WM 2006

Mittwoch, 28. Juni 2006

Ah! Go to hell with your motherfucking p.c., asshole!

Großes Thema gerade: Deutsche Fans, die "Ohne Holland fahren wir nach Berlin!" singen. (Im Pottblog, bei kerOzene, irgendwo auch in den Kommentaren bei dogfood)

Finden nämlich alle voll doof. Schließlich haben wir die Holländer nicht sportlich-fair aus dem Wettbewerb geschossen, sondern dabei zugesehen, wie sie und die Portugiesen sich gegenseitig aus dem Turnier getreten haben. Die einen sind ausgeschieden, die anderen gesperrt oder verletzt.

Voll die Häme jetzt "Ohne Holland fahren wir nach Berlin!" zu singen und Häme hat in den Stadien der FIFA-genormten Political Correctness nichts verloren.

Hallo? Jemand wach? Das hier ist Fußball! Und Häme ist ein elementarer Bestandteil der Stadionkultur.

Egal ob es das lautstarke mexikanische "Buuurrrooo" ist, das den gegnerischen Torhüter bei seinen Abschlägen begleitet oder das englische "Stand up, when you won the war!"

Originell ist beides genauso wenig wie "Ohne Holland...!" Aber darum geht es auch nicht. Es geht um die Schmähung eines alten Rivalen. Die muss nicht witzig sein. Die muss treffen.

Wer sich darüber wundert oder gar aufregt (über die Mexikaner hat sich niemand aufgeregt), versteht das Spiel nicht und war vermutlich noch nie im Stadion, wenn die Rückstände alter Rivalen durchgegeben wurden.

In Aachen haben Sie den eigenen Aufstieg mit lautstarken "Montagabends spielt der FC Kölle"-Gesängen gefeiert (natürlich nicht bei einem Spiel gegen den FC, sondern gegen den VfL Bochum) und wir haben vor unserem Fernseher gesessen, gequält gegrinst und "Nur ein Jahr, dann seid Ihr wieder da!" in uns hineingemurmelt.

Häme ist das Salz in der Suppe des Stadiongesangs.

Man muss sie austeilen, aber auch ertragen können. Weswegen ich nichts mehr schätze, als mit Fans, die ich im Stadion beschimpft habe (und von denen ich weiß, das sie es auch getan haben), nach dem Spiel ein Bier trinken zu gehen. Das gehört dazu.

Was glaubt Ihr, wird in Holland los sein, wenn Deutschland Freitag ausscheidet? Da wird gesungen, dass den Kühen am Niederrhein die Euter wackeln.

Es sei ihnen gegönnt (nicht das ich auf ein Ausscheiden hoffe). Wer lauwarme faire Zuschauer will, kann sein Glück ja mal beim Golf versuchen. Ein Fußballstadion ist dazu der falsche Ort.

Dienstag, 27. Juni 2006

Freitagabend ist spielfrei

Zumindest für mich. Oder glaubt jemand ernsthaft, ich schaue mir an, wie Italien gegen die Ukraine mauert und die Osteuropäer versuchen, einen Ball in eine gezielte Richtung zu dreschen?

Montag, 26. Juni 2006

Statistik am Rande

Wo alle (zu Recht) über die guten deutschen Stürmer Klose und Podolski reden, hier die Statistik der zehn zweikampfstärksten Spieler des Turniers:

1. Per Mertesacker (Deutschland) 81,3%
2. Ricardo Osorio (Mexiko) 74,4%
3. Rio Ferdinand (England) 71,4%
4. Yuji Nakazawa (Japan) 70,7%
5. Christoph Metzelder (Deutschland) 70,4%
6. Oguchi Onyewu (USA) 69,8%
7. Dare Nibombe (Togo) 69,4%
8. Philipp Lahm (Deutschland) 68,9%
9. Juan (Brasilien) 68,5%
10. Patrick Viera (Frankreich) 68,1%

Drei deutsche Abwehrspieler unter den ersten 8. Wollte ich nur mal erwähnen.

