Donnerstag, 3. November 2005

Der Präsident spricht

und zwar im Kicker. Selbst beim Lesen wirkt das ebenso emotional wie vernünftig.

Wer also die Lage in Köln mal aus Kölner Sicht und nicht aus der von Express, Bild oder SpiegelOnline lesen will, guckt hier.

Helden mit System

Freiburgs Trainer Volker Finke hat schon vor zehn Jahren den archaichen Heldenfußball verspottet und ihm seinen Konzept- bzw. Systemfußball gegenüber gestellt.

Nicht mehr die individuelle Klasse von einzelnen Stars sollte entscheiden. Stattdessen schickte Finke eine wohl organisierte, diszipliniert spielende Mannschaften, in denen jeder einzelne Aufgaben für das Team erledigte, aufs Feld.

In den folgenden Jahren sorgten immer wieder nominell schwächer besetzte Mannschaften mit Systemfußball für Aufsehen und kurzfristigen Erfolg in der Bundesliga: Finkes sogenannte Breisgau-Brasilianer, aber auch Hansa Rostock oder in der vergangenen Saison der FSV Mainz 05 und Arminia Bielefeld. Bezeichnend jedoch, dass die viele dieser Mannschaften nach dem Verlust einiger Leistungsträger ihre Erfolge nicht wiederholen konnten.

Uwe Rapolder, ehemaliger Trainer der Bielefelder Arminia und jetzige Trainer des 1.FC Köln, ist aktuell der bekannteste Vertreter dieser System-Schule. Mit Lukas Podolski, zwischenzeitlich zum Hoffnungsträger einer ganzen Fußballnation erklärt , hat Rapolder in seinen Reihen einen Spieler, der wie kaum ein anderer den jugendlichen, unbekümmerten und individualistischen Helden verkörpert.

Beides, davon ist die deutsche Fußballwelt fast einhellig überzeugt, geht nicht zusammen. System und Held sind nicht kompatibel.

Dass die individuelle Klasse bei taktisch disziplinierten Mannschaften mit klarem System letztlich den Unterschied macht, wird gerne übersehen.

Der FC Chelsea glänzt nicht nur durch die Namen seiner Spieler, sondern durch deren ausgeprägte taktische Disziplin. Die Stärke Chelseas liegt in dieser Kombination aus individueller Klasse und Mourinhos ausgefeiltem Systemfußball.

Wie unterschiedlich sich individuellen Spielweisen auf das System einer Mannschaft auswirken, zeigt ein Vergleich zwischen dem FC Bayern München und Werder Bremen.

Beide spielen in ihrer taktischen Grundaufstellung ein 4-4-2 mit einer Raute im Mittelfeld. Die Umsetzung im Spielsystem unterscheidet sich jedoch deutlich.

Die offensive Position in der Raute besetzt in Bremen der Franzose Johan Micoud, ein Spielmacher alter Schule mit begnadetem und spektakulärem Passspiel, jedoch eine fast reine Offensivkraft.

In München spielt Michael Ballack Micouds Position und interpretiert seine Rolle völlig anders. Er ist nicht nur in der Offensive der zentrale Mann. Sein Aktionsradius auf dem Spielfeld ist enorm. Defensiv arbeitet Ballack genauso bereitwillig wie offensiv. Dafür ist sein Passspiel weit weniger spektakulär als das Micouds.

Beide individuellen Spielweisen haben Folgen für die Mannschaft. Werder ist (freilich nicht nur) wegen Micoud defensiv anfälliger, aber erzielt deutlich mehr Tore als der Meister.

Die Bayern stehen defensiv besser. Auch hier greifen andere Rädchen ins Mannschaftsgetriebe (die beiden Innenverteidiger Lucio und Ismael, der defensive Mittelfeldmann Demichelis). Aber der Münchener Defensivverbund hat auch die Unterstützung des offensiven Ballack und kann damit bereits im Mittelfeld sehr viel einfacher ein Überzahlspiel aufbauen.

Münchens Stärke liegt aber nicht nur in Ballacks Defensivqualitäten. Offensiv unterstützen ihn zwei sehr spielfreudige Außen (aktuell meist Ze Roberto und Deisler), die mit dazu beitragen, das Spiel der Bayern aktuell dem der Bremer überlegen zu machen.

Kaum ein Wunder, dass Bremen in der Champions League gegen Udine ein torreiches 4:3 abliefert. Ein Ergebnis, dass Bayern München selten im Programm hat. Ein 4:2 gilt den Bayern als große Gala, das 2:1 oder 1:0 ist aber fast ihr Standardergebnis.

Diesen Samstag treffen beide Mannschaften im Spitzenspiel der Bundesliga aufeinander. Es dürfte spannend zu beobachten sein, wessen Interpretation des Systems am Ende erfolgreicher ist.

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