Der Berliner Schauspieler Otto Sander wird in einem Interview mit der Zeitschrift
Galore mit diesem eigenen Zitat konfrontiert: "Im Kopf und im Theater muss Anarchie herrschen."
Er erläutert es so: "Es geht um eine positive Form der Regellosigkeit, der Regelüberschreitung, wenn Sie so wollen. Natürlich sollte man, wenn eine Ampel rot ist, nicht über die Straße gehen."
Der letzte Satz erstaunt den Rheinländer. In Köln betrachtet man eine rote Ampel nicht als Verbot, die Straße zu überqueren, sondern als eine Art freundlicher Empfehlung, doch mal
1. zu schauen, ob Kinder in der Nähe sind,
2. zu gucken, ob gerade ein Polizeiwagen in Sichtweite rumkurvt,
3. darauf zu achten, ob vielleicht ein Auto angebraust kommt.
Kann der Rheinländer alle drei Fragen mit nein beantworten, überquert er die Straße. Schließlich ist er erwachsen und lässt sich von einem kleinen roten Männlein nicht vorschreiben, wo er wie lange zu warten hat.
Beim Lesen von Otto Sanders Sätzen kommt mir Lenin in den Sinn und seine Aussage, dass die Deutschen erst eine Fahrkarte kaufen, bevor sie einen Bahnsteig stürmen. Ich wusste gar nicht, dass Lenin noch aktuell ist.
In der gleichen Ausgabe der Galore lässt sich "Zimmer frei"-Moderatorin Christine Westermann mit dem FC-Geißbock zwischen den Beinen fotografieren. Ich weiß nicht, was Frau Westermann damit ausdrücken will, bin aber brennend daran interessiert, es zu erfahren.