Samstag, 24. Juni 2006

Liebe Schwedinnen!

Wir mögen Euch. Und inzwischen mögt Ihr uns ja auch, wie wir gestern beglückt dem Kölner Stadt-Anzeiger entnommen haben. Deshalb hätten wir einen kleinen Vorschlag für Euch, vielleicht habt Ihr ja Lust.

Also, wie wär's:

Wir schicken heute Eure Jungs nach Hause und machen danach zusammen richtig einen drauf. Ohne die Jungs, nur Ihr und wir. Von uns aus auch gerne bis zum 9. Juli.

Wir würden uns da sehr drüber freuen.

Eure Jungs von der Südtribüne

Freitag, 23. Juni 2006

Nochmal davon gekommen

Eigentlich wollte ich heute diesen kleinen, melancholischen Satz ins Blog schreiben:

"Du merkst, dass Du älter wirst, wenn das erste Mal in Deinem Leben alle Spieler bei einer Fußball-Weltmeisterschaft jünger sind als Du."

Dann habe ich entdeckt, dass Tunesiens Torhüter Ali Boumnijel zwei Jahre älter ist als ich.

Ein Aufschub. Bis 2010.

Donnerstag, 22. Juni 2006

Showgirls do Brasil

Brasilien nervt.

Ronaldhino, der nach Adrianos Tor lachend dem Trainer die Hand schüttelt.
Die Auswechselspieler, die wie auf Kommando aufspringen, um sich mit den elf auf dem Platz zu einem Jubelknäuel zu versammeln.
Der abgedroschene und einstudierte Wiegenjubler mit Adriano.
Cafu, der sich beim Schiedsrichter lächelnd mit einem Händedruck für eine gelbe Karte bedankt.

Echte Freude, wie sie den Brasilianern gerne angedichtet wird, sieht anders aus. Echte Freude reißt die Arme hoch und schreit das Glück einfach raus, so wie Oliver Neuville nach seinem späten und hart umkämpften Tor gegen Polen. Ausgerechnet ein Deutscher (aber auch: Schön, dass es ein Deutscher zeigt).

Traumhüter Lars Leese hat es bei center.tv auf den Punkt gebracht: „Bei Brasilien ist nichts authentisch. Das ist eine reine Showtruppe.“

Vielleicht hat das beim Auftritt gegen die Australier so gestört. Auf der einen Seite stemmte sich eine Mannschaft mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln leidenschaftlich gegen die Niederlage, auf der anderen Seite spulte eine routinierte Zirkustruppe lustlos ihr Programm ab und gewann.

Heute Abend um 21:00 Uhr gastieren die Showgirls do Brasil in Dortmund. Gegner: Japan. Eine Mannschaft, die sich wie Australien mit ganzem Herzen gegen die Niederlage wehren wird und am Ende vermutlich mit leeren Händen da steht.

Brasilien, früher einmal das El Dorado der Fußballromantiker, erinnert heute an die bunt glitzernden Fassaden eines schäbigen Amüsierviertels. Alles blinkt, blitzt, lacht und ist fröhlich. Aber wer echte Leidenschaft sucht, sucht besser woanders.

Dienstag, 20. Juni 2006

Das merkeln wir uns!

Ist das eigentlich Zufall, dass die Haushaltsdebatte zum Haushalt 2006 am Tag des letzten deutschen Gruppenspiels der WM stattfindet?

Kurz nach der Entscheidung über die größte Steuererhöhung der Geschichte der Bundesrepublik (die - huch - auch während der WM stattfand)?

Mit einer sensationellen Neuverschuldung von 38 Milliarden Euro?

Ich wollte nur mal drauf hinweisen.

Montag, 19. Juni 2006

Genugtuung

Es hat mir ein tiefes Gefühl der Genugtuung verschafft, als ich am Samstagmittag am Campi im WDR vorbeiging und eine Hundertschaft tschechischer Fußballfans die Terrasse des WDR-Stammitalieners in Beschlag genommen hatte.

