Wer sich nicht für Fußball interessiert, genauer: wessen Herz an keinem Verein hängt, wundert sich gerne, wenn Menschen, die nicht selber auf dem Platz stehen, von "wir" sprechen, wenn sie über ihr Team reden.
Davon abgesehen, dass ich Mitglied des 1.FC Köln bin und deshalb in allem, was den Verein betrifft, "wir" sagen darf (am Rande erwähnt: mir gehören aus diesem Grund ungefähr 1/27000 der Transferrechte an Lukas Podolski), ist es genau das, worum es beim Fußball geht: Wir gegen Die.
Unsere Mannschaft gegen Deren Mannschaft (oder einfach: Die Anderen).
Unsere Gesänge gegen Deren Gesänge.
Fußball kann nur dann begeistern, wenn man hoffnungslos parteiisch ist. Nur dann kann aus einem einfachen Spiel ein großes, emotionales Drama werden. Und genau darum geht's: Große Gefühle.
Suedtribuene - 12. Aug, 14:45
Für den VfB Stuttgart, unseren Gegner am kommenden Sonntag, wird es eine schwierige Saison. 2004 noch in der Champions League haben sie seitdem ihre wichtigsten Spieler verloren und nicht gleichwertig ersetzen können. Das brasilianische Abwehrbollwerk Marcello Bordon wechselte bereits vor der letzten Saison zu den neureichen Kaufleuten auf Schalke und wurde mit Markus Babbel nicht annähernd gleichwertig ersetzt. Diesen Sommer folgte ihm Stürmer Kevin Kuraniy. Spielgestalter Alexander Hleb verließ die Schwaben in Richtung London zu Arsenal.
Die Folgen ließen sich im Liga-Pokal und in einigen Phasen des Duisburgspiels beobachten. Die Mannschaft ist passiv und wirkt unsicher. Kein Wunder, wenn Du in der Offensive Deine beiden wichtigsten Anspielstationen verlierst. Wohin soll er dann, der Ball?
Der neue Trainer Giovanni Trappatoni bittet deshalb auch vor allem um eins: Geduld. Kritik über die großzügige Verkaufspolitik der Vereinsführung kommt ihm allerdings nicht über die Lippen. Man mag sein Deutsch drollig finden, aber der Mann weiß, was er tut und wer ihm zuhört, kann eine Menge lernen. Auch und gerade über Fußball. Und was Drolligkeit angeht: Stell Dich auf eine italienischen Piazza und rede mit den Leuten in ihrer Sprache. Das wird auch sehr drollig. Schon den in Deutschland so beliebten Latte Macchiato zu bestellen, finden die Italiener kurios. Den trinken sie nämlich nicht. Aber zurück zum Spiel: Trotz dieser Schwächen werden wir es schwer haben. Der VfB spielt immer noch um die internationalen Plätze mit, auch wenn es diese Saison vielleicht nur für den UI-Cup reicht. Wir spielen gegen den Abstieg. Und das tun wir am Sonntag mit einer Art letztem Aufgebot, das vermutlich so aussieht:
Wessels im Tor. Davor eine Viererkette mit der Boygroup Lell, Sinkiewicz und Matip. Ergänzt um Christian Springer, der auf der linken Defensivseite den Erziehungsberechtigten seiner jugendlichen Nebenleute geben darf. Im defensiven Mittelfeld werden wieder Grammozis und Sinkala stehen. Beide haben gegen Mainz ordentlich verteidigt, aber im Offensivspiel wenig gezeigt. Mit viel Entlastung ist in Stuttgart also nicht zu rechnen. Zumal vorne nicht jeder in Bestform ist. Streit spielt möglicherweise gar nicht. Für ihn käme Scherz in Frage. Feulner erhält rechts den Vorzug vor Helmes. In Ermangelung von Alternativen spielt ganz vorne Madsen, gegen Mainz ein herzzerreißend komplizierter Spieler. Podolski darf in diesem Spiel mal wieder die Rolle des Hoffnungsträgers übernehmen. Er ist wahrscheinlich immer noch schlecht gelaunt, weil er gegen die Niederlande nicht dabei ist. Da kommt der Heimatverein des Bundestrainers und seines Assistenten wie gerufen, um zu zeigen, dass seine Nichtberücksichtigung für das Länderspiel ein Fehler war.
Geduld wird am Sonntag also nicht nur von den Stuttgarten verlangt. Auch für uns heißt es, geduldig zu sein. Je länger Stuttgart kein Tor schießt, umso unsicherer werden sie. Und irgendwann ist er dann vielleicht mal durch, der Poldi...
Und wem das jetzt alles zu neutral klingt: Doch, ich will drei Punkte aus Stuttgart!!! Ich will immer drei Punkte!
Suedtribuene - 12. Aug, 14:31
Ich habe mich diese Woche ja schon ausgiebig mit Mainz 05 beschäftigt. Mit ihrem lamentierenden Stürmer, ihrem dämlich foulenden Abwehrrecken und ihrem hyperaktiven Trainer. Ich habe im Stadion ihre Fouls mit Schimpfkanonaden kommentiert und ihre kläglichen Torschüsse höhnisch bejubelt. Mit Recht. Und von Herzen.
Gestern Abend habe ich ein wenig UEFA-Cup-Qualifikation im DSF geguckt. Mainz gegen den isländischen Vertreter IB Keflavik.
Ich habe mich über jedes Mainzer Tor gefreut und bei jeder gescheiterten Torchance diese kurz aufflackernde, heftige Enttäuschung gespürt, die so typisch ist, wenn Du im Fußball mit einer Mannschaft mitfieberst.
Suedtribuene - 12. Aug, 11:12