Kölns Trainer Hanspeter Latour hat am gestrigen Abend das erste Mal
Bekanntschaft mit der Kompetenz deutscher Sportberichterstattung machen dürfen.
Sein Wechsel in der 87. Minute, als er beim Stand von 0:0 den defensiven Sinkiewicz für den defensiven Lell brachte, wurde im Fernsehen live (und auch im späteren DSF-Beitrag) als "unverständlich" kritisiert.
Latour tobte, als er das hörte. Den Wechsel begründete er mit Krämpfen Lells. Dass es gegen Dortmunds am Ende immer noch gefährlichen Dreier-Sturm gemeingefährlich hätte sein können, die Abwehr umzustellen, ließ er unerwähnt.
Stattdessen entschlüpfte ihm ein Kommentar, der das Dilemma deutschen Sportjournalismus auf den Punkt bringt:
"Die Leute müssen sich doch erstmal informieren, warum ich so wechsele, die informieren übers TV ganz Deutschland."
Nein, Her Latour, so traurig wir das alle hier finden. Informieren müssen sich deutsche Sportjournalisten überhaupt gar nicht. Das wäre nicht authentisch.
Mit wie wenig Ahnung jemand z.B. Sportschau-Moderator werden kann, bewies Reinhold Beckmann am Tag zuvor eindrucksvoll. Genüßlich zählte er auf, was unter Veh beim VfB Stuttgart alles schief gegangen war, was bei Trappatoni noch geklappt hatte.
Nun muss niemand den
Wechsel von Trappatoni zu Veh gut finden. Ehrlich gesagt: Man muss ihn noch nicht einmal verstehen.
Aber dass ein Trainer in knapp 30 Stunden und einer (!) Trainingseinheit weder zum Guten noch zum Schlechten Einfluss nehmen kann (es sei denn, er schmeißt die halbe Mannschaft raus), sollte selbst einer Nonsense-Maschine wie Beckmann geläufig sein.