Mir haben sie dort mal am Spieltag den Zutritt im FC-Trikot verweigert (so viel zu Campis Verbundenheit mit dem FC).

Noch lieber hätte ich allerdins gesehen, wie die Kellner versucht hätten, bierdurstige tschechische Fans von den Tischen zu vertreiben.

Irritationen im Raum-Zeit-Kontinuum

Heute habe ich für Euch ein physikalisches/technisches Rätsel, dessen Auflösung mich brennend interessieren würde:

Wenn ich bei mir aus dem Haus gehe (zum Supermarkt zum Beispiel oder zum Kiosk), komme ich je nach Weg und Straßenseite an mindestens drei Kneipen, Pizzerie und Cafes vorbei, die ihre Fernseher auf die Straße gestellt haben und Fußball zeigen.

Zwischen diesen Fernsehern liegen etwa 10 Meter Abstand. Um diese zehn Meter zu gehen brauche ich ungefähr 5 bis 10 Sekunden.

Komme ich am ersten Fernseher vorbei, höre ich z.B. "Die Ghanaer fordern Rot.", und sehe die entsprechende Szene auf dem Bildschirm.

Logisch, dass ich dann auf dem nächsten Fernseher sehe, wie der Schiedsrichter die Rote Karte zückt. Schließlich sind um die 7 Sekunden Zeit vergangen.

Denkste. Auf dem Fernseher zehn Meter weiter höre und sehe ich genau dasselbe, was ich auch auf dem ersten Fernseher gehört und gesehen habe, nämlich "Die Ghanaer fordern Rot." Obwohl in der Zwischenzeit knapp 7 Sekunden Zeit verstrichen sind.

Da ich nicht davon ausgehe, dass sich mitten in Köln-Sülz eine Diskontinuität in der Raumzeit befindet, muss es für dieses Phänomen eine Erklärung geben.

Vielleicht kann ein technisch oder physikalisch versierter Mensch unter meinen Lesern mir weiterhelfen?

Woran liegt es, dass ich trotz der vergangenen Zeit auf beiden Fernseher dasselbe sehe und höre?

Und ganz nebenbei: Wie lange braucht dann ein Fernsehsignal von Köln-Sülz nach z.B. Rio de Janeiro?

Freitag, 16. Juni 2006

England ist Beckham (und sonst nix)

In Deutschland steht vor allem der Popstar David Beckham im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Das mag mit der Neigung deutscher Sportjournalisten für Boulevardthemen zu tun haben wie Kloses Tante und Poldis Oma in Polen (Fragen in der Pressekonferenz, die dem folgenden Spiel der Deutschen gegen die Polen in keinster Weise angemessen waren).

In England sieht man in Beckham vor allem den Fußballer. Selbst ein markigen Worten nicht abgeneigter Musiker wie Oasis-Gitarrist Noel Gallagher zollt Becks im Interview mit der deutschen Galore Respekt:

"Aber vergessen Sie doch den ganzen Mist: Beckham spielt einen fantastischen Fußball."

Das Problem: Beckhams Flanken sind Wunderwerke an Präzision und machen ihn zum besten rechten Mittelfeldspieler des Planeten. Aber damit sind seine Fähigkeiten weitgehend beschrieben. Beckham ist ein Spezialist für die rechte Außenbahn. Nicht mehr und nicht weniger.

Zugleich ist er der Schlüsselspieler der englischen Nationalmannschaft und damit ist das Dilemma dieses Teams ausreichend umschrieben. Die Mannschaft hängt an einem Spezialisten und das ist für den internationalen Wettbewerb zu wenig.

Die hochgelobten Mittelfeldallrounder um Lampard hingegen tauchen im Nationaltrikot gerne unter. Damit steht Lampard in einer langen Tradition englischer Ausnahmefußballer. Denn immer wieder bringt das Mutterland des Individualismus herausragende Einzelkönner hervor (Keegan, Lineker, Gascoigne, Lampard, Beckham). Nur eine Mannschaft haben sie seit 1966 nicht mehr auf den Platz gebracht.

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