüterparodie David Seaman langsam, viel zu langsam, fällt, dabei weniger an einen Torhüter erinnernd, sondern eher an eine alte rostige Bahnschranke. Es gibt Leute, die schwören, sie hätten es in Wembley leise knirschen und knarzen hören, als Seaman fiel, um dem Ball aus Grashöhe hinterher zu schauen. Von diesem einen Moment abgesehen, bleibt Hamann lediglich als uninspirierter Mittelfeldarbeiter in Erinnerung.

Bei Kölns ehemaligem Sturmidol Toni Polster ist es sein erster Doppelpack, an den ich mich gern erinnere (neben einem Haufen hübscher Zitate). Insbesondere das zweite Tor zum 2:0 gegen Freiburg in der Saison 1993/94 hat es mir angetan.
Polster bekommt den Ball an der Strafraumgrenze, vor sich zwei Freiburger Abwehrspieler und Torhüter Jörg Schmadtke. Die Freiburger rechnen damit, dass der Stürmer nun in den Strafraum eindringt, vielleicht ein Dribbling versucht, um in eine bessere Schussposition zu gelangen oder den Ball mit Wucht ins Tor zu donnern. Entsprechend orientieren sie sich nach hinten. So etwas nennt man "das Spiel antizipieren", und manchmal geht das schief. Denn Toni Polster macht das, was er am besten kann. Er bleibt einfach stehen. Statt mit dem Ball ein paar Schritte zu laufen, lupft er ihn aus dem Stand über seine verwirrten Gegenspieler hinweg ins Tor. Gewitzt und mit minimalen Bewegunsablauf. Kaum ein Tor offenbarte Toni Polsters Spielweise besser als dieses.

Bei Youssef Mokhtari wird mir eine andere Szene im Gedächtnis bleiben, aus dem Hinspiel gegen Schalke in dieser Saison. Es steht 2:1 für den FC, der zuvor 7 Spiele nicht gewonnen hatte und danach weitere 10 Spiele ohne Sieg bleiben würde. Mokhtari läuft mit dem Ball am Fuß auf das Schalker Tor zu, neben sich in der Mitte Scherz und Podolski. Nur ein Gegenspieler kann sich den drei Kölnern in den Weg stellen, passt Mokthari in die Mitte, können Scherz oder Podolski den Ball mühelos in das leere Tor einschieben. Es stünde wenige Minuten vor Schluss 3:1, der FC würde das Spiel gewinnen. Aber Mokhtari versucht egoistisch einen Kunstschuss und trifft das Außennetz. Wenige Augenblicke später trifft Ebbe Sand zum 2:2-Ausgleich.

Selbst am vergangenen Samstag, vier Monate nach dem Spiel, war diese Szene noch Gesprächsthema auf der Tribüne. Gestern, wenige Tage vor dem Rückspiel in Schalke, haben der 1.FC Köln und Youssef Mokhtari den Vertrag des Spielers aufgelöst.

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